Theissen: "Die Formel 1 ist wertvoll für BMW"
Das BMW Sauber F1 Team wird der Formel 1 auch trotz der aktuellen Finanzkrise erhalten bleiben - Kosteneinsparung Pflicht für alle Rennställe
(Motorsport-Total.com) - Spätestens seit dem 5. Dezember 2008 machen sich alle in der Formel 1 engagierten Teams darüber Gedanken, inwiefern eine teure Teilnahme an dieser Rennserie überhaupt noch zu vertreten ist. Honda hat angesichts der wirtschaftlichen Lage bereits den Stecker gezogen und sich aus der Formel 1 verabschiedet, die anderen Rennställe scheinen ihre Situation zumindest zu überprüfen. BMW Motorsport Direktor Mario Theissen sieht sein Team auf alle Fälle auch weiterhin im Wettbewerb der Formel 1.

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Mario Theissen hält es für möglich, dass schon bald neue Teams andocken
"Wir überprüfen unser Engagement jedes Jahr aufs Neue", sagte Theissen gegenüber 'Spiegel Online'. "Als klar wurde, wie sich die Weltwirtschaftslage entwickelt, haben wir uns noch einmal mit dem Vorstand zusammengesetzt. Wir konnten darauf verweisen, dass wir den Aufwand bereits seit Jahren senken. BMW kostet die Formel 1 schon heute 30 Prozent weniger als 2005, obwohl wir damals nur Motorenlieferant waren und heute mit eigenem Team antreten."#w1#
Motorsport-Engagement macht noch immer Sinn
"Parallel haben wir den sportlichen Erfolg hochgefahren, so dass unsere Marketingexperten sagen: 'Die Formel 1 ist wertvoll für BMW.' Es ist auch die Motorsport-Kategorie, die von allen am besten abschneidet, wenn man eine betriebswirtschaftliche Rechnung anstellt", beschrieb Theissen die positiven Auswirkungen eines Engagements im Motorsport und hob anschließend die hohe Bedeutung der Formel 1 hervor.
"Wenn man 30 Jahre zurückblickt, sieht man, dass es damals mehrere Motorsportwettbewerbe auf einem Level gab. Inzwischen hat aber die Formel 1 alle Aufmerksamkeit und auch den Großteil der Sponsoreneinnahmen auf sich konzentriert", meinte der Deutsche. Doch auch die Geldgeber haben den Ernst der Lage erkannt: "Ja, die Sponsoren kämpfen genauso mit der wirtschaftlichen Lage wie die Autohersteller."
Doch den Rückzug eines Sponsors sollten die Rennställe überleben können, so Theissen. "Wenn ein Sponsor ausfällt, heißt das nicht zwangsläufig, dass ein Team aussteigt", erläuterte der BMW Motorsport Direktor und verwies zugleich auf die Konsequenzen, würden bald tatsächlich weniger Teams an den Start gehen: "Wenn weniger Teams da sind, wäre es eine Möglichkeit, drei Wagen statt zwei pro Rennstall ins Rennen zu schicken."
Theissen rechnet mit Schwierigkeiten bei den Motoren
"In anderen Rennserien ist das Usus. Ich glaube aber eher, dass neue Teams dazukommen werden", sagte Theissen und machte dies an den aktuell diskutierten Plänen zur effektiven Kostensenkung in der Formel 1 fest. "Dadurch ist ein Engagement viel besser kalkulierbar. Innerhalb von zwei, drei Jahren können wir dahin kommen, dass sogar neue Privatteams wieder den Sprung in die Formel 1 schaffen."
So könne man künftig vor allem bei den Motoren deutlich sparen. "Vor ein paar Jahren war es umgekehrt, da haben wir drei Motoren für ein Rennwochenende gebraucht: einen am Freitag, einen am Samstag, einen am Sonntag. Die Motorlebenslaufleistung war 400 Kilometer. Wir sind heute bei 1200 Kilometer und werden uns auf 2400 verpflichten - ohne einen neuen Motor zu konstruieren", sagte Theissen.
"Das wird eine spannende Übung, die sicher nicht schmerzfrei abgeht. In der kommenden Saison dürften wir den einen oder anderen Motorschaden mehr sehen. Dafür werden die unabhängigen Teams dann schon fünfzig Prozent der bisherigen Kosten für die Motoren sparen", so der Deutsche abschließend. Doch auch bei den Aggregaten gibt es eine Grenze: Bei einem Einheitsmotor würde BMW vermutlich nicht mitspielen...

