Suzuki "überglücklich" über grünes Licht für sein Team

Hintergrund: Super-Aguri-Teamchef Aguri Suzuki ist glücklich, dass die FIA nun endlich grünes Licht gegeben hat, weiß aber, dass viel Arbeit auf ihn wartet

(Motorsport-Total.com) - Vor genau 114 Tagen, am 4. Oktober, wurde im Vorfeld des Rennens in Suzuka von Honda gezielt das Gerücht gestreut, Takuma Sato würde 2006 für ein B-Team des japanischen Automobilkonzerns in der Formel 1 an den Start gehen. Nach dem Rausschmiss des 28-Jährigen wollte man die Fans im Land der aufgehenden Sonne ein paar Tage vor dem dortigen Grand Prix auf diese Weise besänftigen.

Titel-Bild zur News: Aguri Suzuki

Suzuki hat nun zumindest alle formellen Hindernisse aus dem Weg geschafft

Noch am 9. Oktober, also nicht einmal eine Woche nach dem zunächst belächelten Honda-Vorstoß, dementierte Aguri Suzuki Gerüchte, wonach er im Hintergrund des mysteriösen Projekts seine Hände im Spiel haben könnte: "Es ist mein Traum, ein Formel-1-Team zu gründen, aber das ist schwierig. Viele versuchen, ein neues Team zu etablieren, aber jeder gibt auf, bevor er in der Formel 1 ist. Einige haben mich schon gefragt, ob ich hinter dem zweiten Honda-Team stecke, aber das ist nicht der Fall", so der 45-Jährige damals.#w1#

Erst am 1. November stellte Suzuki sein Projekt vor

Wenig später sickerte dann doch durch, dass seine Super-Aguri-Organisation, die unter anderem in der nordamerikanischen und japanischen Motorsportszene mit Erfolg engagiert ist, als Auffangbecken für Sato dienen soll. Suzuki mietete sich ohne viel Trommelwirbel in der ehemaligen Arrows-Fabrik in Leafield ein - anfangs wurde fälschlicherweise berichtet, er habe die Anlage gekauft -, rekrutierte Personal und ging erst am 1. November im Rahmen einer Pressekonferenz in Tokio an die Öffentlichkeit.

In den folgenden Monaten bemühte sich Honda, die Souveränität des neuen Projekts zu bekräftigen, wenngleich es sich in Wahrheit natürlich sehr wohl um ein Satellitenteam handelt, zumal Honda Super Aguri Gratismotoren und weitere technische und finanzielle Unterstützung versprochen hat. Ähnlich wie bei Red Bull - der österreichische Energydrink-Hersteller besetzt ja ebenfalls zwei Rennställe - wird es aber keinen direkten Wissens- und Personaltransfer zwischen dem Werksteam und Super Aguri geben.

Einsatz von ausrangierten BAR-Chassis' wurde untersagt

Unabhängig davon stand Suzuki zunächst vor dem Problem, binnen kürzester Zeit ein Chassis auftreiben zu müssen, denn die Verwendung von ausrangierten BAR-Modellen wurde ihm aufgrund der strengen Auflagen des Concorde Agreements nicht gestattet. Also nahm er Kontakt zu Ex-Minardi-Eigentümer Paul Stoddart auf, dem er vier Arrows-Chassis' des Typs A23 aus der Saison 2002 abkaufte. Zumindest bis zum Europaauftakt 2006 sollen diese Boliden provisorisch eingesetzt werden.

Super-Aguri-Logo

So sieht das symbolisch bedeutsame Logo des neuen Super-Aguri-Teams aus Zoom

Natürlich wird Super Aguri daran einige Modifikationen vornehmen müssen - erstens, um den seither verschärften Sicherheitsauflagen der FIA gerecht zu werden, und zweitens, um den Honda-V8-Motor einpassen zu können. Genau daran arbeitet seit einigen Wochen ein mehrköpfiges Team, welches unter der Leitung des ehemaligen Ferrari-Ingenieurs Daniele Audetto von Leafield aus operiert. Erst ab dem San-Marino-Grand-Prix könnte dann das eigene SA106-Chassis startklar sein.

Zur größten Zitterpartie wurde für Super Aguri aber die eigentliche Einschreibung in die Formel-1-Weltmeisterschaft, denn in der provisorischen Nennliste der FIA schienen nur die bekannten zehn Teams auf, während Suzukis Projekt zunächst fehlte. Die Japaner hatten die Einschreibfrist am 15. November zwar nicht verschlafen, konnten zu diesem Zeitpunkt nach dem Absprung des angedachten Sponsors 'Softbank' nicht die erforderliche Sicherheitszahlung von 48 Millionen Dollar (rund 40 Millionen Euro) aufbringen.

