Surer: Neues Motorenreglement ist schlecht durchdacht
'F1Total.com'-Experte Marc Surer fordert in Bezug auf das Motorenreglement der Formel 1 ein komplettes Umdenken
(Motorsport-Total.com) - Das Motorenreglement der Zukunft wirft in der Formel 1 schon Fragen auf, bevor es überhaupt in Kraft getreten ist. Die Hubraumbegrenzung auf 2,4 Liter, erreicht durch die Reduzierung von 10 auf 8 Zylinder, soll natürlich ab 2006 in erster Linie die Geschwindigkeit der Autos senken, um die Sicherheit in der Formel 1 zu erhöhen. Durch weitere Maßnahmen wie die Festlegung eines Minimalgewichts, des Schwerpunkts und Parameter wie Zylinderbankwinkel, Bohrung oder Hub sollen aber auch die Kosten gesenkt werden.

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Die Motoren werden wohl auch in Zukunft eine finanzielle Last darstellen...
Doch nach Ansicht von 'F1Total.com'-Experte Marc Surer wird die Formel 1 das zweite Ziel verfehlen: "Wenn man Geld sparen will, darf man nicht ein Reglement mit Motoren entwerfen, die über 20.000 Touren drehen. Da kann von Einsparungen keine Rede sein", so der Schweizer. "Hohe Drehzahlen sind das, was einen Motor am meisten kaputt macht." Fakt ist, dass Cosworth mehrmals bestätigt hat, dass die eigenen V8-Motoren bereits jetzt mit über 20.000 Umdrehungen in der Minute auf dem Prüfstand laufen.#w1#
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug schlug jüngst vor, den Hubraum zu erhöhen und dafür ein Drehzahllimit einzuführen: "So gesehen ist der Haug-Vorschlag eine Lösung, die man sicher berücksichtigen könnte", analysiert Surer. "Ob ein Drehzahl- oder ein Ansaugbegrenzer sinnvoller sind, ist die Frage. Die meisten anderen Serien - Le Mans zum Beispiel - verwenden ja Ansaugbegrenzer. Da muss man sich überlegen, was sinnvoller ist. Auf jeden Fall kann die Lösung nicht bei mehr als 20.000 Umdrehungen pro Minute liegen."
Nicht nur die Kosten sind ein Problem in der Formel 1, die "Königsklasse des Motorsports" muss für die Automobilhersteller auch interessant genug sein, damit diese überhaupt im Sport bleiben oder einsteigen. Nach Ansicht des 53-Jährigen muss man Synergien mit der Serie suchen: "Das könnte zum Beispiel eine Verbrauchsformel sein, die mit einem viel effizienteren System gehandhabt werden kann."
Allerdings wäre dann auch hier ein durchdachtes Konzept notwendig: "Einfach die Benzinmenge zu limitieren, wie man das zu meiner Zeit gemacht hat, wäre natürlich Schwachsinn, denn dadurch sind die Autos vor dem Ziel ohne Benzin stehen geblieben. Aber es gibt die Möglichkeit, den Benzindurchfluss zu regeln. Die FIA könnte ein System installieren, welches misst, wie viel Benzin pro Minute durchfließt. Da gibt es heute viel einfachere Kontrollmethoden. Das könnte in der Automobilindustrie etwas zur Senkung des Benzinverbrauchs beitragen."
Der 81-fache Grand-Prix-Teilnehmer sieht es als falsch an, dass einige der Parameter eines Motors festgeschrieben sind: "Was will ein Hersteller da noch beweisen? Da sollte man vielleicht völlig umdenken. Das Tollste war doch, als der V12 gekreischt hat und der V8 die Rennen gewonnen hat! Das waren Zeiten, in denen es unterschiedliche Sounds gab. Die Vereinheitlichung gibt es doch schon in anderen Formeln. Die Formel 1 darf aber keine Einheitsformel werden."
"Wenn ein Auto einen Drehzahlbegrenzer hat, gibt es die Möglichkeit, diesen zweimal pro Rennen mit einem Knopf am Lenkrad auszuschalten. Dann wäre der Überholbonus aufgebraucht", so Surer. "Mit 20 PS mehr kann man aber auch nicht überholen, sondern da müsste ein richtiger Schub kommen. Wenn ein Motor auf maximal 15.000 Umdrehungen pro Minute ausgelegt ist, dann liefert er genau bei dieser Drehzahl die Maximalleistung. Deswegen muss man diese Idee ein bisschen anzweifeln."
Um die Formel 1 technologisch interessanter zu machen, kann sich FIA-Präsident Max Mosley vorstellen, Energierückgewinnungssystem zuzulassen: "Die Energierückgewinnung ist ein altes Thema", so Surer. "Mario Illien hat vor ungefähr zehn Jahren darüber einen Artikel geschrieben und eine Anfrage an die FIA gestellt, er ist damit aber abgeblitzt. Da hätte man über die Bremsen Energie zurück gewonnen. Die Energie von den Bremsen zurück zu gewinnen, könnte die Automobilindustrie interessieren. Das würde den Trend, die Formel 1 für die Hersteller interessanter zu machen, natürlich verstärken."

