• 08.06.2007 08:59

Sutil: "Angst darfst du keine haben"

Der Spyker-Pilot im Interview über Herausforderungen im Leben, seine bisherige Saisonbilanz, Kontakte zu anderen Teamchefs und Gerüchte um seine Person

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie gefällt dir die Stadt Montréal?"
Adrian Sutil: "Es ist sehr schön hier und es ist einer meiner Lieblings-Grands-Prix. Ich habe zwar erst fünf Rennen hinter mich gebracht, kenne es aber noch vom vergangenen Jahr, als ich auch hier war. Die Stadt ist sehr schön, es ist viel los und es sind hier sehr viele junge Leute zu sehen. Es ist eine coole Stimmung, es gefällt mir sehr gut!"

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil am Donnerstag bei seiner Ankunft an der Rennstrecke

Frage: "Die Strecke ist ja auch etwas anderes - sie liegt auf einer Insel und es gibt viel Stop-and-Go..."
Sutil: "Ja, das stimmt. Es gibt sehr viele lange Geraden, ansonsten eigentlich nur Schikanen und Spitzkehren. Es ist eine sehr einzigartige Strecke. Sie sieht sehr interessant aus und ich glaube, dass es Spaß macht, auf ihr zu fahren."#w1#

"Heute bin ich sie zu Fuß abgelaufen. Es sieht interessant aus. Super gut ist auch die Tatsache, dass die Leitplanken sehr nah sind. Man hat hier also ein wenig Monaco-Feeling, das ist ein wenig ein Stadtkurs. Das mag ich sehr gern, auch wenn es ein wenig gefährlicher wird."

Naturrennstrecken sind Sutils Favorit

Frage: "Entspricht die Charakteristik der Strecke deiner Lieblingsstrecke oder was wäre deine Lieblingsstrecke?"
Sutil: "Ich mag Naturrennstrecken, die so wie früher sind. Beispielsweise Spa-Francorchamps, da fährst du durch Wälder. Oder wie das alte Hockenheim. Das ist toll. Wenn du da im Auto sitzt und durchfährst, so ist das ein ganz besonderes Feeling."

"Das kann man nicht mehr vergleichen mit Strecken wie Bahrain, die sind einfach nur langweilig. Hier sieht man auf Grund der Leitplanken gar keine Kurven, die kommen, man fährt immer blind rein. Das macht das Extra-Feeling aus, es macht hier einfach viel mehr Spaß zu fahren."

Sutil liebt Herausforderungen

Frage: "Was bedeutet eine Herausforderung für dich?"
Sutil: "Sehr viel. Ohne Herausforderungen wäre das Leben eigentlich langweilig. Man braucht immer irgendetwas, auf das man hinarbeitet. Der Motorsport ist für mich natürlich die beste Gelegenheit, das zu bekommen."

"Deswegen ist es wichtig, Rennstrecken zu haben, auf denen es ankommt, Mut zu haben. Es muss Kurven geben, über die man sagt 'Die geht voll, aber es kann auch etwas passieren'. Dann denkt man vielleicht zwei Mal nach, aber wenn man es geschafft hat, dann ist es ein unglaubliches Gefühl. Da weiß man, dass man lebt!"

Angst ist fehl am Platz

Frage: "Hast du Angst, wenn du hier durch die engen Kurven fährst?"
Sutil: "Angst kann man nicht sagen, viel mehr Aufregung. Man hat ein Grinsen im Gesicht. Das ist wie Achterbahnfahren. Jeder, der das verträgt, versteht, wie ich das meine. Angst darfst du nicht haben, ansonsten bist du wirklich langsam."

Frage: "Ist das bei anderen Sportarten auch der Fall, Surfen zum Beispiel?"
Sutil: "Das kommt dem schon ziemlich nahe. Ich stand zwar nur ein paar Mal auf einer Welle, und das nur sehr kurz, aber es ist schon ein irres Gefühl, da du auch weißt, dass wenn du da runter fällst, dass es dich wäscht und du lang die Luft anhalten musst. Das ist dieses Gefährliche, aber wenn du es schaffst, dann ist es ein unglaubliches Gefühl."

