• 02.08.2005 13:35

  • von Fabian Hust

Problemfall V8-Motor

Mit dem V8-Motor sollte die Formel 1 eingebremst werden, doch die "Langsamkeit" erkaufen sich die Teams mit massiven Problemen

(Motorsport-Total.com) - Es ist schon ein wenig paradox. Da geben die Teams Millionen aus, um ihr Auto ein paar Zehntelsekunden schneller zu machen und es wird ein Reglement eingeführt, das die Autos einbremsen soll, was mit Zusatzkosten verbunden ist. Die "Geldvernichtungsmaschine Formel 1" scheint durch die Einführung der V8-Motoren für das kommende Jahr noch ein paar Umdrehungen pro Minute zuzulegen.

Titel-Bild zur News: Luca Marmorini

Laut Luca Marmorini ist ein Drehzahllimit für die V10 nicht ausreichend restriktiv

Das Problem sind die starken Vibrationen im kritischen Frequenzbereich, die bei einem Achtzylinder konstruktionsbedingt entstehen. Das Kopfweh, über das die Fahrer nach ersten Tests vereinzelt klagen, ist da noch das geringste Übel. "Da kommt was auf uns zu", so BMW Motorsport Direktor Mario Theissen gegenüber der 'motorsport aktuell'. "Nicht nur auf der Motorseite, auch für die Fahrzeugkonstrukteure. Jene, die sich für die V8 stark gemacht haben, würden nun vielleicht anders denken. Die Vibrationen belasten sogar den Heckflügel."#w1#

Also muss mehr Zeit in Belastungsberechnungen und -Tests investiert werden und die Motoreningenieure müssen sich den Kopf zerbrechen, wie sie die Vibrationen reduzieren können, ohne durch den Einbau einer Ausgleichswelle Leistung zu verlieren. "Wir haben einen erheblichen Mehraufwand zu leisten, um dieses neue Konzept in den Griff zu bekommen", so der Deutsche weiter.

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug forderte am Rande des Rennens in Ungarn die Einführung von Motoren mit vier Litern Hubraum - also genau den entgegengesetzten Weg, den man 2006 gehen wird. Um die Leistung im Zaum zu halten, stellt sich der Deutsche ein Drehzahllimit vor. Die Idee ist grundsätzlich gut, denn die hohen Drehzahlen sind es, die hohe Ansprüche an die Materialien stellen und die Entwicklungskosten in die Höhe treiben. Je geringer die Drehzahl, desto langlebiger wären die Triebwerke grundsätzlich.

"Unser V8 dreht im Moment so hoch wie der V10", enthüllt Toyotas Motorenchef Luca Marmorini dem Blatt. "Dabei liegt er im Bereich des Drehmoments um 20 Prozent unter dem V10." Der Italiener rechnet damit, dass die Drehzahlen zwischen 19.000 und 19.500 liegen werden. Ab 21.000 Umdrehungen in der Minute hätte ein V8 über 800 PS. Aktuelle Motoren leisten bei über 19.000 Umdrehungen in der Minute rund 900 PS. Durch die Senkung des Hubraums um 0,6 Liter sinkt der Benzinverbrauch nur um 10 Prozent: "Weil man mit ihm deutlich mehr Vollgas geben muss."

Das geringere Drehmoment ist ein echtes Problem, denn kommendes Jahr dürfen Teams laut Reglement auch mit V10-Motoren an den Start gehen, wenn diese mit einem Drehzahllimit ausgerüstet sind. Dies wird auf jeden Fall Minardi so handhaben. Laut Marmorini kann man die Leistung dadurch zwar an V8-Niveau anpassen, nicht jedoch das Drehmoment.

"Wegen des Drehmoments würde ich selbst dann noch einen Dreiliter-V10 vorziehen, wenn sie die Drehzahl auf nur noch 14.000 Umdrehungen festschreiben würden. Für Monte Carlo wäre ein V10 immer ideal." Stattdessen schlägt der Italiener vor, dass die Autos schwerer gemacht werden sollten, um den Leistungsvorteil zu kompensieren - die Rede ist von einem Zusatzgewicht zwischen 60 und 100 Kilogramm. Das ist aber auch nicht so einfach umzusetzen, denn das Zusatzgewicht würde zum Beispiel die Bremsen und Reifen zusätzlich belasten.