Suzuki: "Keine Zeit zum Entspannen!"
Teamchef Aguri Suzuki hat eine extrem stressige erste Formel-1-Saison hinter sich, doch dieser Tage hat der Japaner keine Möglichkeit, sich zu erholen
(Motorsport-Total.com) - Erst Anfang Oktober 2005 - "zufällig" unmittelbar nach dem Rauswurf von Takuma Sato bei BAR-Honda und vor dem Japan-Grand-Prix - kamen erstmals Gerüchte über ein mögliches Honda-B-Team auf, welches am 1. November 2005 in Tokio tatsächlich offiziell enthüllt wurde. Der ehemalige Formel-1-Pilot Aguri Suzuki, 1990 in Suzuka als Dritter sogar einmal auf dem Podium, erfüllte sich damit einen Lebenstraum.

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Aguri Suzuki kann sich in der Winterpause keine Auszeit gönnen
Super Aguri ist zwar kein B-Team im klassischen Sinne, erhielt in diesem Jahr von Honda aber V8-Motoren und - zumindest inoffiziell - auch finanzielle Unterstützung. Aufgrund der denkbar kurzen Vorbereitungszeit war das eigene Chassis, welches angelehnt an den Honda RA106 auf den Namen SA106 getauft wurde, zu Saisonbeginn nicht fertig, also kaufte Suzuki Ex-Minardi-Eigentümer Paul Stoddart drei ausrangierte Arrows-Boliden aus der Saison 2002 ab.#w1#
Für Suzuki verging die Zeit wie im Flug

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Suzuki bei der stolzen Präsentation des Super Aguri F1 Teams Zoom
Die Formel-1-Saison entwickelte sich erwartungsgemäß zu einer großen Herausforderung, dessen erste Hürde - der Start beim Saisonauftakt in Bahrain - aber erfolgreich genommen wurde: "Um ehrlich zu sein, hatte ich gar keine Zeit, über viele Dinge nachzudenken, so schnell ging die Zeit vorüber", blickt Suzuki auf die Saison zurück.
"Ich habe noch niemals so eine kurze Saison erlebt", meint der Japaner in Bezug auf den anhaltenden Stress. "Jetzt denke ich eher daran, wie ich das Team stärker machen kann, als mich zu erholen. Wenn ich über unser Budget oder die notwendigen Fortschritte nachdenke, dann habe ich keine Zeit zum Relaxen und muss hart in Richtung 2007 arbeiten."
Kommendes Jahr will man mit dem diesjährigen Honda-Chassis fahren, doch die Konkurrenz hat etwas dagegen, denn effektiv wäre dies ein Kundenauto - was laut Reglement erst 2008 erlaubt sein wird. Auch wenn Suzuki die Rechte auf legalem Weg nutzen will, de facto wäre dies eben kein Super Aguri F1 Team-Auto.
Mit kleinen Schritten zum Erfolg
"Wir haben dieses Jahr eine Menge Erfahrungen gesammelt", fährt der 46-Jährige fort. "Wir hatten in den letzten drei Rennen der Saison in China, Japan und Brasilien einen guten Lauf. Das Team hat einen tollen Job gemacht, dadurch wurde das Auto immer besser, und in guten Rennen konnten wir mithalten."
Obwohl das Team keine WM-Punkte einfahren konnte und dem Feld in der Regel hinterher fuhr, hatte das Team von Anfang an eine treue Anhängerschaft: "Speziell in Suzuka war ich sehr erfreut, dass uns so viele Fans unterstützt haben."
Ein ermutigendes Finale