Kontrastprogramm Klavier

Frage: "Du hast ja ein ziemlich kontrastreiches Hobby, das Klavier spielen. Ist das für dich Entspannung und Ausgleich oder auch eine Herausforderung?"
Sutil: "Es ist nicht wirklich eine Herausforderung, es ist anders. Es ist schon ein Ausgleich, auf jeden Fall. Ich merke, dass ich mehr Klavier spiele, seitdem ich in der Formel 1 bin und dem ganzen Trubel ausgesetzt bin."

"Ich freue mich darauf, mich ans Klavier zu setzen, weil mich das in eine andere Welt bringt. Das erinnert mich dann auch immer an die früheren Zeiten, als ich das täglich gemacht habe. Du spielst diese Stücke und versinkst ein bisschen in der Musik. Es ist auch mal ganz wichtig, von dieser Welt einen Abstand zu bekommen. Weil ansonsten macht dich das auf Dauer fertig."

Frage: "Kannst du nur zu Hause spielen oder gehst du in Montréal ins Geschäft und setzt dich an einen Flügel?"
Sutil: "Ich spiele lieber für mich allein. Es ist natürlich manchmal schön, Leuten vorzuspielen, aber am schönsten ist es doch alleine zu Hause für mich selbst."

Sutil fühlt sich geschmeichelt

Frage: "Was sind deine Ziele für den Rest der Saison? Du hast einige Teamchefs beeindruckt, bist du darauf stolz oder schiebst du das zur Seite und konzentrierst dich ganz auf deine Ziele?"
Sutil: "Das ist schön, freut mich und verleiht mir natürlich zusätzliche Motivation. Ich bin froh, dass es so läuft. Es gibt natürlich noch viele Sachen, die ich verbessern kann, aber so habe ich mir die erste Saison vorgestellt. Das war auch mein Ziel, dass ich nach den ersten fünf Rennen so dastehe."

"Ich wollte ein bisschen Aufmerksamkeit erregen, so wie in Monaco (mit der schnellsten Zeit im verregneten 3. Freien Training am Samstag; Anm. d. Red.). So etwas kann man eigentlich nie erwarten, dass es so geklappt hat, war der Wahnsinn. Das verleiht einem viel Motivation und es ist auch ganz wichtig, dass man so etwas drin hat im Rookie-Jahr, vor allem, wenn man für ein Team fährt, das nicht vorn mitfahren kann."

Adrian Sutil und die Gerüchte um Toyota

Frage: "Es gibt das Gerücht, dass du im kommenden Jahr bei Toyota den Platz von Ralf Schumacher einnehmen könntest. Wie gehst du mit dem Druck um, der durch die Medien aufgebaut wird?"
Sutil: "Ich finde es eigentlich ganz schön, dass man über mich redet. Ich weiß nicht, von wem sie kommen, aber es sind Gerüchte, auf die man nicht zu viel geben sollte. Irgendwas ist immer dran, auch wenn es noch zu früh ist zu sagen, dass wir in Verhandlungen mit Toyota stehen. Das stimmt einfach nicht."

"Aber man merkt, dass es viele Teamchefs gibt, die kommen und einfach mal 'Hallo' sagen. Wie soll man sagen - das ist einfach die erste Kontaktaufnahme, die da vonstatten geht, da man gute Leistungen zeigt. Aber ob das jetzt Toyota oder andere Teams sind, das ist ganz egal. Im Moment stehen wir auch in keinen Verhandlungen mit irgendwelchen Personen. Lassen wir das Thema mal ruhen, wir werden in der nächsten Zeit sehen, was da passiert."

Sutil ist kein Biergarten-Fan

Frage: "Du bist ja Münchener. Fühlst du dich noch als Bayer und kannst du manchmal in den Biergarten gehen?"
Sutil: "Manchmal bin ich noch da, aber meistens bin ich in der Schweiz. Da habe ich eine schöne Unterkunft, in der ich mich sehr, sehr wohl fühle. Aber ich besuche hin und wieder meine Eltern und gehe auch zum Trainieren zu meinem Fitnesstrainer dort hin, der auch in München wohnt. Ich bin kein großer Fan von Biergärten, aber manchmal, wenn das Wetter besonders schön ist, gehe ich auch dort hin."