• 29.08.2009 21:22

  • von Dieter Rencken

Sutil: "Es war die falsche Entscheidung"

Force-India-Pilot Adrian Sutil im Interview über seinen elften Startplatz, die Pole von Teamkollege Giancarlo Fisichella und die Aussichten für das Rennen

(Motorsport-Total.com) - Force India zeigt in Spa-Francorchamps bislang eine starke Leistung. Sowohl Adrian Sutil als auch Giancarlo Fisichella wussten in den Freien Training zu überzeugen, doch nur der Italiener konnte sein Potenzial auch in der Qualifikation vollkommen ausreizen. Sutil landete abschließend auf Rang elf und sprach im Interview über die Schwierigkeit, zur rechten Zeit die passenden Reifen montiert zu haben.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil verpasste in Spa den Sprung unter die Top 10 der Qualifikation

Frage: "Adrian, du hast in der Qualifikation Platz elf belegt. Hätte es auch der erste sein können?"
Adrian Sutil: "Das Auto hatte das drin. Ich kam leider nicht so gut zurecht mit den weichen Reifen. Da habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe es trotzdem mit der weichen Mischung probiert, konnte meine Zeit im zweiten Abschnitt der Qualifikation aber nicht wirklich verbessern. Letztendlich hat es für die dritte Teilsession eben nicht gereicht."#w1#

Aggressive Strategie für Fisichella

Frage: "Du bist das gesamte Wochenende über sehr stark gewesen in Spa. Liegt dir die Strecke?"
Sutil: "Dieser Kurs liegt mir gut und anscheinend auch dem Auto. Die elfte Position ist auch nicht schlecht, doch es war eben sehr viel drin. Ich war sehr überrascht davon, wie wir in der Qualifikation angefangen haben. Im ersten Abschnitt lag ich schließlich auf Rang vier - und da fahren ja alle leicht. Das war die wahre Leistung des Autos."

"Ich bin natürlich etwas enttäuscht, dass es mit Q3 nicht geklappt hat. Da kommt dann aber auch immer so viel zusammen. Da ist der Stress und zum anderen weiß man nicht einhundertprozentig, was man tun soll. Manche Autos waren auf den weichen Reifen eben unheimlich schnell. Das war ein hin und her - die Chancen waren 50:50. Ich habe leider die falsche Entscheidung getroffen."

"Ich bin natürlich etwas enttäuscht, dass es mit Q3 nicht geklappt hat." Adrian Sutil

Frage: "Du hast sicherlich verfolgt, dass Fisichella relativ lange an Position eins lag und dass die Konkurrenz noch auf der Strecke unterwegs war. Hast du gedacht, das hält?"
Sutil: "Das dritte Qualifying habe ich natürlich verfolgt. Ich wusste ja, dass wir eine aggressive Strategie haben würden, wenn es einer von uns in die dritte Einheit schaffen würde."

"Ich war ganz guter Dinge, dass er zumindest unter die ersten Drei kommen würde. Als er dann die Pole geholt hat, war das schon eine tolle Sache. Darüber habe ich mich auch sehr gefreut. Die Force Indias waren immer ganz vorne mit dabei, das war toll."

Sutil vom Qualiergebnis überrascht

Frage: "Was ist das für ein Gefühl? Ihr habt lange gekämpft und plötzlich scheint der Knoten aufzugehen..."
Sutil: "Das ist ein super Gefühl. Darauf haben wir lange gewartet. Es ist natürlich auch etwas frustrierend für einen Fahrer, wenn man nie die Chance hat, sein können zu zeigen. Jetzt klappt das einfach sehr gut. Das Auto macht große Fortschritte. Wir können das auch umsetzen, denn die Ingenieure leisten da sehr gute Arbeit. So macht das Rennfahren einfach wieder richtig Spaß."

Frage: "Es heißt, das Auto sei schon in Valencia so gut gewesen - ihr hättet es aber einfach nicht hinbekommen. Was ist deine Meinung dazu?"
Sutil: "Das glaube ich nicht. Wir haben es in Valencia sehr gut hinbekommen. Wir haben da absolut das Maximale herausgeholt. Es war nun mal eine Strecke, wo wenig Abtrieb verlangt wird. In Valencia musst du gut um enge Kurven herumkommen und da waren auch andere Autos vorne als wir. Ich dachte mir schon, dass wir hier noch besser sein würden. Hier kommt einfach die Aerodynamik zum Vorschein."

"Hier kommt einfach die Aerodynamik zum Vorschein." Adrian Sutil

Frage: "Warst du auch überrascht von diesem komplett durcheinander gewürfelten Ergebnis?"
Sutil: "Das war schon überraschend. Meiner Meinung nach haben auch die Reifen etwas damit zu tun. Viele sind mit der härteren Mischung drei Runden gefahren und wurden dabei immer schneller. Manche haben es mit dem weichen Reifen probiert und sind damit eben besser zurecht gekommen. Das war wohl bei vielen etwas undurchsichtig und nicht so einfach zu händeln."


