• 05.09.2003 12:01

  • von Marcus Kollmann

Takahashi: "Panis und da Matta ergänzen sich gut"

Toyotas leitender Direktor der Design- und Entwicklungsabteilung über Platz 5 bei den Konstrukteuren, die Fahrer und den TF104

(Motorsport-Total.com) - Über zwei Jahrzehnte ist Keizo Takahashi bereits für Toyota tätig. 1980 übernahm der Japaner die Verantwortung für die Entwicklung der in den Straßen-Pkw zum Einsatz kommenden Serienmotoren.

Titel-Bild zur News: Keizo Takahashi (Toyotas leitender Direktor der Design- und Entwicklungsabteilung)

Takahashi ist mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden

Siebzehn Jahre später wechselte er in die Motorsportabteilung des Unternehmens und entwickelte einen turbogeladenen Motor für Toyotas Rennsport-Programm in den USA, wo er bis 1999 für die in der CART-Serie zum Einsatz kommenden Aggregate verantwortlich war. 2001 wechselte Takahashi als Technischer Koordinator in die Formel-1-Motorenabteilung und seit diesem Jahr ist er als leitender Direktor für das Fahrzeugdesign und die Entwicklungsabteilung zuständig.

Im nachfolgenden Interview gibt der Japaner Auskunft über seine Arbeit, die diesjährige Saison, die Bedeutung des fünften Platzes in der Konstrukteursmeisterschaft und andere Dinge.

Frage: "Könnten Sie kurz ihren Aufgabenbereich innerhalb des Toyota-Teams erklären?"
Keizo Takahashi: "Meine Funktion ist die des leitenden Direktors des Fahrzeugdesigns und der Entwicklungsabteilung. Ich bin dafür verantwortlich die Entwicklung unserer Boliden aus leitender Rolle zu übersehen, während sich Gustav Brunner um die technischen Angelegenheiten unser Chassis-Abteilung kümmert."

Frage: "Wie beurteilen Sie die bisherige Saison 2003 von Toyota in der Formel 1?"
Takahashi: "Ich bin mit unserer Leistung in unserer zweiten Saison mehr als zufrieden. Das Ziel dieses Jahres besteht darin Top 10-Startplätze zu erreichen und WM-Punkte zu sammeln. In den absolvierten dreizehn Rennen, inklusive des Ungarn-Grand Prix, haben wir den TF103 elf Mal in der ersten Hälfte des Starterfeldes gesehen und 14 Punkte holen können. Wir müssen unsere Zielsetzung natürlich erweitern, um in den kommenden Jahren voranzukommen und Fortschritte zu machen. Wir konnten ja bereits in diesem Jahr viele Verbesserungen sehen, sowohl was die Leistung des Autos als auch die des Teams anbelangt. Und wir werden in den verbleibenden Rennen der Saison und natürlich auch nächstes Jahr weiter danach streben uns zu verbessern."

Takahashi ist mit Panis und da Matte "sehr zufrieden"

Frage: "Wie beurteilen Sie die Leistung von Olivier Panis und Cristiano da Matta in dieser Saison?"
Takahashi: "Ich bin mit den Leistungen von Olivier und Cristiano sehr zufrieden. Beide haben eine sehr produktive und offene Beziehung zueinander aufgebaut, was gut für das Team ist, und beide geben gutes technisches Feed-back und sind schnell. Ich glaube fest daran, dass sie sich gegenseitig gut ergänzen und dazu beigetragen haben, dass das Auto und das Team auf dem gegenwärtigen Level ist."

Frage: "Auf welche Bereiche der Entwicklung konzentrieren Sie sich?"
Takahashi: "Die Entwicklung eines Formel-1-Autos ist ein fortlaufender Prozess und wir versuchen uns kontinuierlich in allen Bereichen zu verbessern. Ohne Zweifel ist die Aerodynamik in der heutigen Formel 1 aber der wichtigste Bereich. Im Augenblick benutzen wir unseren Windkanal in Köln bis zu 18 Stunden pro Tag und konnten ja auch schon einige gute Ergebnisse in dieser Saison erleben. Man muss aber erwähnen, dass wir den Windkanal erst in diesem Jahr zum ersten Mal komplett benutzen können, weshalb wir die Vorteile davon beim TF104, unserem Auto für die kommende Saison, deutlicher sehen werden."

