• 24.01.2007 17:06

Symonds: "Ohne Siege wäre ich enttäuscht"

Renault-Chefingenieur Pat Symonds über die neuen Einheitsreifen, seine neue Rolle im Team und das Ziel, einige Rennen zu gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pat, die signifikanteste Veränderung im Jahr 2007 ist die Umstellung auf Bridgestone-Reifen. Wie kommt das Team damit bislang zurecht?"
Pat Symonds: "Ich glaube, uns ist ein sehr solider Start gelungen, was das Verständnis der Bridgestone-Reifen angeht und wie man das Maximum aus ihnen herausholt. Wir konnten vor dem Testbeginn intensive Simulationen durchführen, was schon mal ein guter Anfang war. Ein Reifen ist aber eine sehr komplexe Komponente eines Autos, daher sind immer Streckentests erforderlich, um alles zu begreifen."

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds rechnet 2007 zumindest mit einigen Siegen für Renault

"Unsere drei Tests vor Weihnachten drehten sich um das Verständnis der Reifen und um das Vergleichen der Daten mit den praktischen Erkenntnissen von der Rennstrecke. So wollten wir eine Basis schaffen. Dabei traten keine gravierenden Überraschungen auf - und ich denke es ist eine realistische Hoffnung, dass wir in Melbourne auf dem gleichen Niveau sein werden wie jene unserer Konkurrenten, die schon länger mit Bridgestone zusammenarbeiten."#w1#

Gewöhnung an Konstruktion und Mischung

Frage: "Welche Anpassungen sind notwendig, um das Maximum aus den Reifen herauszuholen?"
Symonds: "Man kann die Anpassungen in zwei Gruppen unterteilen: fundamentale Modifikationen und Tuning. Die Natur der Bridgestone-Konstruktion zwingt uns dazu, mit bestimmten Aspekten der Fahrwerksdynamik, zum Beispiel der Gewichtsverteilung, neue Wege einzuschlagen, um maximale Performance aus den Reifen herauszuholen. Der Tuningaspekt, zum Beispiel wie wir unsere Radaufhängung einstellen, dreht sich mehr darum, das Maximum aus den Gummimischungen herauszuholen. Wir müssen verstehen, wie man die Reifen auf einen ganzen Rennstint am besten ausschöpft, wie man das Auto mit den neuen Reifen am besten ausbalanciert - und da gibt es auch noch andere Kleinigkeiten, die wir bis zum ersten Rennen zu lernen haben."

Frage: "Im Winter wurde bekannt gegeben, dass du künftig eine andere Funktion als bisher ausüben wirst. Kannst du dazu mehr verraten?"
Symonds: "Das erfolgreiche Management eines Rennteams beinhaltet nicht nur den Erfolg in der Gegenwart, sondern man muss auch die Zukunft proaktiv gestalten. 2006 begannen wir eine schrittweise Übergangsphase hin zur Renningenieursstruktur für die Zukunft, also bekamen jüngere Renningenieure neue Aufgaben. Dies ging weiter mit der Bestellung von Alan Permane zum Chefrenningenieur. Seine Rolle besteht in der Koordination der Ingenieursaktivitäten während der Rennwochenenden, wodurch ich mich auf längerfristige Projekte in Zusammenhang mit den Regeländerungen für 2009 und danach befassen kann. Gleichzeitig kann ich aber auch vor Ort mit Rat und Tat zur Seite stehen, falls es notwendig sein sollte. Unsere Aktivitäten an der Rennstrecke werden darunter nicht leiden, sondern eher im Gegenteil. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass wir keine Veränderungen scheuen, um den zukünftigen Erfolg des Teams sicherzustellen."

Frage: "Am Freitag, der als Testtag gesehen wird, darf nun theoretisch ein dritter Fahrer eingesetzt werden. Was ändert das an eurer Herangehensweise?"
Symonds: "Unsere Philosophie wird ähnlich sein wie 2003, als wir am Freitagmorgen auf Basis des Heathrow-Agreements fahren durften. Man kann jetzt viele Kilometer fahren und viel Testarbeit am Freitag erledigen. Im Prinzip sind das 18 zusätzliche Testtage zu den 30.000 Kilometern an Privattests, die wir absolvieren dürfen. Für Heikki (Kovalainen; Anm. d. Red.) ist das natürlich eine große Hilfe, da es ja seine erste Saison ist und er jede Strecke in Ruhe lernen kann. Vielleicht ergibt sich auf manchen Strecken eine Gelegenheit, einen dritten Fahrer einzusetzen, aber wir wissen noch nicht, ob wir das wirklich machen werden. Für die ersten Rennen gibt es schon eine Strategie, um die Freitagszeit maximal zu nutzen, aber die werden wir überdenken, wenn sich die Saison entwickelt."

Nicht weniger Fahrbetrieb am Samstag

Frage: "Könnte durch die Freitagstests an den Samstagen weniger gefahren werden?"
Symonds: "Das denke ich nicht. Die einstündige Session am Samstag gibt uns die Chance, finale Setupänderungen für das Qualifying und das Rennen vorzunehmen. Ich erwarte sehr betriebsame Freitage im Vergleich zu 2005 und 2006, aber an den Samstagen wird sich nicht viel ändern. Viele Beobachter sprechen davon, dass 2007 eine neue Ära beginnt - mit signifikanten Änderungen bei allen Topteams."

Frage: "Welche Performance erwartest du von Renault?"
Symonds: "Ich erwarte, dass die Performances ähnlich sein werden wie in den vergangenen Jahren - vor allem am Saisonbeginn, wenn sich alles einsortiert. Bei Renault sind wir in der glücklichen Lage, von einer recht stabilen Situation mit Giancarlo (Fisichella; Anm. d. Red.) und Heikki zu profitieren. 'Fisico' ist ein Grand-Prix-Sieger, dem ich zutraue, dass er sich 2007 steigern kann. Ich habe auch großes Vertrauen in Heikkis Fähigkeiten, sich als Grand-Prix-Pilot zu festigen. Die Atmosphäre innerhalb des Teams ist von Vorfreude geprägt, und wir wollen weit vorne mit den Topteams kämpfen. Es wäre unsinnig, irgendwelche Vorhersagen in Bezug auf unsere Stärke gemessen an der Konkurrenz zu treffen, aber ohne ein paar Siege wäre ich sicher enttäuscht."