Sutil: "Es gibt kein Überholen mehr"

Sauber-Pilot Adrian Sutil gefallen die "künstlichen" Zweikämpfe in der Formel 1 nicht und auch einige Regeln machen ihn auf der Strecke zu schaffen

(Motorsport-Total.com) - In der Formel-1-Saison 2014 wurde Adrian Sutil wahrscheinlich schon öfter überholt, als er selbst zum Vorbeiziehen ansetzten konnte. Zählen kann der Sauber-Pilot die Manöver während der Grands Prix aber sowieso nicht, denn technische Vorteile wie das DRS machen das Überholen für ihn heutzutage viel zu einfach und zahlreich.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil, Jean-Eric Vergne

Keine Spannung mehr? Für Adrian Sutil geht das Überholen zu einfach Zoom

"Es gibt kein Überholen mehr, man fährt einfach vorbei", betont Sutil frustriert. "Das ist meiner Meinung nach nicht gut. Wir sehen sogenannte Überholmanöver, aber die finden mitten auf der Gerade statt, weil der eine viel weniger Luftwiderstand hat. Es ist künstlich, und meiner Meinung nach nicht der richtige Weg. Das mag zwar aufregender sein, aber du kannst dich im Grunde gar nicht mehr verteidigen, was schade ist. Es ist auch nicht notwendig, denn man hat ohnehin keine Chance, wenn jemand DRS einsetzt."

Gerne erinnert sich der 31-Jährige daher an seine Anfangszeit in der Königklasse, ab 2007, zurück, als um die Positionen noch wirklich gekämpft werden musste: "Da musste man später bremsen und zehn oder 20 Runden lang hart arbeiten, bis man eine Stelle fand, an der man etwas schneller war. Du musstest alles richtig machen und es dann auf der Bremse schaffen. Das gab dir ein besseres Gefühl, wenn du dann jemanden gepackt hast."

Das heutige Gewinnen eines Zweikampfes ist nach Sutils Meinung im Vergleich zu früher nur noch halb so viel wert: "Es gab vielleicht nur ein Überholmanöver, aber das hat dir einen solchen Adrenalinschub verpasst, das war perfekt. Heute überhole ich zehn Leute und erinnere mich nachher nicht einmal mehr daran. Das ist verrückt. Allerdings haben wir uns daran gewöhnt, ich habe fast schon vergessen, wie es früher war. Vor einigen Jahren hat es mehr Spaß gemacht."

Wenn der Sauber-Pilot auf der Strecke mit einem Konkurrenten ins Duell tritt, stören ihn aber nicht nur die anspruchslosen Manöver an sich. Auch die unvorhersehbare Beurteilung der Rennleitung, ob etwa eine Berührung als Regelverstoß oder Rennunfall zu beurteilen oder ein Linienwechsel noch regelkonform oder schon Kampflinie ist, macht ihm zu schaffen: "Es muss einheitliche Strafen geben. Wenn jemand etwas macht und dafür bestraft wird, muss ein anderer, der das gleiche macht, auch die gleiche Strafe bekommen. Wir wissen, dass es wirklich schwierig ist, die Regeln zu interpretieren. Wir haben in diesem Bereich Widersprüchlichkeiten gesehen."


Fotostrecke: GP Belgien, Highlights 2014

"Wenn du Rennen fährst und kämpfst, musst du den Kopf frei haben", so Sutil weiter. "Derzeit ist es fast so weit, dass du nicht mehr weißt: 'Darf ich das, oder soll ich auf meiner Linie bleiben?', weil man nur einmal die Linie wechseln darf. Bei den Rennen in den 1980er-Jahren, von denen alle schwärmen, gab es nicht so viele Regeln."