Freude über Platz 5 in der Markenwertung würde keine Grenzen kennen

Frage: "Toyota fehlt auf den fünften Platz in der Konstrukteurswertung ja im Moment nur ein Punkt. Glauben Sie, dass es ein hervorragendes Ergebnis im zweiten Jahr wäre diesen Platz am Ende der Saison zu belegen?"
Takahashi: "Ich glaube, dass wir über Platz 5 in der Meisterschaft überglücklich wären, doch wir konzentrieren uns weiterhin auf unsere vor Saisonbeginn festgelegten Ziele, welche in Top 10-Startplätzen und der Zielankunft eines Autos in den Punkten bestehen. Wir werden aber natürlich versuchen so gut wie möglich in der Meisterschaft abzuschneiden. Wir müssen die Leistungsfähigkeit unseres Autos einfach immer weiter verbessern. Heutzutage ist es aber nicht so einfach das Niveau der Top-Teams zu erreichen, wenngleich darin unser langfristiges Ziel besteht."

Frage: "Sie fahren jetzt im Mittelfeld und haben sich dort als ein ernsthafter Gegner etabliert. Worin besteht der Unterschied zwischen Toyota und den so genannten Top 4-Teams (Ferrari, McLaren-Mercedes, BMW-Williams und Renault)?"
Takahashi: "Der größte Unterschied ist meiner Meinung nach der, dass die Herausforderung größer ist und es mehr Zeit benötigt das Niveau der etablierten Teams zu erreichen weil wir Chassis und Motor entwickeln. Ich glaube aber, dass wir langfristig davon profitieren werden. Meiner Ansicht nach ist die Harmonie zwischen Chassis und Motor das Wichtigste und für Neulinge in diesem Sport ist es sehr schwierig das sofort zu erreichen."

Wir werden in jedem Bereich des Autos Fortschritte machen

Frage: "Wie geht es mit dem TF104 voran?"
Takahashi: "Die Entwicklung unseres neuen Autos, dem TF104, läuft bereits. Wie beim diese Saison zum Einsatz kommenden TF103, wird der größte Fortschritt im Aerodynamikbereich liegen. Wir werden aber in jedem anderen Bereich des Autos - Motor, Chassis und Getriebe - auch Fortschritte machen. Wenn wir bedeutende Verbesserungen in unserer allgemeinen Leistungsfähigkeit im nächsten Jahr erreichen wollen, so müssen wir aber auch genau das tun."

Frage: "Einige von den führenden Teams sind aus Gründen der Standfestigkeit zu Saisonbeginn mit ihrem alten Auto gefahren und haben das neue Auto erst später eingesetzt. Was halten Sie von dieser Vorgehensweise?"
Takahashi: "Bei uns verhält es sich so, dass wir während der Wintertests mit einer Übergangsversion zwischen altem und neuen Auto fahren. Wir wollen das neue Auto aber so früh wie möglich fertig haben, um vor Saisonbeginn die notwendige Standfestigkeit zu erreichen. Meiner Meinung nach ist es sehr schwierig, parallele Programme mit verschiedenen Autos durchzuführen. Wir können auch davon profitieren, dass wir während der Saison eine Menge testen und das sowohl die Zuverlässigkeit als auch die Leistungsfähigkeit verbessert, so wie in diesem Jahr mit dem TF103. Die Verbesserungen am diesjährigen Auto sind in der zweiten Saisonhälfte, insbesondere in Hockenheim, klar zum Vorschein getreten."

Veränderter Ablauf der Rennwochenenden und neue Regeln sind gut für die Formel 1

Frage: "Wie ist Ihre Meinung zu den neuen sportlichen Bestimmungen? Haben diese dazu beigetragen den Unterhaltungswert der Formel 1 zu verbessern?"
Takahashi: "Ich denke, dass die neuen sportlichen Bestimmungen gut sind, speziell für die Fans und die Zuschauer. Die Meisterschaft ist so spannend weil nur drei Punkte Differenz zwischen den ersten drei Piloten liegen. Noch ist allerdings nichts entschieden und ich glaube, dass dieses Jahr eine Menge an Interesse beschert hat. In dieser Saison ist es sehr konkurrenzfähig zugegangen und das ist für den Sport gut."

Frage: "Hat das veränderte Format des Rennwochenendes - mit nur einer Stunde Freiem Training am Freitagmorgen - für Toyota als neues Team den Druck erhöht?"
Takahashi: "In gewisser Hinsicht bestimmt, denn für uns als neues Team in der Formel 1 ist es schwierig gewesen sich an die neuen Bestimmungen anzupassen. Die Vorbereitungszeit ist ja auf eine Stunde Freies Training vor dem ersten Qualifying reduziert worden. Zu Saisonbeginn haben wir tatsächlich etwas zu kämpfen gehabt, doch andererseits haben wir viele Dinge zur Optimierung des Setups vorgenommen und erreichen derzeit am Freitagmorgen auch einen guten Leistungslevel. Bedenkt man, dass wir nicht annähernd über die gleichen Erfahrungen wie die anderen Teams verfügen, so ist das ziemlich beeindruckend."