• 23.03.2008 13:13

  • von Dieter Rencken

Theissen: "Wir sind sicher auf Kurs"

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen analysiert den Grand Prix von Malaysia und blickt optimistisch auf die noch ausstehenden 16 Rennen

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Nach dem zweiten Platz durch Nick Heidfeld beim Saisonauftakt in Melbourne erreichte das BMW Sauber F1 Team dank Robert Kubica auch heute in Sepang wieder einen Podestplatz. Die deutsch-schweizerische Truppe wurde nur von Ferrari geschlagen und war mit elf WM-Punkten an diesem Wochenende sogar das erfolgreichste Team. Kein Wunder, dass BMW Motorsport Direktor Mario Theissen bei der Analyse des zweiten Saisonrennens äußerst gut gelaunt war.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Erfolgreicher Feldherr von BMW: Mario Theissen macht derzeit alles richtig

Frage: "Herr Theissen, mit diesem zweiten Platz durch Robert Kubica sind Sie sicher sehr zufrieden, oder?"
Mario Theissen: "Ja, aber es stimmt mich nicht nur der zweite Platz zufrieden, sondern auch das schnelle Tempo, das wir im Rennen gehen konnten. Robert konnte sich gleich hinter den Ferraris etablieren. Nick wurde am Start abgedrängt, hatte Pech, aber er hat sich noch von zehn auf sechs vorgearbeitet und am Schluss die schnellste Rennrunde gedreht. Ich glaube, das kann sich sehen lassen. Im zweiten Rennen zum zweiten Mal auf dem Podium - das war ein starker Saisonauftakt für uns. Wir sind bei der Musik."#w1#

Heidfeld war leichter als Kubica

"Wir hatten Nick in der Anfangsphase eigentlich vor Robert erwartet." Mario Theissen

Frage: "Nick Heidfeld hätte ohne das Pech am Start eine viel größere Rolle spielen können, nicht wahr?"
Heidfeld: "Ja. Wir hatten Nick in der Anfangsphase eigentlich vor Robert erwartet, weil er etwas weniger Benzin an Bord hatte, aber in der ersten Kurve hat er gleich fünf oder sechs Plätze verloren. Da war natürlich nichts mehr zu machen."

Frage: "Wie war der Start aus Ihrer Sicht?"
Theissen: "Beide haben sofort zu Trulli aufgeschlossen und haben ihn sozusagen in die Zange genommen. Nick und Trulli haben sich berührt, und das gab Robert die Chance, innen durchzuschlüpfen, während Nick dann auf der Außenbahn regelrecht verhungert ist."

Frage: "In der vierten Runde ging Nick Heidfeld in einem Rutsch an David Coulthard und Fernando Alonso vorbei. Das hat er richtig gut gemacht, nicht wahr?"
Theissen: "Ja, das war sicher das Überholmanöver des Rennens - zwei auf einen Schlag sieht man nicht so oft. Klasse, ein einwandfreies Manöver! Er ist sehr früh auf die Innenbahn gegangen, hat damit die Kurve abgedeckt, hat nicht den Fehler gemacht, zu spät zu bremsen, und damit gehörte die Kurve ihm."

Frage: "Robert Kubica hatte Heikki Kovalainen sicher im Griff..."
Theissen: "Das ist richtig. Das zeigt aber auch, wie wichtig die Startpositionen sind. Wir standen weiter vorne als McLaren, und das aufzuholen und jemanden zu überholen, ist ganz schwierig, speziell wenn noch andere Autos dazwischen sind, die langsamer sind und einen aufhalten. Da kann auch der Schnellste nichts mehr ausrichten. Insofern müssen wir wirklich sehen, dass wir auch im Qualifying vorne bei der Musik sind."

