• 27.02.2018 15:50

  • von Dominik Sharaf, Girogio Piola & Matt Sommerfield

Technik-Check: Force India will Punkte zum Discounterpreis

Weil das Geld fehlt: Außer Red-Bull-Außenspiegeln und einem McLaren-Halo gibt es wenig Neues am VJM11, doch Innovationen könnten noch kommen

(Motorsport-Total.com) - Force Indias neuer Formel-1-Rennwagen VJM11 wurde als letzter von zehn Boliden für die Saison 2018 präsentiert. Deswegen wartet er nicht mit weniger raffinierten Lösungen auf als die Machwerke der Konkurrenz. In unserem Technik-Check beleuchten wir im Detail, was die jüngste Generation des "Pink Panthers" mitbringt, um die Platzhirsche mit dem kleinsten Etat der Szene zu ärgern.

Titel-Bild zur News: Nikita Mazepin

Wenig Geld und entsprechend wenig Neues: Reicht das für Force India noch? Zoom

Nicht zu übersehen ist, dass Force India bei seinem (insbesondere zum Ende der vergangenen Saison) gut funktionierenden Auto keine Risiken eingegangen ist. Evolution statt Revolution war wie bei vielen Teams das Motto. Da erneut ein V6-Hybride von Mercedes im Boliden steckt und die Position der Vorderachse nicht verändert wurde, war der Radstand als zentrales Kriterium vordefiniert.

Es ist kein Zufall, dass die Vorderräder am VJM11 da sind, wo sie 2017 waren: Seitdem die Pneus in der Formel 1 breiter geworden sind, sind sie aerodynamisch mehr von Belang. Die Vorderachse definiert also das Grundkonzept. Wollen Designer es beibehalten, tasten sie diesen Orientierungspunkt nicht an. So geschehen bei Force India, wo man auf einen großen Abstand zu den Seitenkästen setzt, um die Auswirkungen der Luftverwirbelungen auf die übrige Aerodynamik zu begrenzen.

Auch an der Nase und dem übrigen Chassis zeigen sich wenig Neuerungen, obwohl der Höcker auf der Frontpartie (auf Höhe der Vorderachse) nicht mehr so kantig ausfällt wie 2017. Wahrscheinlich ist der Grund, dass der hydraulische Nickdämpfer darunter kleiner geworden ist und weniger Platz braucht. Die Entwicklung war überfällig, nachdem das Verbot der Wunderfahrwerke Anfang 2017 die Teams dazu gezwungen hatte, in diesem Teil des Autos halbgare Übergangslösungen zu setzen.

Nikita Mazepin

Die neuen Seitenspiegel am VJM11 sind eigentlich eine Idee von Red Bull Zoom

Eine große Veränderung hat Force India bei den Außenspiegeln vorgenommen, die eine aerodynamische Funktion erfüllen. Sie sind nicht nur weit innen an der Cockpitwand moniert und ragen hinaus, sondern befinden sich auch an einem L-förmigen Bügel. Dort, wo er senkrecht nach oben steht, ist er so gestaltet, dass er den Luftstrom umlenkt und glättet, um den hinteren Teil des Autos besser anzuströmen. Neu ist die Idee nicht, sondern von Red Bulls RB13 (ab Ungarn 2017) abgekupfert.

Nikita Mazepin

Der neue Force India ähnelt nicht nur in den Konturen seinem Vorgänger Zoom

Dazu wartet der VJM11 mit zusätzlichen Flügelchen an den Vorderkanten der vorderen Bremsschächten auf. Der Luftstrom soll mit ihnen um die Vorderreifen herumgeführt werden. Das Halo, das Force India finanziell und personell vor eine Herausforderung gestellt haben dürfte, könnte der Grund sein, warum sonst nicht experimentiert wurde. Zu beschäftigt war das kleine Team offenbar damit, Gewicht für den Kopfschutzbügel zu sparen und ihn aerodynamisch zu integrieren.

Esteban Ocon

Das Halo hat ein paar zusätzliche Abweiser spendiert bekommen - wie bei McLaren Zoom

Auf dem Halo gibt es bei Force India - ähnlich wie bei der Konkurrenz - kleine Abweiser. Ein dreifacher Flügel erinnert an eine beim Abu-Dhabi-Test im vergangenen Jahr beobachtete McLaren-Lösung. Sie sorgt dafür, dass der Luftstrom von den Verwirbelungen in diesem Bereich nicht zu stark gestört wird.

Vorderradaufhängung des VJM11

Die Vorderradaufhängung des VJM11 ist ohne Wundertechnik kompakter geworden Zoom

Force India hat bereits angekündigt, dass es die Testfahrten in Barcelona als Möglichkeit versteht, den VJM11 im Fahrbetrieb zu inspizieren und die Korrelation der Simulationsdaten mit denen von der Strecke zu vergleichen. Heißt: Es werden Entwicklungsziele abgesteckt, die mit kommenden Updates erreicht werden sollen. Signifikante Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr könnte es also doch noch geben.

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