• 31.03.2006 09:28

Theissen: "Nur eine kurzfristige Abhilfemaßnahme..."

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen erklärt das genaue Übel der bisherigen Motorschäden und gibt sich zuversichtlich für Samstag und Sonntag

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Herr Theissen, es gab schon bisher drei Motorschäden in dieser Saison, jetzt auch noch der Wechsel bei Jacques Villeneuve. Wie erklären Sie sich das?"
Mario Theissen: "Wir haben mit der Zuverlässigkeit des neuen V8-Motors noch Probleme. Derzeit gilt unsere ganze Aufmerksamkeit diesem Thema, an der Rennstrecke genau wie in München. Wir sind noch nicht stabil, insbesondere in der Produktion von Motoren. Wir haben den Fehler inzwischen eingekreist. Es war so, dass wir im Winter die gesamten Renndistanzen gefahren sind, aber bei einem Zulieferteil wurden in den vergangenen Wochen die Toleranzgrenzen überschritten. Die Abmessungen haben sich sukzessive verändert."

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld und Mario Theissen

Mario Theissen während des heutigen Trainings mit seinem Fahrer Nick Heidfeld

"Unsere kurzfristige Reaktion ist nun, dass wir Teile verwenden, die wir im Lager haben - und zwar solche Teile, die den ursprünglichen Sollabmessungen am nächsten kommen. Das ist seit Malaysia passiert. Wir haben zwei solche Motoren hier - einen für Nick (Heidfeld; Anm. d. Red.), einen für Jacques. Bei Nick ist er bereits im Auto, bei Jacques kommt er morgen nach dem dritten Training rein. Das ist ein unplanmäßiger Wechsel, so dass er zehn Plätze nach hinten gehen muss. Dennoch haben wir diese Entscheidung schon vor diesem Wochenende in München getroffen, weil wir sicherstellen wollten, dass auch Jacques mit einem dieser ausgesuchten Motoren fahren kann."#w1#

Das Problem liegt im Kurbeltrieb begraben

Frage: "Um welches Teil handelt es sich dabei genau?"
Theissen: "Es ist ein Zulieferteil im Kurbeltrieb. Nähere Angaben kann ich dazu nicht machen."

"Neue Teile zu fertigen, dauert mehr als eine Woche." Mario Theissen

Frage: "Nick Heidfeld ist heute auch mit dem neuen Motor nicht viel gefahren. Ist das als Zeichen zu werten, dass das Vertrauen trotzdem noch nicht ganz so da ist?"
Theissen: "Ich habe ja bereits gesagt, dass es nur eine kurzfristige Abhilfemaßnahme ist. Neue Teile zu fertigen, dauert mehr als eine Woche. Also mussten wir auf die Teile zurückgreifen, die im Lager sind. Wir wollen diese Motoren hier und in Imola fahren. Dann haben wir für den Nürburgring die Chance, neue Teile, die wir jetzt gerade fertigen lassen, in neuen Motoren zu verbauen."

Frage: "Gibt es auch eine Reduktion bei den Drehzahlen?"
Theissen: "Nicht unbedingt, denn die Probleme sind nicht direkt drehzahlbezogen."

Frage: "Robert Kubica und Jacques Villeneuve sind ziemlich viel gefahren. Wie sieht Ihre Einschätzung des Rennspeeds aus?"
Theissen: "Ich glaube, dass wir hier ordentlich sortiert sind. Die beiden waren ganz klar auf unterschiedlichen Programmen, so dass ich mit den Zeiten zufrieden bin."

Frage: "Auch Nick Heidfeld sah mit nur fünf Runden recht gut aus..."
Theissen: "Ja. Wenn das Wetter mitspielt, sollten wir gut dabei sein."

Theissen wünscht sich einen Platz in den Top 10

"Es gibt sechs oder sieben starke Teams." Mario Theissen

Frage: "Ist es nun das Ziel, im Qualifying in die Top 10 zu fahren?"
Theissen: "Das gilt für die gesamte Saison, denn es gibt sechs oder sieben starke Teams. Es wird von der Tagesform abhängen, wer da hineinfahren kann."

Frage: "Wie schätzen Sie die bisherigen Leistungen von Robert Kubica ein?"
Theissen: "Sehr erfreulich! Er hat jetzt zum dritten Mal das Freitagstraining absolviert, zum dritten Mal ein umfangreiches Programm zurückgelegt, ist schnell gewesen. Er hat auch in den ersten zwei Rennen keine Fehler gemacht, obwohl für ihn alle drei bisherigen Strecken neu waren. Er liefert sehr gute Daten, die sehr gut verwertbar sind. Die Abstimmung der beiden Rennautos stützt sich auf seine Angaben."

Frage: "Wann sehen Sie ihn in einem Stammcockpit?"
Theissen: "Ich glaube, dass es für einen jungen Fahrer - insbesondere für einen wie Robert, der erst 21 ist - sehr wertvoll ist, erst einmal eine Saison zu testen, um sich in der Formel 1 zu etablieren. Es geht nicht nur um das schnelle Fahren, sondern um ein Gesamtverständnis der Formel 1 - und die ist ziemlich komplex! Auf einen Fahrer kommen viele Aufgaben zu. Robert hat die Gelegenheit, sich das sukzessive anzueignen. Ich gehe davon aus, dass er am Ende dieser Saison rennreif sein wird."