Sutil: "Der erste Schritt auf einem langen Weg"
Adrian Sutil sieht in der Force-India-Bekanntgabe noch keinen Grund zum Feiern sondern eher den Beginn von harter Arbeit: "Ich freue mich drauf"
(Motorsport-Total.com) - Er ist der einzige Comebacker in dieser Saison: Adrian Sutil kehrt als Nachfolger von Nico Hülkenberg wieder zu seinem alten Team Force India zurück. Dabei hat sich der Deutsche einiges vorgenommen. Wie er sich verändert hat, was die Verpflichtung für ihn bedeutet und wo er bei der Bekanntgabe eigentlich war, das erzählt der 30-Jährige im Interview:

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Endlich wieder ein Teamportrait: Adrian Sutil ist zurück in der Formel 1 Zoom
Frage: "Adrian, fühlt es sich an, als ob du nie weg gewesen wärst?"
Adrian Sutil: "Ich war weg, aber ich weiß, wie es ist, hier zu sein. Ich war ja bereits fünf Jahre hier und ich kann mich immer noch an alles erinnern. Aber es ist mit Sicherheit ein anderes Gefühl - aber ein gutes!"
Frage: "Fühlst du dich bereit, auch wenn die Vorbereitung sicher nicht optimal für dich verlief?"
Sutil: "Ich weiß, wie man ein Auto fährt. Es war sicherlich nicht optimal, da ich den ersten Test verpasst habe. Aber die drei Tage in Barcelona verliefen ganz gut. Es gab keine Probleme und ich konnte viele Runden drehen. Allerdings habe ich nur eine Rennsimulation gemacht, ich muss meinen Geist so schnell wie möglich wieder darauf einstellen. Beunruhigt bin ich aber nicht."
Frage: "Was war dein erstes Gefühl, als du den Boliden in Barcelona wieder fahren durftest?"
Sutil: "Die ersten paar Runden waren ein bisschen seltsam, dann habe ich mich aber schnell daran gewöhnt. Die Sitzposition war ein bisschen anders, ich habe endlich wieder die Sicht aus einem Rennwagen gehabt. Ich habe im vergangenen Jahr kein einziges Rennen bestritten - nur zuhause vom Sofa aus (lacht; Anm. d. Red.). Das Gefühl war anders, aber als ich dann wieder ins Auto geklettert war, kam die Routine zurück. Es war ganz okay, das Auto war sehr einfach zu fahren. Dadurch purzelten schnell auch die Rundenzeiten, was das Team sehr glücklich gemacht hat. Das hat gezeigt, dass ich immer noch schnell bin. Der erste Tag war sehr gut, am zweiten und dritten Tag haben wir dann weitergemacht, bis ich bei einer wirklich guten Pace war. Ich fühle mich gut und bin immer noch konstant."
Noch ist nichts gewonnen
Frage: "Gab es einen Punkt, an dem du gedacht hast, dass du keine Chance mehr bekommen würdest, in ein Formel-1-Auto zurückzukehren?"
Sutil: "Ich denke immer positiv, darum wusste ich, dass es eine Möglichkeit gibt. Ich habe alles versucht, diesen Platz zu bekommen. Am Ende muss man einfach hoffen, weil es nicht mehr in der eigenen Hand liegt. Aber bis dahin kann man natürlich alles versuchen."
Frage: "Wo warst du, als du die Nachricht bekommen hast, dass du fahren wirst?"
Sutil: "Ich war in Barcelona an der Strecke. Ich hatte die Bestätigung an diesem Tag rund zwei Stunden eher als die Presse."
Frage: "Was ging dir da durch den Kopf? Musstest du dich selbst davon abhalten, durch das Motorhome zu tanzen?"
Sutil: "Es war ein gutes Gefühl. Es war schön, bestätigt worden zu sein, darauf habe ich gehofft. Vielleicht bin ich nach den Jahren in der Formel 1 nicht mehr ganz so emotional, aber für mich ist das nur eine Bestätigung. Ich habe nun eine Menge zu tun, meine Ziele sind hoch. Ich wäre glücklich und würde vielleicht durch das Fahrerlager rennen, wenn ich die Meisterschaft gewinnen würde. Derzeit ist es nur ein Cockpit und ich muss Leistung liefern. Es geht um die Performance, deswegen komme ich zurück. Es ist nicht so, dass ich einfach den Vertrag unterschreibe und sage: 'Okay, das war jetzt und ich bin glücklich.' Es war der erste Schritt in die richtige Richtung auf einem langen Weg."
Mental gestärkt in die neue Saison

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Die Medienvertreter wollen natürlich alles über Sutils Rückkehr erfahren Zoom
Frage: "Es ist sicher großartig, in die Formel 1 zurückzukehren. Ist es auch großartig für dich, wieder beim alten Team zu sein?"
Sutil: "Ja, wir hatten eine tolle Beziehung. Ich war lange Zeit beim Team und habe viele Veränderungen erlebt. Es war schön mitzubekommen, wie wir gewachsen sind. Letztlich hat mir das Team die Chance gegeben, in die Formel 1 zurückzukommen und ich schätze das sehr. Aber eigentlich ist es egal, mit welchem Team man hier ist: Ich bin glücklich, wieder da zu sein und möchte noch einiges erreichen, was ich bisher nicht geschafft habe. Wie gesagt, es gibt noch viel Arbeit, aber ich freue mich darauf."
Frage: "2011 muss dir einiges durch den Kopf gegangen sein, trotzdem wurdest du am Ende Neunter. Wie viel stärker bist du jetzt nach allen Erlebnissen in der Vergangenheit?"
Sutil: "Man lernt aus Fehlern, und wenn man Probleme lösen kann, geht man immer gestärkt daraus hervor. Es gibt immer etwas zu lösen, und wenn man darin gut ist, sollte man vor nichts im Leben Angst haben. Ich bin durch schlechte Zeiten gegangen, umso besser fühlen sich die guten Zeiten jetzt an. Ich fühle mich stark und kann das hoffentlich auf der Strecke umsetzen. Mental bin ich auf einem guten Level und definitiv besser als 2011.