MF1 Racing fürchtete um die TV-Einnahmen

Also musste eine verspätete Nennung beantragt werden, doch um diese durchzuboxen, war die Zustimmung aller anderen Teams notwendig. MF1 Racing legte sich anfangs quer, weil man um die Beteiligung aus den TV-Einnahmen fürchtete, in deren Genuss ja nur die besten zehn Rennställe der jeweils letztjährigen Konstrukteurs-WM kommen, konnte schlussendlich aber dank Intervention von Bernie Ecclestone doch dazu bewogen werden, das Veto zurückzuziehen.

Bis heute Abend war also nur noch die endgültige Zustimmung der FIA nötig, die diese nun in einem kurzen Statement erteilt hat: "Nach Erhalt der notwendigen finanziellen Garantien und dank der einstimmigen Unterstützung aller anderen teilnehmenden Teams hat die FIA die nachträgliche Einschreibung des Super-Aguri-Teams für die Formel-1-Saison 2006 akzeptiert", so der Automobilweltverband.

Suzuki ist den anderen Teams für ihre Zustimmung dankbar

Angesichts dieser Mitteilung fiel auch Suzuki selbst ein Stein vom Herzen: "Ich bin überglücklich, dass die FIA unsere Nennung für die Formel-1-Weltmeisterschaft 2006 heute akzeptiert hat", strahlte der Japaner unmittelbar nach der Bekanntgabe. "Ich möchte mich auch bei allen anderen Teams für ihre Unterstützung bedanken und freue mich schon darauf, bald auf sie zu treffen."

"Wir geben unser Bestes, um am ersten Rennen teilnehmen zu können - und ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen werden." Aguri Suzuki

Allerdings ist ihm bewusst, dass es noch zu früh ist, um schon in Euphorie zu verfallen: "Wir geben weiterhin unser Bestes, um in Bahrain am Rennen teilnehmen zu können - und ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen werden", erklärte er. Weitere Details sollen ebenfalls demnächst veröffentlicht werden: "Ich werde schon bald eine offizielle Teammitteilung herausgeben, die auch unsere Fahrerpaarung für die Saison 2006 beinhaltet."

Apropos Fahrer: Neben dem so gut wie gesetzten Sato wird im Moment der Japaner Yuji Ide als Favorit auf einen Stammplatz bei Super Aguri gehandelt, denn der 30-Jährige würde möglicherweise mehrere Sponsormillionen von 'Mobilecast' mitbringen. Kosuke Matsuura bleibt 2006 in Nordamerika und ist daher kein Thema mehr, doch zu einem späteren Zeitpunkt könnte nach wie vor der von Honda an und für sich bereits bestätigte Testfahrer Anthony Davidson zum "kleinen Bruder" wechseln.

Ecclestone hat nun schon mehr Teams als die GPMA

Dass Super Aguri nun definitiv an der Formel-1-Weltmeisterschaft 2006 teilnehmen wird, ist auch für Bernie Ecclestone eine gute Nachricht, denn der 75-Jährige hat damit im großen Streit um die Zukunft des Grand-Prix-Sports schon sechs Teams - neben Super Aguri noch Ferrari, Williams, Red Bull Racing, MF1 Racing und die Scuderia Toro Rosso - auf seiner Seite. Demgegenüber stehen momentan nur fünf von Automobilherstellern subventionierte Teams auf Seiten der GPMA.

Die vielen Formel-1-Fans fragen sich nun natürlich, was man im ersten Jahr von Super Aguri erwarten darf - und die Antwort kann nur lauten: nichts! Zunächst muss das Team überhaupt zwei Autos in Bahrain an den Start bringen, danach gilt es, ein eigenes Chassis zu entwickeln, und wenn diese ersten Hürden einmal genommen sind, muss man sich Gedanken über die langfristige Planung machen - schließlich kann man nicht auf Dauer Untermieter in Leafield bleiben...

Angeblich gibt es bereits erste Überlegungen, Suzukis Formel-1-Operation in der Nähe des Honda-Werksteams in Brackley anzusiedeln, wo man auch Zugriff auf den alten BAR-Windkanal hätte, der nicht mehr voll ausgelastet sein wird, sobald der neue Honda-Windkanal seinen Betrieb aufnimmt. Überhaupt ist anzunehmen, dass Honda Super Aguri mehr unterstützen wird, als man offiziell zugeben will - die frühere BAR-Pressesprecherin Emma Bearpark hat jedenfalls schon jetzt die Lager gewechselt...