Surer: Webber ist ein "Sonntagsfahrer"

Experte Marc Surer über Mark Webbers Reifenprobleme und darüber, was den Australier von Red-Bull-Star Sebastian Vettel und Co. unterscheidet

(Motorsport-Total.com) - Wie der Eindruck täuschen kann: 2010 hatte Mark Webber nach neun Rennen 103 Punkte und war WM-Vierter, dennoch wird ihm vorgehalten, dass er dieses Jahr eine viel schlechtere Saison fährt, obwohl er schon 124 Zähler auf seinem Konto hat und sogar Gesamtzweiter ist. Größter Unterschied: Fehlten ihm 2010 nur 24 Punkte auf die WM-Spitze, so sind es derzeit 80 - und das noch dazu auf den Teamkollegen.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Red Bulls "Sonntagsfahrer" Mark Webber gilt als Nürburgring-Spezialist

Sebastian Vettel scheint nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Abu Dhabi ein Knopf aufgegangen zu sein, während Webber immer wieder klagt, dass er die neuen Pirelli-Reifen noch nicht im Griff hat. Nur eine billige Ausrede oder glaubwürdiges Argument? "Ich glaub's dem Mark, ja", meint 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer und ergänzt: "Die Pirellis sind offensichtlich ein bisschen unberechenbar."

Zudem kommt hinzu: "Mark ist ein 'Sonntagsfahrer'", sagt Surer und erklärt: "Das hat man letztes Jahr schon gesehen: Die Unterschiede von einem guten Wochenende zu einem normalen Wochenende waren riesengroß." Das sei auch dieses Jahr auffällig: "Da fährt er weiß der Teufel wo rum, völlig unauffällig - wenn das Auto nicht perfekt ist, ist er nicht Zweiter, sondern weit weg. Er ist keiner, der ein Auto, das nicht perfekt ist, nach vorne prügelt, sondern dann verschwindet er."

"Das ist der Unterschied zwischen einem wirklichen Topfahrer und einem guten Fahrer: Der gute Fahrer kann Rennen gewinnen, wenn das Auto passt, aber wenn es nicht passt, ist er gleich zwei Schritte zurück", kritisiert der ehemalige Formel-1-Pilot. Seiner Meinung nach können Überflieger wie Sebastian Vettel (2008 in Monza), Fernando Alonso (2008 in Singapur und Fuji) oder früher Michael Schumacher (zum Beispiel in Spa-Francorchamps 1995) auch aus aussichtsloser Position gewinnen.

¿pbvin|512|3892||0|1pb¿Alonso hat gerade in Silverstone bewiesen, dass er über sich hinauswachsen kann, doch der Ferrari zählt auch zu den drei besten Autos im Feld. Das konnte man von seiner zweiten Renault-Ära nicht behaupten: "In Fuji hat er ein Rennen gewonnen, das hätte er nie gewinnen dürfen. Aber wenn er mal die Chance sieht und vorne ist, dann setzt er es um", erklärt Surer und unterstreicht: "Das sind Dinge, die so ein Beißer einfach kann."

Kommenden Sonntag könnte Webber seinem Ruf als "Sonntagsfahrer" aber im positiven Sinne gerecht werden, denn auf dem Nürburgring war er schon einige Male richtig stark unterwegs: 2007 holte er in der Eifel das zweite Podium in der Teamgeschichte von Red Bull, 2009 feierte er dort seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Ein solcher wäre dieses Jahr wichtig, wenn er in der Fahrer-WM nicht den Anschluss verlieren will...