• 10.09.2003 15:06

Szafnauer: "Wir sind nicht zufrieden"

Honda-Sportchef Otmar Szafnauer über die derzeitigen Probleme Hondas in der Formel 1 und die zukünftigen Pläne der Japaner

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie schätzt du die Saison 2003 bisher ein?"
Otmar Szafnauer: "Nun, wir sind sicher nicht zufrieden damit wo wir stehen. Wir hatten einen guten Start in die Saison, und alles sah vielversprechend aus, aber unsere jetzige Position ist sicher nicht zufrieden stellend. Wir müssen uns weiterhin mehr anstrengen als die Teams, die wir einholen möchten, weil sie sich ja auch verbessern. Bisher stellte uns das alles nicht zufrieden."

Titel-Bild zur News: Honda-Sportchef Otmar Szafnauer

Otmar Szafnauer: Honda wird auch 2004 nur BAR mit Motoren ausrüsten

Frage: "Ist das Aufholen schwerer, wenn man nur als Motorenlieferant und technischer Partner agiert, als wenn man als eigenes Team auftreten würde?"
Szafnauer: "Absolut, denn nicht nur der Motor macht das Auto schneller. Es gibt viele verschiedene Aspekte. Die Fahrer können einen Einfluss darauf haben, die Reifen und auch die Aerodynamik. Auf der Motorenseite haben wir in den letzten zwei Jahren eine Menge erreicht. Es gibt noch immer Dinge, die zu tun sind, aber die kennen wir, und wir arbeiten daran. So müssen wir das Gewicht des Motors noch weiter verringern, und es gibt auch noch einige Verbesserungen hinsichtlich der Leistung und des Drehmoments."

Toyota ist nicht Hondas Massstab

Frage: "Honda hat einen überwältigenden Rekord in der Formel 1 erreicht. Ist alles außer dem regelmäßigen Gewinnen inakzeptabel für euch?"
Szafnauer: "Wir sind hier, um zu gewinnen, das ist unser Ziel, daher ist Antwort auf die Frage wohl ein 'Ja'. Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Fortschritt in Richtung der Siege akzeptabel. Wenn man voraus blicken kann und erkennt, dass man bei den Fortschritten, die man macht, wieder gewinnen wird, dann ist das auch akzeptabel. Wenn man jedoch kein Licht am Ende des Tunnels sehen würde, dann wäre das nicht mehr akzeptabel."

Frage: "Ist es frustrierend, mit ansehen zu müssen, wir euer japanischer Konkurrent Toyota in den letzten Rennen große Fortschritte gemacht hat?"
Szafnauer: "Nicht unbedingt. Natürlich ist Toyota ein Konkurrent von uns, wie jeder andere auch, aber wir wollen alle schlagen, nicht nur sie, nur weil sie auch Japaner sind. Und wenn Toyota die Besten wären, dann wollen wir sie auch schlagen. Wir sind hier weil wir die Besten sein wollen, also müssen wir den Besten schlagen. Wenn das Toyota sein sollte: großartig, dann werden wir sie auch besiegen. Soichiro Honda hat vor seinem ersten Motorradrennen gesagt: 'Ich möchte das Rennen auf der Isle of Man gewinnen, weil es die größte Herausforderung in der Welt ist. Wenn ich dadurch dann der Beste in der ganzen Welt sein sollte, dann bin ich auch der Beste in Japan.' Das war immer der Ethos von Honda."

Honda möchte zu alten Erfolgen zurückfinden

Frage: "Du hast den Motorradrennsport erwähnt. In der MotoGP dominiert Honda seit Jahren. Übt das einen besonderen Erfolgsdruck auf das Formel-1-Team aus, oder sind dies zwei verschiedene Dinge?"
Szafnauer: "Die sind vollkommen verschieden, aber es liegt in der Natur des Menschen, diesen Vergleich anzustellen, weil Honda einfach in jeder Art des Rennsports erfolgreich sein muss. Deine Manager und Vorstandsmitglieder glauben das auch. Daher gibt es schon etwas mehr Druck, aber nicht nur durch den Erfolg in anderen Serien, sondern auch durch unsere Geschichte in der Formel 1. Wir waren in der Vergangenheit sehr erfolgreich, und das ist auch die Erwartungshaltung. Solange wir das nicht erreichen, werden wir nicht zufrieden sein."

