• 23.03.2008 10:56

Heidfeld: "Waren schneller als McLaren"

Nick Heidfeld im Interview über seinen unglücklichen Start, das tolle Überholmanöver und die wahre Stärke des BMW Sauber F1 Teams

(Motorsport-Total.com/Premiere) - In der vorletzten Runde des Grand Prix von Malaysia fuhr Nick Heidfeld heute die schnellste Runde im Rennen. Da darf man sich fragen: Was wäre ohne die Blockade im Qualifying und das Pech am Start mit Jarno Trulli drin gewesen? Am Ende wurde es Platz sechs. Was bleibt, ist die Freude über die Pace des BMW Sauber F1 Teams.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfelds starke Leistung wurde nur mit mageren drei Punkten belohnt

Frage: "Nick, ein schwieriges Rennen. Am Start wurdest du von Jarno Trulli abgedrängt. Wie hast du das gesehen?"
Nick Heidfeld: "Der Start von der Linie weg war sehr gut. Ich habe ein paar Meter gutgemacht und mich richtigerweise für die Außenseite entschieden. Ich war neben Jarno, obwohl ich von weiter hinten kam, aber zu dritt wird es da halt ein bisschen eng. Er schob mich ein bisschen raus. Es haben anderthalb Meter gefehlt, um sauber an ihm vorbeizukommen. Ich habe dadurch viele Positionen verloren und er clevererweise auch. Das war das größte Problem für mich. So etwas passiert, ist aber trotzdem ärgerlich - speziell wenn man sieht, was für eine Pace wir hätten fahren können."#w1#

Ein bisschen Ärger über Trulli

"Es war nicht ganz intelligent von ihm, denn er hatte innen genug Luft." Nick Heidfeld

Frage: "Bist du verärgert über den italienischen Kollegen?"
Heidfeld: "Natürlich! Es war nicht ganz intelligent von ihm, denn er hatte innen genug Luft. Ich möchte ihm keine Absicht unterstellen, denn vielleicht hatte er wenig Grip, aber es hat uns beiden in der ersten Runde einige Plätze gekostet."

Frage: "Du hast dann für ein tolles Manöver gesorgt, als du im Kampf mit David Coulthard und Fernando Alonso vor der vorletzten Kurve der schlaue Dritte warst..."
Heidfeld: "Ich habe gesehen, dass Coulthard einen Fehler macht, und kam im Windschatten aus der Kurve raus. Ich wusste erst nicht, welchen Windschatten ich nehmen soll, habe mich dann aber für Coulthard entschieden. Erst war es links eng, aber Coulthard zog zum Glück nach rechts zu Alonso rüber. Für mich hat es dann auf der Innenbahn gepasst."

Frage: "Macht einen so ein Manöver als Rennfahrer richtig glücklich?"
Heidfeld: "Ja, das hat riesig Spaß gemacht! Vor allem war es für mein Rennen auch entscheidend. Ich hatte zu dem Zeitpunkt durch den Verkehr schon eine Menge Zeit verloren, denn die da vorne waren sehr schnell, aber ohne das Manöver wäre das Rennen wahrscheinlich noch viel schlechter ausgegangen."

Hinter Webber und Hamilton

"Für Lewis hat es leider nicht gereicht." Nick Heidfeld

Frage: "Du warst dann lange hinter Mark Webber und Lewis Hamilton. Wie war es, die beiden zu beobachten?"
Heidfeld: "Auch sehr ärgerlich. Lewis ist nicht vorbeigekommen. Ich habe am Anfang ein bisschen Druck gemacht, habe dann aber gesehen, das bringt nicht viel. Also habe ich meine Reifen geschont, und als Webber reinkam, wollte ich ein paar schnelle Runden drehen. Leider war Lewis da nicht ganz so schnell unterwegs. Das hat nicht viel ausgemacht, denn an Webber bin ich sowieso vorbeigekommen, aber für Lewis hat es leider nicht gereicht."

Frage: "In Runde 42 dann dein letzter Boxenstopp. Durch den kamst du vor Mark Webber."
Heidfeld: "Hat perfekt funktioniert. Ich glaube, es war sogar der schnellste Stopp. Lewis ist mit weniger Sprit zwei Runden länger draußen geblieben, aber es wurde trotzdem recht eng, als er rauskam. Leider hat es knapp nicht gereicht."

Frage: "Ein bisschen später warst du mit zwei Rädern neben der Strecke..."
Heidfeld: "Das war die Phase, als ich wusste, dass Lewis noch draußen bleibt. Ich hatte einen Aguri vor mir und habe alles riskiert, um irgendwie an Lewis vorbeizukommen. Es war klar, dass das recht aussichtslos ist, weil er auf der besseren Strategie war, aber wenn man es nicht versucht, dann braucht man gar nicht zu starten."

Frage: "Du bist die schnellste Rennrunde gefahren. Dafür gibt es nicht nur irgendeine Trophy, sondern das ist auch der schnellste Mann im Feld. Wie siehst du das?"
Heidfeld: "Die Ferraris mussten am Schluss nicht alles geben, die waren schon stärker als wir. Aber wir waren schneller als McLaren-Mercedes. Das stimmt für den Rest der Saison sehr optimistisch. Wir waren ganz klar stärker. Robert (Kubica; Anm. d. Red.) hat Kovalainen 20 Sekunden hinter sich gelassen und ich bin die schnellste Rennrunde gefahren."

Heute schneller als die Silberpfeile

"Wir sind immer noch stärker als nach der Wintersaison erwartet." Nick Heidfeld

"In Melbourne sah es noch ein bisschen anders aus, da waren die stärker als wir. Aber die Strecke hier ist eigentlich repräsentativer - und wir sind immer noch stärker als nach der Wintersaison erwartet. Wenn man auf die Saison schaut, wollen wir natürlich an die Spitze, und da ist es schön, wenn man ein Team wie McLaren-Mercedes hinter sich halten kann."

Frage: "Wie sehr bist du überrascht, dass es so gut läuft?"
Heidfeld: "Ich bin schon überrascht. Melbourne war schon eine Überraschung, aber auch hier hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir so stark sind. Mein Rennen war wie gesagt mit der Blockade im Qualifying leider bestraft, dann auch mit der ersten Runde, aber dass wir die Pace von McLaren fahren können, hätte ich nicht erwartet. Heute haben wir das erste Mal das wahre Potenzial von Ferrari gesehen, bei denen in Melbourne natürlich alles schief gegangen ist."

Frage: "In Melbourne warst du Zweiter, hier ist Robert Kubica der Held im Team. Wie sehr wurmt dich das?"
Heidfeld: "Gar nicht. Er hat es verdient, er ist ein Superrennen gefahren. Mich wurmt mehr, dass es für mich einfach nicht geklappt hat. Für das Team und für Robert war es super, denn das ist das beste Teamergebnis, das wir je hatten - elf Punkte. Mir ist lieber, dass Robert Zweiter wird als irgendein anderer."

Frage: "Wann klappt es denn nun mit dem ersten Sieg?"
Heidfeld: "Kann ich nach wie vor schwer einschätzen. Wir hatten sowohl in Melbourne wie auch hier in Kuala Lumpur mindestens ein Team, das stärker war als wir, aber wir waren konstant ziemlich weit vorne dabei."