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Takuma Sato ließ sich nach einer starken Vorstellung in Brasilien feiern Zoom
Passenderweise konnte man beim Saisonfinale in Sao Paulo einen Motivationsschub in die Winterpause mitnehmen: "In Brasilien hatte das Auto einen unglaublichen Speed. Ich konnte gar nicht glauben, dass das Auto eine so gute Performance hingelegt hat, weil der Vorgänger zu Saisonbeginn doch sehr langsam war."
Zu verdanken habe man dies auch den Reifen, die in der kommenden Saison für alle die gleichen sein werden: "Natürlich haben uns in Brasilien auch die Bridgestone-Reifen geholfen, aber ich denke, das Auto konnte diese Performance zeigen, weil es erheblich verbessert wurde. Wir waren jedenfalls sehr glücklich über das letzte Rennen und über den Kampf unseres SA06."
Yuji Ide war überfordert

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Yuji Ides Sprung in die Formel 1 kam für den Japaner zu schnell Zoom
Zu Saisonbeginn hatte Suzuki von einer rein japanischen Fahrerpaarung geträumt, doch damit hatte sich der ehemalige Formel-1-Pilot verzettelt: "Ich glaube, ich habe Yuji Ide ein wenig überfordert. Er nahm am ersten Rennen Teil, ohne getestet zu haben und er hatte auch keinen Background in der Formel 1. Ich glaube, er wird sich in Zukunft zu einem Formel-1-Fahrer entwickeln."
Auch das Debüt von Sakon Yamamoto gestaltete sich schwierig: "Zunächst war er unser Testfahrer, später unser zweiter Einsatzfahrer. Er hatte auch wenig Gelegenheit zu testen, aber er hat auf seine Art und Weise - und Rennen für Rennen - Fortschritte gemacht. In Brasilien war er schnell, und seine Renneinteilung war sehr gut. Er ist ein Rennfahrer mit Zukunft."
Teamplayer Takuma Sato

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Das Teamplay von Takuma Sato gefiel Aguri Suzuki Zoom
Diese Fahrer, inklusive Aushilfspilot Franck Montagny, hat man nicht für 2007 unter Vertrag genommen, zusätzlich zu Neuzugang Anthony Davidson aus Großbritannien wird man aber an Sato festhalten: "Takuma hat die ganze Saison über mit uns gekämpft. Er hat getan, was er tun musste, und hat nie gejammert, obwohl das Auto so langsam war. Ich glaube, dass er ein großartiger Rennfahrer ist, und ich danke ihm dafür, dass er immer ans Team gedacht hat."
Auf die Arbeit seines Teams blickt Aguri Suzuki voller Stolz: "Die Leute in Leafield haben in diesem Jahr sehr hart gearbeitet. Obwohl wir ein sehr kleines Team sind und unsere Manpower und Budget limitiert sind, haben alle mit Leidenschaft in eine Richtung gearbeitet. Das hat uns stark gemacht. Alle lieben unser Team. Ich liebe sie auch, und sie lieben mich. Ich glaube, deswegen konnten wir das alles erreichen."
Unter Stress arbeitete das Team hervorragend

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Aguri Suzuki ist stolz auf die Arbeit seines Teams Zoom
In der ersten Saison gleich mit zwei Autos zu arbeiten, das war eine Meisterleistung: "Wir brachten die Autos in wenigen Monaten nach Bahrain und entwickelten in großem Umfang weiter, während wir gleichzeitig an den Rennen teilgenommen haben. Ferner präsentierten wir den SA06 zur Saisonmitte und er zeigte einen tollen Speed im letzten Rennen. Ich glaube, wir hätten das nicht geschafft, wenn wir unter normalen Bedingungen gearbeitet hätten."
Nun blickt Suzuki auf das kommende Jahr: "Ich bin den Fans sehr dankbar dafür, dass sie uns das ganze Jahr von ganzem Herzen unterstützt haben, obwohl wir ein so kleines Team sind. Speziell in Suzuka, mit all den Fans auf den Tribünen, war ich sehr bewegt und richtig glücklich über die Anfeuerung so vieler Menschen. Wir werden unser Bestes geben, um den Erwartungen der Fans gerecht zu werden, auch wenn wir vielleicht nicht von vorneherein stark sein werden."

