Symonds: "Wir sind in unserem Team nicht arrogant"
Obwohl Renault-Chefingenieur Pat Symonds weiß, dass der "Silberpfeil" schneller ist, traut er seinem Team ein starkes Saisonfinish zu
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pat, das Team kämpft in den letzten drei Saisonrennen noch um beide Weltmeisterschaften. Welche Meisterschaft würde dir mehr bedeuten?"
Pat Symonds: "Ich persönlich bin immer sehr stolz darauf, die Konstrukteurs-WM zu gewinnen, denn das ist ein Symbol dafür, was jeder im Team zum Erfolg beigetragen hat. Was das Image und die Bedeutung für die Firma angeht, ist natürlich der Fahrertitel wichtiger. Jeder erinnert sich an den Weltmeister, aber kaum jemand kann sich an das Weltmeisterteam erinnern. Innerhalb des Teams gibt es aber eine große Motivation, auch den Konstrukteurstitel zu holen."

© Renault
Pat Symonds hofft auf ein starkes Saisonfinish seines Renault-Teams
Frage: "Der McLaren-Mercedes ist momentan eine Klasse für sich. Wie werdet ihr darauf kontern?"
Symonds: "Wir sind in unserem Team nicht arrogant, daher erkennen wir an, dass der McLaren im Moment ein schnelleres Auto als der Renault ist. Wir haben für Brasilien einen guten Schritt in der Aerodynamik vorbereitet, wodurch wir etwas von unserem Rückstand aufholen werden."#w1#
Renault zieht Zuverlässigkeit gegenüber Performance vor
"Zum Teil hängt das aber auch mit den strategischen Ingenieursentscheidungen in unserem Team zusammen. Wir wollen kein Auto, das schnell und gebrechlich ist, sondern wir wollen ein Auto, das jeden Sonntag ins Ziel kommt, denn nur so kann man Weltmeister werden."
Frage: "Was wird in den letzten drei Rennen den Ausschlag geben?"
Symonds: "Ich denke, dass alles von der Zuverlässigkeit abhängen wird, selbst in diesem Spätstadium der Weltmeisterschaft. Mit noch drei zu fahrenden Rennen können sowohl wir als auch McLaren noch sechsmal punkten. Wenn beide Teams zwischen jetzt und China sechsmal ins Ziel kommen, ist es wahrscheinlich, dass uns McLaren schlagen wird. Wenn sie aber nicht immer ins Ziel kommen, können wir sie schlagen. Erstens müssen wir sicherstellen, dass wir mit beiden Autos jeweils die Zielflagge sehen. Danach müssen wir auch Druck auf McLaren ausüben."
Frage: "Ist es nicht schwierig, gegen ein Team zu kämpfen, welches schneller ist als man selbst?"
Symonds: "Natürlich, aber darum geht es doch im Sport! Bei den Fahrern ist es doch auch so: Das, was die potenziellen Weltmeister von den Durchschnittsfahrern abhebt, ist, dass die Weltmeister jedes Mal eine persönliche Steigerung erzielen können, wenn sie auf die Strecke gehen. Sie können ihre Limits immer weiter nach oben verschieben."
Monza war auch ohne Sieg ein zufrieden stellendes Rennen
"Bei einem Team ist das nicht anders: Wir wollen bei jedem Rennen eine neue persönliche Bestleistung bieten, wenn man so will. In Monza haben wir nicht gewonnen, aber wir waren dennoch sehr zufrieden, denn wir haben eine sehr gute Leistung geboten. Außerdem hatten wir in Spa zwei unserer besten Boxenstopps im ganzen Jahr, nachdem wir davor immer Probleme bei den Stopps hatten. Es ist eine enorme Herausforderung, ein Team zum Funktionieren zu bringen, aber wenn man es schafft, ist es sehr befriedigend."
Frage: "Und was sagst du abschließend zu Brasilien?"
Symonds: "Brasilien ist - genau wie Indianapolis - eine Strecke mit zwei unterschiedlichen Abschnitten: Eine sehr schnelle Sektion hinter den Boxen, wo wenig Anpressdruck erforderlich ist, damit man wenig Luftwiderstand hat, aber es gibt auch das kurvenreiche Infield mit maximalem Anpressdruck und viel mechanischem Grip. Mechanischer Grip ist für die langsamen Kurven ein Schlüsselfaktor, genau wie die Fahrbarkeit, denn die Strecke ist sehr wellig - und wenn die Autos von einer Bodenwelle zur nächsten hüpfen, verliert man Grip und folglich auch Zeit. Das Team ist traditionell sehr stark in Interlagos, daher sind wir optimistisch, dass das auch dieses Jahr wieder der Fall sein wird."

