• 24.07.2014 16:58

  • von Norman Fischer & Dominik Sharaf

Sutil: "Sorry, ihr müsst weiter mit meinem Gesicht leben"

Adrian Sutil betont, dass seine Zeit in der Formel 1 noch lange nicht abgelaufen ist, und dass Hockenheim trotz des Aus ein ermutigender Schritt war

(Motorsport-Total.com) - Die aktuelle Situation ist für Adrian Sutil sicherlich nicht leicht. Der Gräfelfinger wartet seit Saisonbeginn im unterlegenen Sauber vergeblich auf Punkte, obwohl er sich nach seinem Wechsel von Force India doch eigentlich verbessern wollte. Mittlerweile ist Sutil der Fahrer mit den meisten Grands Prix ohne einen Podestplatz, doch ob zu seinen 119 gefahrenen Rennen noch viele dazukommen, steht gerüchteweise in den Sternen.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil kann wieder lachen: Mit Sauber geht es bergauf Zoom

Immer wieder ist zu hören, dass der Deutsche schon bald durch Giedo van der Garde abgelöst werden könnte, der im Hintergrund schon mit den Geldscheinen winkt. Doch von all den Gerüchten lässt sich der Sauber-Pilot nicht verrücktmachen und sieht seinen Platz als sicher an: "Die Hälfte meiner Karriere wurde immer gesagt: Adrian ist raus. Aber ich bin immer noch hier und fahre meinen 120. Grand Prix. Noch Fragen?", lacht er. "Ich werde auch noch ein wenig weiter hier sein. Sorry, aber ihr müsst weiter mit meinem Gesicht leben."

Van der Garde sitzt derweil immer öfters im Sauber. In Silverstone durfte der Niederländer einen Testtag absolvieren, zudem bekam er in Hockenheim erneut am Freitag die Chance auf einen Trainingseinsatz. Zwar musste diesmal Esteban Gutierrez aussetzen, doch auch Adrian Sutil kennt die Rolle auf dem Wartegleis. "Es ist finanziell gut für das Team, wenn man einen Testfahrer in das Auto steckt, der dem Team Geld bringt, aber es ist schon hart, einen Freitag zu verpassen, das bremst dich immer ein", sagt er.

"Aber im Moment bin ich sicher, dass das Teammanagement alles ausbalanciert. Solange es gut läuft - bislang habe ich kein großes Problem damit - dann ist es okay und verständlich." Das Problem ist: Bei Sauber scharren gleich fünf Fahrer mit den Hufen. Neben Sutil, Gutierrez und van der Garde sind auch Sergei Sirotkin und Simona de Silvestro beim Team angestellt und würden gerne so viel wie möglich fahren. Doch Sutil bleibt gelassen: "Ich kenne diese Situation seit ich in der Formel 1 bin. Bei Spyker hatten wir sieben Fahrer, aber nur zwei Autos. Jetzt haben wir definitiv genügend Fahrer für zwei Autos. Wenn ich krank bin, dann können sie mich gerne ersetzen."

Dreher verschleiert positive Ansätze

Gekrankt hat bislang eigentlich nur das Auto. Zuletzt in Hockenheim musste Sutil seinen C33 nach einem Dreher vorzeitig abstellen. Was zunächst nach einem peinlichen Dreher aussah, entpuppte sich als technischer Defekt, auch wenn Sauber offiziell von einem "Bedienungsfehler" sprach. "Es ist zu kompliziert, um das zu erklären. Das versteht ihr sowieso nicht", sagt Sutil, betont aber: "Das ist nicht böse gemeint, aber es ist sehr kompliziert. Wichtig ist, dass wir es wissen, und dass das Problem mehr oder weniger gelöst ist - und dass es nicht noch einmal passieren sollte."

"Es ist letzten Endes ein Bedienungsfehler, und der ist aus gewissen Gründen aufgetreten, die mir vielleicht nicht so wirklich bewusst waren, die man als Fahrer auch gar nicht weiß", ergänzt er erklärend. "Jetzt weiß man sie. Trotzdem ist es etwas, das man so nicht ändern kann. Deswegen versuchen wir da von technischer Seite eine Lösung zu finden, damit das nicht mehr passiert."

Adrian Sutil

Sutils Dreher in Hockenheim sah für Außenstehende sehr seltsam aus Zoom

Doch eigentlich sei der Deutschland-Grand-Prix aus Sauber-Sicht gar nicht so schlecht gewesen, was durch das böse Ende allerdings verschleiert wird. "Wir haben über das Schlechte geredet, aber das Rennen war zu 90 Prozent eine große Hoffnung und eine sehr gute Leistung", lenkt der Bayer das Thema auf die positiven Aspekte. "Ich denke, das sollte man mal hervorheben. Wir haben endlich mal wieder mit Teams gekämpft, die in die Punkte fahren, und auch wir waren mal nah dran."

Hockenheim gut, Ungarn besser?

"Die Pace war gut, wir haben mit Ferrari, Toro Rosso und Force India gekämpft. Das ist uns davor noch nicht gelungen. Insofern ist das ein klarer Fortschritt." Besonders habe Sauber dabei geholfen, dass alle Teams das Aufhängungssystem FRIC ausbauen mussten, was bei Sauber allerdings kaum entwickelt war: "Wir hatten keine Veränderung, die anderen schon. Deswegen waren wir näher dran", bestätigt Sutil

Für Ungarn soll nun noch ein weiterer Schritt nach vorne gemacht werden. Eventuell gelingen vor der Sommerpause noch die ersten Punkte der Saison. Die Vorzeichen seien laut dem Deutschen auf jeden Fall hervorragend: "Ich freue mich auf dieses Rennen und hoffe, dass es auch so gut läuft. Die Streckencharakteristik ist anders, aber hoffentlich eher besser für uns, weil es nicht so viele Geraden gibt, wo wir am meisten verlieren", so Sutil, der glaubt, dass man als Fahrer auf dem Hungaroring noch einen Unterschied machen kann.

Danach verabschiedet sich die Formel 1 traditionell in ihre Sommerpause. Innerhalb der vier Wochen bis nach Spa-Francorchamps müssen die Fabriken bei allen Teams zwei Wochen lang stillstehen - auch bei Sauber. Mittlerweile sind viele Teams auch an dem Punkt angelangt, an dem sie ihre Ressourcen auf das neue Auto in Richtung 2015 verschieben. Auch bei Sauber versucht man derzeit eine Doppelbelastung, doch einen vollständigen Wechsel dürfe man noch nicht vollziehen, meint Sutil - auch wenn man mit dem C33 scheinbar keinen Blumentopf gewinnen kann.


Fotostrecke: Fahrer über Budapest: Heiß!

"Wir versuchen uns auf beides zu konzentrieren", betont der Deutsche. "Es ist natürlich wichtig, für nächstes Jahr früh genug anzufangen, aber wir müssen auch in diesem Jahr Fortschritte machen, die wichtig für das nächstjährige Auto sind. Komplett aufhören ist nicht möglich. Wir brauchen Informationen und wir müssen auch mit dem Auto einen Weg gehen, damit das nächstjährige Auto dementsprechend wird." Ob Sutils Gesicht dann auch noch eine Rolle spielen wird, das bleibt abzuwarten.