Frage: "Wie sehen die langfristigen Pläne bei Honda aus? Es war natürlich nicht möglich, in den Sport zurückzukehren und genau da weiterzumachen, wo man aufgehört hat. Aber stehen immer noch alle so gefestigt hinter dem Formel-1-Programm?"
Szafnauer: "Absolut. Wir stehen ganz fest hinter diesem Formel-1-Programm, und die unbefriedigenden Leistungen in diesem Jahr haben uns nur gezeigt, dass wir noch härter arbeiten müssen. Wir werden weiter danach streben, die Leute vor uns einzuholen."

1000-PS-Motoren werden in Zukunft möglich sein

Frage: "Plant Honda mittelfristig, noch mehr Anteile des BAR-Teams zu kaufen oder es gar komplett zu übernehmen?"
Szafnauer: "Nein, im Moment ist dies nicht geplant. Unser Vorgehen ist derzeit eher kurzfristig. Was das Annähern an das Team betrifft, so wollen wir uns im nächsten Jahr mehr in das Chassis-Entwicklungsprogramm einbringen, um BAR in allen Bereichen zu helfen, in denen wir es können. Das aber hat nichts mit mehr Anteilen am Team zu tun."

Frage: "Ist für euren Heim-Grand-Prix in Suzuka etwas Spezielles geplant?"
Szafnauer: "Immer, daran hat sich nichts geändert. Für Suzuka haben wir immer etwas Spezielles in petto. Wir testen derzeit ein System, was dem Motor zu mehr Leistung verhelfen soll. Für den US-Grand-Prix in Indianapolis ist es noch nicht einsatzbereit, aber in Suzuka sollte es klappen."

Frage: "Wird man mit den jetzigen Regeln die 1000-PS-Marke erreichen können?"
Szafnauer: "Absolut. Die Regeln für die Motoren ändern sich im nächsten Jahr. Wäre dem nicht so, dann würde ich schätzen, dass wir in zwei Jahren 1000-PS-Motoren sehen würden. Durch die Änderungen könnte es nun etwas länger dauern, aber wir werden diese Marke erreichen."

Honda wird kein zweites Team ausrüsten

Frage: "Sind die Änderungen des Motorenreglements ein großes Problem für euch?"
Szafnauer: "Nicht wirklich. Jeder in der Boxengasse muss mit denselben Regeln klarkommen, und wir bauen ohnehin für jedes Jahr einen neuen Motor. Mehr Druck erwächst nur aus der Tatsache, dass ein Motorschaden nun eine größere Strafe nach sich zieht, weil jedes Auto nur einen Motorschaden pro Wochenende haben darf. Von der Zuverlässigkeit her liegt also mehr Verantwortung beim Motorenhersteller als beim Team, weil wenn ein Motorschaden auftritt, verliert man nicht nur Fahrzeit in einem Training, sondern man muss in der Startaufstellung zehn Plätze nach hinten rücken."

Frage: "Ist ein Honda ein Befürworter der neuen Regel, dass alle Hersteller von Motoren ihre Triebwerke auch anderen Teams anbieten müssen?"
Szafnauer: "Wir hatten in der Vergangenheit keine Probleme, zwei Teams auszurüsten ? wir haben BAR und Jordan beliefert. In anderen Serien, wie der IRL oder der CART, haben wir auch immer mehr als nur ein Team beliefert. Dennoch besteht unserer Strategie in der Formel 1 daraus, dass wir nur einen Partner haben und nur ein Team ausrüsten. Wir wollen unser Bestreben und unsere Ressourcen nicht dadurch verwässern, dass wir mehr als nur ein Team unterstützen."