Fotos: Großer Preis von Belgien


Force India will zweimal punkten

Frage: "Du hast es dann auch mit dem weichen Pneutyp probiert, genau wie Fisichella. War das ein Fehler, weil du damit nicht so klar gekommen bist?"
Sutil: "Ich denke schon. Beim zweiten Abschnitt der Qualifikation habe ich im ersten Versuch darauf gesetzt. Die Strecke ist schneller geworden. Jeder hat seine persönliche Zeit in der zweiten Session um eine halbe Sekunde verbessert. Ich konnte hingegen kaum eine Verbesserung erzielen."

"Ich hätte dann eigentlich auf die sichere Variante zurückgehen sollen, von der ich wusste, dass es klappt. Vielleicht habe ich da zuviel gewollt. Man sitzt in dieser Situation eben immer zwischen den Stühlen: Es könnte so klappen oder so. Leider war es dieses Mal eben die falsche Entscheidung."

Frage: "In den vergangenen Qualifyings hattest du Fisichella gut im Griff. Ist das jetzt ein Rückschritt? Lag das nur an den Reifen oder liegt ihm die Strecke besser?"
Sutil: "Nein, der Kurs liegt auch mir sehr gut. Bei ihm hat alles zusammengepasst, bei mir gab es eben kleine Probleme. Bisher war an diesem Wochenende kein Trend zu erkennen. Mal war er vorne, mal ich. Letztendlich ist es so eng. Wenn dann eine Kleinigkeit nicht stimmt, dann landet man gleich einige Positionen dahinter und schafft es eben nicht mehr in den dritten Abschnitt."

"Bei ihm hat alles zusammengepasst, bei mir gab es eben kleine Probleme." Adrian Sutil

Frage: "Sind Punkte nun dein Ziel für Sonntag?"
Sutil: "Ja, auf jeden Fall. Das gilt für beide Autos."

Frage: "Was traust du Fisichella zu?"
Sutil: "Ich glaube, er wird einige überraschen."

Frage: "Und was ist mit dir?"
Sutil: "Ich werde noch mehr überraschen."

Sutil ohne Sorgen um die Zukunft

Frage: "Ist der elfte Platz nicht sogar etwas besser als die Positionen acht, neun und zehn? Immerhin hast du freie Benzinwahl. Wie siehst du das auf dieser Strecke?"
Sutil: "Ich denke auch, dass meine Position gar nicht so schlecht ist. Ich kann ja theoretisch sehen, welche Benzinmengen die anderen dabeihaben. Somit kann ich mich etwas danach richten."

"Es ist natürlich kein großer Nachteil, aber wenn man die Chance hat, in den Top 3 zu stehen, dann ist das die beste Ausgangslage für das Rennen. Auf dem elften Platz gibt es einige Autos, an denen man erst einmal vorbei muss. Hier ist das extrem, denn wenn man hinter einem anderen Wagen herfährt, dann verliert man einiges an Abtrieb. Das macht es wiederum schwierig, die passende Strategie zu finden."

Frage: "Was das Abtriebsniveau anbelangt, sind Spa, Monza und Suzuka recht ähnlich. Machst du dir auf diesen Kursen Hoffnungen?"
Sutil: "Ja, auf jeden Fall. Ich glaube: So oder so ist der Knoten geplatzt. Auf manchen Strecken werden wir ein bisschen besser sein, auf manchen dagegen vielleicht ein bisschen schlechter. Durchschnittlich sollten wir im Mittelfeld sein. Das ist ein ganz tolles Gefühl."

"So oder so ist der Knoten geplatzt." Adrian Sutil

Frage: "Beunruhigen dich die immer wiederkehrenden Gerüchte, wonach das Team im kommenden Jahr finanziell nicht ganz so gut aufgestellt sein könnte?"
Sutil: "Nein, eigentlich nicht. Ich muss sagen: Ich weiß nicht, was da dran ist. Ich höre selbst wenig über dieses Thema, weil dafür andere Leute im Team zuständig sind. Ich höre immer nur Gutes. Deswegen muss man wirklich bei den Schlüsselpersonen nachfragen."

Frage: "Du willst sicherlich weiterhin Formel 1 fahren. Welche Versicherungen lässt du dir geben, dass das auch wirklich so sein wird? Es geht ja schließlich um deine Existenz..."
Sutil: "Ich habe auf jeden Fall eine Option bei Force India. Das ist beidseitig. Das ist schon mal ganz schön. Das ist ein gutes Gefühl. Es ist ein Team, das auf dem Sprung nach vorne ist. Das ist bestimmt auch eine sehr gute Option für das kommende Jahr."

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