Sutil: "Auf jeden Fall in die Top 10"
Adrian Sutil spricht im Interview über seine Treue zu Force India, seinen Traum von einem Top-Team und Duelle mit Michael Schumacher
(Motorsport-Total.com/SID) - Sein Fernziel ist der WM-Titel, der nächste Schritt auf dem Weg dorthin soll Adrian Sutil 2011 in die Top 10 der Formel 1 führen. Im vergangenen Jahr hatte er den zehnten Rang gegenüber dem punktgleichen Rubens Barrichello nur ganz knapp verfehlt. "Das hat mich natürlich schon ein bisschen gestört", sagt Sutil im Interview. Besser gefallen haben ihm dagegen seine direkten Duelle mit Rekordchampion Michael Schumacher.

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Adrian Sutil fühlt sich bei Force India sehr wohl und möchte 2011 in die Top 10
Frage: "Adrian, du bist bereits im fünften Jahr im Team. Gibt es da schon die eine oder andere kleine Gewohnheit, die man nicht mehr missen möchte?"
Adrian Sutil: "Schon einige. Natürlich muss man sich immer wieder selbst kontrollieren und hinterfragen, ob man alles richtig macht. Es ist eine lange Zeit, und manchmal schleichen sich auch schlechte Gewohnheiten ein, ohne dass man es merkt. Deshalb ist es wichtig, nach jedem Jahr zu analysieren, was passiert ist, wo man sich verbessern kann, wie die Ziele aussehen. Fünf Jahre, darauf bin ich schon ein bisschen stolz. So lange halten es ja nicht viele Fahrer bei einem Team aus. Es ist ein guter Platz, ich fühle mich sehr wohl. Über die Jahre haben wir zusammen Fortschritte gemacht."
Frage: "Was zeichnet Force India für dich aus?"
Sutil: "Es ist ein junges Team mit sehr hohen Zielen und einem ganz tollen Teamchef (der indische Bier- und Fluglinienmogul Vijay Mallya, Anm. d. Red.), den wahrscheinlich keiner so richtig ernst genommen hat, als er in die Formel 1 gekommen ist. Aber jetzt hat er sich wirklich etabliert, und jeder weiß, dass mit ihm zu rechnen ist. Er hat das Team vorangebracht. In diesem Jahr haben wir jetzt auch noch den Indien-Grand-Prix. Das ist schon toll."
Frage: "Dennoch gab es im Winter den einen oder anderen Flirt mit Teams, bei denen man sich vielleicht verbessern könnte. Was hat dann letztlich den Ausschlag gegeben, doch weiter für Force India zu fahren?"
Sutil: "Man muss immer schauen, was möglich ist, ob man in einem der Top-Teams unterkommt. Aber die Plätze sind in den wenigen Top-Teams auch begrenzt. Letztlich haben wir uns dann recht früh mit Force India geeinigt. Sie waren zufrieden mit meiner Arbeit und wollten gerne, dass ich noch ein Jahr bleibe. Auch wenn mein Manager mit verschiedenen Teams gesprochen hat und ich eines Tages auch noch mal in einem anderem Team fahren möchte, freue ich mich sehr auf mein fünftes Jahr im Team."
Frage: "Im letzten Jahr hatte sich das Team deutlich verbessert. Eine weitere Steigerung in diesem Jahr würde den Schritt in die Top 10 bedeuten. Ist das das Ziel oder soll es vielleicht noch ein bisschen weiter nach vorne gehen?"
Sutil: "Aus Fahrersicht soll es auf jeden Fall in die Top 10 gehen. Ich war punktgleich mit Rubens Barrichello, aber leider nur Elfter. Das hat mich natürlich schon ein bisschen gestört. Aber ich war ganz nah dran und hatte viele gute Resultate. Für dieses Jahr würde ich sagen: Platz acht, neun, zehn. Im letzten Jahr haben wir gut angefangen und dann nachgelassen."
"Vielleicht läuft es in diesem Jahr anders herum. Es wäre super, wenn es klappen könnte. Das bedeutet, dass wir ein großes Team angreifen müssten. Wichtig ist aber auch die Team-WM. Da mussten wir uns im letzten Jahr Williams um einen Punkt geschlagen geben und haben daher nur - trotz der Verbesserung zum Jahr davor - den siebten Platz eingefahren. Unser Ziel ist jetzt, Fünfter oder Sechster zu werden. Das sind wieder hohe Ziele, wie in jedem Jahr."
Frage: "Dein langfristiges Ziel ist aber immer noch das gleiche, oder?"
Sutil: "Ich bin hier, um zu gewinnen. Auf jeden Fall. Es wäre umso schöner, wenn das mit Force India passiert. Denn auch diese Ziele sind für Vijay Mallya nicht zu weit weg. Er möchte ganz nach vorne. Das finde ich toll, und ich hätte kein Problem damit, das hier noch zu erleben."
Frage: "Wenn es irgendwann die Möglichkeit gäbe, zu einem Top-Team zu wechseln, wäre das aber der logische Schritt, um einmal Weltmeister zu werden..."
Sutil: "Das hängt von meiner Leistung und den Möglichkeiten ab, ist aber ganz sicher mein Ziel und mein Traum.
Frage: "Wird es in der Formel 1 in diesem Jahr wieder einen solchen erbitterten Mehrkampf um den Titel geben wie 2010?"
Sutil: "Schwierig zu sagen. Ich glaube, dass Mercedes sich verbessern wird. Ferrari und Red Bull werden wieder da sein. Es wird schon wieder ein enger Kampf, und das ist auch gut so. Es war eine sehr spannende Saison, man konnte nie wirklich sagen, wer wo stark ist. Red Bull war eigentlich überlegen vom Auto her, daher kann es sein, dass sie ein bisschen wegziehen. Sie sind beflügelt vom WM-Titel, der Druck ist ein bisschen weg."

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Adrian Sutil duellierte sich 2010 des öfteren mit Michael Schumacher Zoom
Frage: "Sebastian Vettel hat als zweiter Deutscher den WM-Titel geholt. Bringt das auch für dich persönlich mehr Interesse?"
Sutil: "Das habe ich bis jetzt noch nicht so gemerkt. Aber ich glaube, es ist immer gut, wenn Deutschland erfolgreich ist. Das aktiviert auch die Leute, die sonst nicht unbedingt Formel 1 schauen. Am Ende hat man auch selber was davon. Das ist alles positiv."
Frage: "Viele deutsche Fans würden gerne einen Kampf zwischen Vettel und Michael Schumacher um den WM-Titel sehen. Trauen Sie Schumacher zu, dass er noch mal so weit nach vorne zu kommen?"
Sutil: "Nichts ist ausgeschlossen. Es kommt natürlich viel auf das Auto an. Ich glaube, Mercedes ist ein Team, das früher oder später um die WM fahren wird. Und Michael hat es bestimmt auch noch drauf. Aber es sind viele Dinge, die da zusammenkommen müssen."
Frage: "Wie viel Spaß hat es dir im letzten Jahr gemacht, mit Schumacher um Plätze zu kämpfen?"
Sutil: "Er ist ein Held der Formel 1, das darf man nicht vergessen. Wenn man dann noch in einem Force India gegen einen Mercedes mit Michael Schumacher kämpft, ist das ein gutes Gefühl. Wenn man ihn dann noch überholen und schneller fahren kann, dann ist das was Besonderes. Ich erinnere mich an einige Überholmanöver. Ich hatte viel mit ihm zu tun, und es hat immer Spaß gemacht."

