Symonds: "Das Team gibt Vollgas"
Renaults Leitender Ingenieur Pat Symonds verspricht sich einiges von den jüngsten Entwicklungen der Équipe und ist schon sehr gespannt auf Barcelona
(Motorsport-Total.com) - Mit dem Saisonstart war man bei Renault nicht sonderlich zufrieden, weswegen man schon unmittelbar nach dem Rennen in Australien entsprechende Maßnahmen ergriff. Beim Grand Prix von China debütierte ein neuer Unterboden samt Diffusor nach neustem Trend - und auch für den Europaauftakt der Formel 1 haben sich die Designer wieder einiges einfallen lassen, wie Renaults leitender Ingenieur Pat Symonds im Teaminterview vor dem Großen Preis von Spanien zu Protokoll gab.

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Pat Symonds geht fest von einer starken Renault-Leistung in Barcelona aus
Frage: "Pat, wie beurteilst du die Leistung des Teams nach vier Rennen?"
Pat Symonds: "Unser Saisonstart hat mich schwer enttäuscht. Wir wissen sehr wohl darum Bescheid, dass es schwierig ist, die Konkurrenzfähigkeit im Rahmen der Wintertestfahrten einzuschätzen. Als wir aber in Melbourne angekommen sind, hätten wir eigentlich gedacht, etwas weiter vorne zu liegen, als es unsere wahre Leistung ermöglicht hat. Mich hat dabei allerdings beeindruckt, dass die gesamte Mannschaft auf diese Situation sehr gut reagiert hat."#w1#
"Das konnte man vor allem nach der Klärung der Diffusorfrage feststellen, denn wir hatten unseren neuen Diffusor bereits in China am Auto. Dafür muss ich dem gesamten Team ein Kompliment aussprechen. Nichtsdestotrotz war es für uns ein sehr enttäuschender Start. Uns ist es aber immerhin gelungen, in den vergangenen vier Rennen deutlich an Boden gutzumachen. Und wir haben noch einiges in der Pipeline."
Renault mit einigen Updates in Spanien
Frage: "Hast du das Gefühl, dass die Fahrer alles aus dem R29 herausholen?"
Symonds: "Diesen Eindruck habe ich, ja. Das liegt nicht zuletzt daran, dass wir jetzt ja den Doppeldiffusor am Auto haben, denn davor war das Fahrzeug sehr schwierig einzustellen und abzustimmen. Beim Setup gab es mit dem konventionellen Diffusor nur ein sehr kleines Leistungsfenster. Das hat Fernando und Nelson davon abgehalten, dem R29 alles zu entlocken."
"Ich glaube fest daran, dass sich das seit dem Einbau des neuen Diffusors verbessert hat. Aber noch kann man das schwer einschätzen, denn wir sind noch nicht so viele Kilometer damit gefahren - vor allem im Trockenen. Wir müssen also noch immer eine Menge über diesen Rennwagen lernen. Dabei wird es meiner Meinung nach aber immer einfacher, das Potential voll auszuschöpfen."
Frage: "Wie ist es um das Entwicklungsprogramm des Teams für den Europaauftakt bestellt?"
Symonds: "Das gesamte Team gibt bei der Entwicklungsarbeit Vollgas und den neuen Diffusor samt Unterboden, den wir in China am Auto hatten, würde ich nur als ersten Schritt bezeichnen. Wir werden in diesem Jahr noch verschiedene Versionen davon zu Gesicht bekommen - die erste davon hoffentlich schon in Barcelona."
"Darüber hinaus werden wir an diesem Wochenende neue Radabdeckungen einführen, die zugleich einen Designwechsel darstellen. Das sollte uns mehr Abtrieb verschaffen, außerdem haben wir einen neuen Heckflügel dabei. Im weiteren Saisonverlauf kommen dann noch kleinere aerodynamische Updates zum Einsatz. Insgesamt dürfen wir in Barcelona aber einen beträchtlichen Leistungssprung erwarten."
Neue Regeln sorgen für umkämpfte Formel 1
Frage: "Überrascht dich die große Konkurrenzfähigkeit der Teams in diesem Jahr?"
Symonds: "Ja, sehr sogar. Mich hat es sehr überrascht, in den ersten vier Rennen in dieser Saison derart engen Rennsport zu sehen. Normalerweise würde man das ja bei gleich bleibenden Regeln erwarten und viel eher vermuten, dass neue Regularien das Feld etwas entzerren würden. Das war in diesem Jahr allerdings nicht der Fall."
"Die neuen Regeln haben die Startaufstellung sicherlich sehr durcheinander gewürfelt. Ich habe keine Erklärung dafür, warum das Feld derzeit so eng beisammen liegt. Womöglich ist dies aber darin begründet, dass die aerodynamische Performance der Wagen einfach sehr ähnlich ist. Bei deutlich reduzierten aerodynamischen Möglichkeiten ist der Vorteil einiger Teams durch diverse Winglets und Leitbleche einfach verloren gegangen."
"Der Aero-Bereich wurde in seiner Wirkung also wohl etwas neutralisiert. Der zweite Grund könnten die Reifen sein und man könnte sich fragen, ob die Formel 1 nicht sogar von den Reifen dominiert wird. Im sehr konservativ ausgelegten Einheitsreifen von Bridgestone haben wir vermutlich einen weiteren Faktor, der zur Enge des Feldes beiträgt."
Frage: "Wie wird der R29 deiner Meinung nach auf der aerodynamisch fordernden Strecke von Barcelona abschneiden?"
Symonds: "Wir waren von unserer Testleistung im Winter in Barcelona nicht gerade begeistert. Das lag aber sicherlich auch daran, dass unsere aerodynamische Leistung einfach deutlich unter den Werten der Wagen mit Doppeldiffusor lag. Da wir nun unsere Performance mit einem neuen Diffusor steigern konnten, hoffen wir natürlich sehr darauf, dass uns diese Strecke etwas mehr entgegen kommen wird."

