• 21.10.2006 06:45

Symonds: "Im Vorjahr war es einfacher für uns"

Renault-Chefingenieur Pat Symonds über den WM-Kampf gegen Ferrari, den Motorwechsel bei Fernando Alonso und Erinnerungen an Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pat, dieses Wochenende ist besonders wichtig für euch. Ist eure Herangehensweise deswegen anders als sonst?"
Pat Symonds: "Genau gleich wie sonst auch. Unsere Philosophie ist, dass wir in dieses Wochenende gehen und den gleichen Job machen wollen wie schon das ganze Jahr. Wir glauben beziehungsweise hoffen, dass das reichen wird. Ferrari hat es da vielleicht sogar einfacher, denn bei ihnen gibt es nur eine Möglichkeit, das Ziel zu erreichen, während es für uns viele gibt. Wir müssen also mehr im Blick behalten, speziell im Rennen. Die Herangehensweise ist aber genau wie immer."

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds hofft auf Renaults zweiten Fahrer-WM-Titel hintereinander

Frage: "Ihr habt neue Motoren für dieses Wochenende. Ändert das etwas?"
Symonds: "In unserem Fall nicht. Wir haben in den beiden Autos sogar unterschiedliche Spezifikationen. Giancarlo (Fisichella; Anm. d. Red.) hat Ausbaustufe E und Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) hat D5. Die E-Stufe ist ein wenig besser, aber der Unterschied ist nur gering. Unsere Herangehensweise in Sachen Performance ist, dass das Potenzial da ist. Wenn wir es brauchen, werden wir es einsetzen, und wenn nicht, dann nicht. Das ist aber an jedem Wochenende so."#w1#

Kein Spezifikationswechsel bei Alonso

Frage: "Bei Fernando Alonso gab es einen Motorwechsel. Von welchem auf welchen Motor hat er gewechselt?"
Symonds: "Das war von einer D5-Stufe auf eine andere D5-Stufe. Es war ein einfaches Problem, das uns vergangene Nacht am Prüfstand auffiel, und als Vorsichtsmaßnahme wechselten wir den Motor."

"Wir waren vom ersten Rennen an voll da, aber ich glaube nicht, dass unser Auto besser war." Pat Symonds

Frage: "Im Vorjahr hattet ihr den Titelkampf gegen McLaren-Mercedes, jetzt gegen Ferrari. Kannst du die beiden Jahre miteinander vergleichen? Gibt es da Ähnlichkeiten?"
Symonds: "Es ist anders. Im Vorjahr war es einfacher für uns. Unser Gegner hatte bestimmte Eigenschaften, von denen wir wussten, wie wir in der zweiten Jahreshälfte damit umgehen sollten, zumindest im Sommer, denn sie hatten ein viel schnelleres Auto als wir, aber kein zuverlässiges. Dadurch konnten wir konservativ vorgehen, die Siege mitnehmen, wenn sie sich boten. Da reichten manchmal auch zweite Plätze und dadurch war es einfach, denn Ferrari und Michael pushen im Gegensatz dazu schon das ganze Jahr. Ihr Saisonbeginn war nicht gut. Wir waren vom ersten Rennen an voll da, aber ich glaube nicht, dass unser Auto besser war. Gleich das erste Rennen zeigte ja die ähnliche Performance auf. Ferrari hatte auch eine sehr gute Zuverlässigkeit, daher wurden uns keine Punkte in den Schoß gelegt. Wir wurden viel mehr unter Druck gesetzt, mussten aggressiver sein. Das war aber schön, mir hat das gefallen."

Frage: "Die Fahrer drehen am Freitagmorgen ein bis zwei Runden, am Nachmittag 15. Wie viele Runden werden wir nächstes Jahr an den Freitagen sehen?"
Symonds: "Es wird nicht viel geben, was uns zurückhalten sollte. Wir bekommen ausreichend Reifen und müssen nicht den Rennmotor verschwenden, daher sehe ich keinen Grund, warum die anderthalbstündigen Sessions nicht voll genutzt werden sollten. Es gibt ein paar Strecken, auf denen die Bedingungen am frühen Morgen nicht gut sind, aber wir werden auf jeden Fall mehr Fahrbetrieb sehen als in den vergangenen Jahren."

Symonds bewundert Schumachers Leidenschaft

"Es ist nicht einfach ein Job, den er für ein paar Jahre gemacht hat." Pat Symonds

Frage: "Michael Schumacher beendet seine Karriere. Du hast auch mit ihm gearbeitet. Wie hat er sich in deinen Augen über die Jahre entwickelt?"
Symonds: "Ich kann als Insider nur bis zu einem Punkt vor zehn oder elf Jahren sprechen. Damals entwickelte er sich, aber er begann schon auf einem hohen Niveau. Von außen konnte ich in den vergangenen zehn Jahren sehen, dass er unglaublich hingebungsvoll ist und nichts von seiner Leidenschaft verloren hat. Es ist nicht einfach ein Job, den er für ein paar Jahre gemacht hat. Das finde ich fantastisch."

Frage: "Glaubst du, dass Fernando Alonso das Zeug dazu hat, Michael Schumachers Rekorde eines Tages zu brechen?"
Symonds: "Hat er das Zeug? Ja, ich denke schon. Ich denke, es gibt viele Parallelen zwischen Michael und Fernando. Diese gehen weit darüber hinaus, nur schnell Autofahren zu können. Beide sind sehr gut darin, ein Rennen zu lesen. Sie wissen, wann sie schnell fahren und wann sie das Auto schonen müssen. Das Interessante an jedem Sport ist aber, dass Leistung relativ ist. Ich will die Erfolge von Ferrari und Michael nicht schmälern, aber die anderen Teams haben ein paar Jahre geschlafen. Sollte das noch einmal passieren, dann ja, dann kann Fernando die Rekorde brechen, aber ich denke, dass das Niveau in der Formel 1 heutzutage so hoch ist, dass man das nicht erwarten kann. Die Autos sind zuverlässiger geworden. Es wird lange dauern, bis wieder jemand in die Nähe von Michaels Rekorde kommt, von neuen Rekorden ganz zu schweigen."