• 09.10.2004 18:31

  • von Fabian Hust

Suzuka: Das schwierigste Rennen der Saison

Weil die Teams in Suzuka kaum Zeit zum Trainieren hatten, stehen Fahrer und Ingenieure vor der größten Herausforderung der Saison

(Motorsport-Total.com) - Die Sicherheit ging für alle Beteiligten vor, und so musste man die Qualifikation wegen des drohenden Taifuns in Suzuka auf den Sonntag verschieben. Für die Formel-1-Teams ist diese Situation ein absolutes Novum und die größte Herausforderung in dieser Saison zugleich. Denn trotz aller Erfahrungen, in der Formel 1 geht es so eng zu, dass am Sonntag auch das notwendige Quäntchen Glück über Sieg und Niederlage entscheiden wird.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Kommandostand

Eigentlich hätte man fahren können, doch die Sicherheit ging vor

Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob die beiden Qualifikations-Läufe wie geplant über die Bühne gehen können. Beliebig nach hinten kann die Veranstaltung nicht geschoben werden, denn bereits um 17:25 Uhr Ortszeit ist in Suzuka Sonnenuntergang. Sollte eine Qualifikation aufgrund starken Regens nicht möglich sein, müsste die Startaufstellung möglicherweise ausgelost werden.#w1#

Barrichello hat es am schwersten

China-Sieger Rubens Barrichello wird im Qualifying als Erster auf die Strecke gehen. Der Brasilianer wird es dabei ungemein schwer haben, vor allem, wenn es trocken ist. Der Kurs wird absolut "grün" sein, nach dem anhaltenden Regen der vergangenen Tage wird kein Haftung aufbauender Gummi, dafür aber umso mehr Schmutz auf dem Asphalt liegen, der die erste Runde zu einer rutschigen Angelegenheit machen wird. Je später man auf die Strecke kann, desto besser werden die Bedingungen sein, falls das Wetter stabil bleibt.

Mit 17 bzw. 16 Runden haben Jarno Trulli und Timo Glock am Freitag am meisten trainiert. Felipe Massa mit fünf und Olivier Panis mit zwei Runden am wenigsten. Das wird aber kaum ein Nachteil sein, wenn es im Qualifying trocken ist, denn kein Pilot hat eine Runde im Trockenen abgespult. Jeder Fahrer hat also nur die Aufwärmrunde, um sich auf die trockenen Bedingungen einzuschießen. Für die Experten wird es interessant sein zu beobachten, welche Fahrer mit dieser Situation am besten zurechtkommen werden.

Regenrennen wäre eine große Herausforderung

Die Mehrheit dürfte wohl froh sein, wenn der Sonntag sich tatsächlich von seiner trockenen Seite präsentieren wird. Denn bis auf die beiden Ferrari-Piloten sowie Jacques Villeneuve war keiner der Formel-1-Piloten abgesehen vom Trainingsfreitag in Suzuka auf komplett nasser Strecke unterwegs. Dabei gilt der japanische Kurs als trickreich, weil die Strecke dazu neigt, durch Rinnsale und durch Wasseransammlungen in der Mitte der Piste für Aquaplaning zu sorgen.

Auch die Ingenieure stehen vor einer großen Herausforderung. Die Wahl des Trockenreifens muss gefällt werden, ohne dass eine einzige Runde getestet werden konnte. Auch das Verhalten des Reifens über die Renndistanz kann nur abgeschätzt werden. Allerdings sind die Simulationsmethoden und die Testfahrten mittlerweile so aussagekräftig, dass es keine bösen Überraschungen geben dürfte. Aber eine überraschend hohe Abnutzung oder Probleme mit der Reifentemperatur könnten durchaus ein Thema sein und über Sieg und Niederlage entscheiden.

Trotz aller Erfahrung - Glück wird eine Rolle spielen

Das gleiche gilt für das Setup, auch hier verfügen die Teams nun über keine Testergebnisse unter trockenen Bedingungen. Doch auch hier können die Teams auf Erfahrungswerte von den Testfahrten und dem letztjährigen Rennen zurückgreifen. Ein Quäntchen Glück gehört aber dazu, wenn es darum geht, das perfekte Setup zu erwischen.

Die Veränderungen am Setup sind stark begrenzt, lediglich nach der Vor-Qualifikation darf am Auto noch geschraubt werden, nach dem Qualifying dürfen die Autos nicht mehr verändert werden. Bestimmte Einstellungen, wie die Getriebeübersetzung, mussten sogar schon am Freitag bzw. Samstag festgelegt werden, weil für einen Getriebewechsel am Sonntag keine Zeit mehr sein wird.

Noch nie mussten die Teams mit so wenig Vorbereitung in ein Rennen gehen, das dürfte auch bei der Wahl der Strategie zu einiger Unsicherheit führen. Tendenziell dürften die Ingenieure sowohl beim Setup als auch bei der Wahl der Strategie und der Reifen eher eine konservative Richtung einschlagen.

Dadurch, dass die Strecke zu Beginn des Rennens "grün" sein wird, werden sich die Bedingungen während des Rennens deutlich verändern, was dem Rennen noch mehr Brisanz verleihen wird. Angesichts der vielen Parameter - von denen das Wetter und die Reifen die größte Rolle spielen dürften - kann es im Rennen einige Überraschungen geben.