Lücke zur Spitze ist kleiner geworden

"Sicher sagen kann man nach zwei Rennen, dass wir die Lücke zur Spitze verkleinert haben." Mario Theissen

Frage: "Kann man nach zwei Rennen schon eine Tendenz erkennen, ob man sich die Ziele, die man sich für diese Saison gesetzt hat, verwirklichen kann?"
Theissen: "Bisher sieht es so aus, wir sind sicher auf Kurs - wobei die Tendenz immer schwer vorherzusagen ist. Aber sicher sagen kann man nach zwei Rennen, dass wir die Lücke zur Spitze verkleinert haben. Das war unser Ziel. Das heißt, wir haben die Basis für die Saison geschaffen. Jetzt müssen wir halt schauen, dass wir auch in der Saison ordentlich vorankommen."

Frage: "Malaysia ist ja aerodynamisch ein viel besserer Gradmesser für den Rest der Saison als Australien. So gesehen müssten Sie für die nächsten Rennen sehr gut aufgestellt sein, oder?"
Theissen: "Ja, ich sehe das auch so. Die Strecke hier ist nicht nur besonders anspruchsvoll, sie ist auch für die permanenten Strecken, die kommen werden, eher repräsentativ als der Albert Park."

Frage: "In Australien hatte Ferrari Schwierigkeiten, aber hier waren sie wirklich immens stark, nicht wahr?"
Theissen: "Ja. Es ist sehr interessant, dass die zwei Topteams nicht gleich unterwegs sind, sondern von Strecke zu Strecke sehr stark variieren. Wir erwischen zumindest immer das jeweils langsamere Team (lacht; Anm. d. Red.)!"

Frage: "Bekommt ihr für Bahrain viele Neuerungen?"
Theissen: "Nicht viele, denn wir haben dazwischen keinen Test mehr, nur ein paar Entwicklungen. Ein großer Schritt kommt dann für Barcelona. Aber Kleinigkeiten werden wir schon dabei haben in Bahrain. Jetzt fahren wir mal nach Hause, das war ja zwischen Melbourne und hier nicht der Fall. Die meisten Mitarbeiter steigen noch heute Abend in den Flieger und sind dann morgen, am Ostermontag, zu Hause."

Serie soll in Bahrain fortgesetzt werden

"Ich hoffe, dass wir in Bahrain unsere Serie fortsetzen können." Mario Theissen

"Die Vorbereitung ist kurz: Wir haben ein paar Tage in der Fabrik und Anfang der nächsten Woche wird schon wieder zusammengepackt. Ich hoffe, dass wir in Bahrain unsere Serie fortsetzen und dass wir uns für die ersten zwei oder drei Reihen qualifizieren können. Dann ist immer ein Podiumsplatz im Rennen drin."

Frage: "Gestern gab es ja um Nick Heidfeld diese Blockadesituation im Qualifying. Glauben Sie, dass es da bis Bahrain schon eine Regeländerung geben wird?"
Theissen: "Ja. Ich halte das für notwendig. Gestern Nacht habe ich mich mit Charlie Whiting (Technischer Delegierter der FIA; Anm. d. Red.) unterhalten, und zwar nicht über unsere spezielle Situation, sondern über langsame Autos generell und einen Geschwindigkeitsunterschied von 200 km/h. Das darf nicht mehr passieren."

Frage: "Klang er so, als würde sich für Bahrain schon etwas ändern?"
Theissen: "Ja."

Frage: "Ein anderes Sicherheitsthema sind die Rückspiegel, denn die Fahrer sagen, dass man mit den hochgezogenen Cockpitwänden kaum noch etwas sehen kann. Jarno Trulli hätte Nick Heidfeld in der ersten Kurve fast abgedrängt..."
Theissen: "Darum sagen wir unseren Fahrern immer, dass sie in Führung gehen sollen (lacht; Anm. d. Red.)! Im Ernst: Das ist zum ersten Mal, dass ich das höre. Wenn es stimmt, dann muss sich die Technische Arbeitsgruppe damit befassen."