• 24.09.2009 17:41

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Theissen: Briatore in der FOTA ersetzbar

Mario Theissen betrachtet "Crashgate" als abgeschlossen und bedauert, dass der "bunte Vogel" Flavio Briatore lebenslang gesperrt wurde

(Motorsport-Total.com) - Für Mario Theissen ist nach den vielen Skandalen der vergangenen Jahre, die mit "Crashgate" einen vorläufigen Tiefpunkt erreicht haben, jetzt wieder Zeit für den Sport: "Ich beurteile diese Situation als hinter uns liegend und glaube nicht, dass sie dieses Rennen überschatten wird", sagt der BMW Motorsport Direktor vor dem Nachtrennen in Singapur.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen und Flavio Briatore

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen im Gespräch mit Flavio Briatore

Zum Urteil der FIA - zwei Jahre auf Bewährung für Renault, lebenslänglich für Flavio Briatore und fünf Jahre für Pat Symonds - könne er "nicht viel" sagen: "Ich habe keinen Zugang zu den Informationen, die die FIA zu dieser Entscheidung veranlasst haben. Daher kann ich das Urteil nicht kommentieren. Ich gehe aber davon aus, dass die FIA gute Gründe für ihre Entscheidung hatte", zweifelt Theissen nicht an der Integrität des Automobilweltverbandes.#w1#

"Flavio ist ein bunter Vogel, der das Fahrerlager geprägt hat. Es ist traurig, Leute wie ihn zu verlieren, aber auch Leute wie Pat Symonds, der eine sehr lange Karriere in der Formel 1 hatte. Aber das ist das Urteil und das müssen wir akzeptieren", sagt der Deutsche, der glaubt, dass die Teamvereinigung FOTA nicht unter dem Abgang Briatores leiden wird: "Flavio war Leiter der Kommerziellen Arbeitsgruppe, aber es gibt andere kompetente Personen, die das übernehmen können."

Hinter der Entscheidung eines Teams, ein Rennen zu manipulieren, vermutet er "Erfolgsdruck", auch wenn er selbst bei BMW dies nie in einer so extremen Form erlebt habe. Doch klar ist: Der Renault-Vorstand wollte immer nur solange Formel 1 fahren, wie sich das Engagement rechnet. Das war zuletzt mit schwindenden Erfolgen nicht mehr der Fall. Da kann man schon verleitet sein, beim ersten Nachtrennen der Geschichte ein bisschen nachzuhelfen...

Dass Nelson Piquet jun. bei der Aktion mitgespielt hat, legt den Schluss nahe, dass die Fahrer immer mehr zu Marionetten verkommen, die ihre eigene Meinung hinter den Interessen des Teams anstellen. Der Sportsgeist bleibt dabei auf der Strecke. Theissen dazu: "Einerseits ist bei den großen Teams die Kommunikationslinie strikter und umfassender vorgegeben als beim kleinsten Team in der Startaufstellung. Darin liegt sicher eine gewisse Gefahr."

¿pbvin|512|1994||0|1pb¿"Das hat aber nichts damit zu tun, dass ein Fahrer in einem großen Team eher zu unerlaubten Mitteln greifen sollte als in einem kleinen. Eigentlich ist mein Verständnis, dass es umgekehrt ist, dass in einem renommierten Team dem Fahrer wie auch dem Personal klar sein muss, dass solche Vorgänge nicht vorkommen dürfen", so der 57-Jährige. "Nur: In der Kommunikation sind sie sicher eher angeleitet als in einem kleinen Team."

Noch dazu kam Piquet als Kronzeuge der FIA schadlos aus der ganzen Sache heraus. Fraglich bleibt allerdings, ob ihn ein Team angesichts dieses riesigen schwarzen Flecks auf seiner Weste verpflichten würde: "Das ist eine gute Frage", runzelt Theissen die Stirn und antwortet nach einer kurzen Nachdenkpause: "Bevor man sie beantworten kann, muss man sich mit so einem jungen Mann hinsetzen und mal hören, wo er wirklich steht."

Klar ist für den BMW Motorsport Direktor nach "Spygate", "Liegate", "Crashgate" und Co. aber: "Die Ereignisse der letzten zwei Jahre waren alles andere als förderlich. Ich hoffe, dass die harten Urteile dazu beitragen, dass es wirklich einzelne Fälle geblieben sind und dass nicht mehr hochkommt - und vor allen Dingen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert. Die Formel 1 hat die Chance auf eine sehr starke Zukunft, aber die ist natürlich nur gegeben, wenn es ein echter Sport ist."