Theissen: "Nick ist noch nicht über den Berg"
BMW Motorsport Direktor Mario Theissen analysiert das Rennen und spricht über die Probleme, die derzeit je einer der beiden Fahrer der Top-Teams hat
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 gibt dieses Jahr einige Rätsel auf. Zum einen jenes, warum in den Top-Teams Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW Sauber derzeit jeweils ein Fahrer Probleme hat, mit dem anderen mitzuhalten. Bei Ferrari steht Kimi Räikkönen in Felipe Massas Schatten, bei den "Silberpfeilen" dominiert Lewis Hamilton Heikki Kovalainen im zweiten Auto und Nick Heidfeld tat sich in Valencia wieder einmal gegen Robert Kubica schwer.

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Mario Theissen wird Nick Heidfeld noch Zeit geben, seine Probleme zu lösen
"Interessanterweise sehen wir jetzt bei allen drei Teams einen ziemlich großen Unterschied zwischen den beiden Fahrern", ist BMW Motorsport Direktor Mario Theissen aufgefallen. "Mir ist auch nicht ganz klar, warum das so ist, aber es ist eindeutig. Das haben wir hier wieder gesehen", so der Deutsche, und führt lachend an: "Vielleicht sind die mit den schwarzen Haaren schneller, was weiß ich..."#w1#
In der Qualifikation hatte Heidfeld einmal mehr deutlich das Nachsehen. Hat man dem Deutschen vielleicht zu viel Benzin mitgegeben? Sein Chef sieht das nicht so: "Nick hatte für vier Runden mehr Benzin an Bord als Robert. Da gab es Leute im Feld, die deutlich länger fuhren."
Heidfeld ist weiterhin ein Wackelkandidat
Angesichts der anhaltenden Formschwäche muss sich das Team zwangsläufig die Frage stellen, ob man für kommendes Jahr an Heidfeld festhalten kann. Es gebe "genügend" Fahrer auf dem Fahrermarkt, aber: "Fahrer sind kein Thema, dazu werde ich mich im Moment nicht äußern." Gleichzeitig will Theissen 2009 um den WM-Titel fahren: "Wir brauchen dazu zwei Autos, die in der Lage sind, ordentlich zu punkten."
Bei den Testfahrten in Monza wird das Team nicht explizit mit Heidfeld an den Problemen arbeiten: "Nick sitzt sowieso bei den Testfahrten in Monza an zwei Tagen in Auto, aber da wird das Paket für Monza ausprobiert. Vielleicht testet man da speziell die eine oder andere Sache, aber dass man extra einen gesamten Tag für ihn testet, das sehe ich nicht."
"Wenn ein Fahrer strauchelt, dann muss ich versuchen, diese Schwäche zu überwinden, und zwar mit den Personen und mit dem Material, das ich im Team habe", erklärt der 56-Jährige. "Das heißt im Fall des Fahrers, mit ihm arbeiten, so wie wir dies auch schon in den vergangenen Monaten getan haben. Er muss an sich arbeiten, er muss sich mit den Ingenieuren zusammensetzen, die Daten analysieren und über seinen Fahrstil nachdenken. Er muss versuchen, herauszufinden, woran es liegt."
"Wir können ihm dann auch einen Testtag geben, auch das haben wir schon gemacht, um zu versuchen, etwas zu ändern. Man muss eigentlich nichts anderes tun, als wenn es woanders brennt. Wenn das Auto langsam ist, dann muss ich an anderer Stelle analysieren. Dieses Problem hatten wir im Januar, als das Auto auf Anhieb nicht die erwarteten Rundenzeiten fuhr. So etwas findet man nicht über Nacht. In dem Fall ist der Nick ganz offensichtlich noch nicht über den Berg."
Eine Kopfsache
Ist es bei Nick Heidfeld vielleicht eine Kopfsache? "Das ist genau der Punkt", antwortet Theissen. "Wenn ich gestern die zweite Runde im zweiten Qualifying-Teil angeschaut habe, dann ist es völlig klar, dass er es drauf hat." Aus diesem Grund kümmert sich nun ein Coach um den Piloten: "Mir ist er bekannt, aber wir reden nicht darüber", gibt sich Theissen verschlossen, der "auf jeden Fall" die Geduld hat, Heidfeld die notwendige Zeit zu geben.
Theissen schaut optimistisch nach vorn
Beim Blick auf die kommenden schnellen Rennen in Spa und Monza gibt sich Theissen optimistisch: "Ich bin eigentlich schon zuversichtlich, was die schnellen Rennen angeht. Ich glaube, dass das Auto dort passt. Nun müssen wir einmal abwarten, wie die Ergebnisse aussehen, aber ich bin zuversichtlich." Zudem stehen neue Teile in der Pipeline: "Wir haben für Spa und Monza noch einiges im Programm."
Ist der BMW Sauber F1.08 auf schnellen oder langsameren Strecken besser? "Es ist für uns dieses Jahr nicht so eindeutig, sagen zu können, dass uns die langsamen oder die schnelleren Strecken besser liegen. Zu Beginn der Saison waren wir in langsamen Kurven besonders gut. Als wir dann mit hohen Erwartungen nach Monaco kamen, war das dann gar nicht so. Mittlerweile habe ich eher den Eindruck, dass wir in schnellen Kurven dabei sind."
Budapest soll eine Ausnahme bleiben
Mit einem weiteren Ausrutscher wie in Budapest rechnet Theissen übrigens nicht mehr: "Ungarn kann man streichen, das war ein echtes Streich-Resultat. Wenn ich mir dieses Wochenende und das Qualifying anschaue, und man dort das Benzin herausgerechnet, dann war der Robert nur um eine Zehntelsekunde hinter Hamilton und Massa, im Rennen war es deutlich mehr. Da waren es so drei bis fünf Zehntelsekunden."

