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  • 03.07.2006 02:15

  • von Nimmervoll/Stracke

Surer: "Man kann niemandem einen Vorwurf machen"

'F1Total.com'-Experte Marc Surer analysiert die Startkollision von Indianapolis und spricht über die Situation zwischen Renault und Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Für die meisten Fahrerkollegen war nach der Startkollision gestern in Indianapolis klar: Juan-Pablo Montoya war wieder einmal der Sündenbock, der die Kettenreaktion in der zweiten Kurve ausgelöst hat. 'F1Total.com'-Experte Marc Surer nimmt den McLaren-Mercedes-Piloten jedoch in Schutz und stuft die Situation als Rennunfall ein.

Titel-Bild zur News: Marc Surer

Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer stuft die Startkollision als normalen Rennunfall ein

"Ich würde niemandem die Schuld geben", analysierte der Ex-Formel-1-Pilot, der zwischen 1979 und 1986 81 Grands Prix bestritten hat und heute unter anderem alle Rennen für unseren Kollegen vom deutschen Pay-TV-Sender 'Premiere' kommentiert. "Montoya ist zwar dem Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) aufgefahren, was der Auslöser der zweiten Kollision war, aber die waren ja alle eingeklemmt. Man kann niemandem einen Vorwurf machen."#w1#

Heidfelds Start wäre sonst toll aufgegangen

"Nick (Heidfeld; Anm. d. Red.) wollte außen rum an diesem ganzen Paket vorbeifahren, hatte eine super Linie, aber leider sind die kollidiert und nach außen gedrängt worden. Er ist dann Jenson Button über das Vorderrad gefahren und hat sich dadurch überschlagen. Glücklicherweise ist ihm nichts passiert, denn das Gefährliche beim Überschlagen ist immer, dass man sich den Arm bricht, wenn er aus dem Cockpit rauskommt", fuhr Surer fort.

"Das Gefährliche beim Überschlagen ist immer, dass man sich den Arm bricht." Marc Surer

Und weiter: "Wir hatten schon lange keinen so großen Startcrash mehr", gab der Schweizer zu Protokoll. "Es war wie immer eine Kettenreaktion. Zum Glück sind alle Fahrer heil geblieben, aber natürlich haben gleich mal sieben Autos gefehlt, was auf dieser großen Strecke für die Zuschauer schon ein bisschen dramatisch ist. Irgendwie gehört es aber zur Formel 1, dass auch so etwas wieder mal passiert."

Auch den Kampf an der Spitze, der gestern ja eigentlich kein Kampf, sondern ein Solo für Michael Schumacher war, nahm er genau unter die Lupe - und machte wie viele seiner Expertenkollegen den Reifenkrieg als entscheiden Faktor für die plötzliche Trendwende aus. Ein Jahr nach dem Skandalrennen von 2005, als nur sechs Bridgestone-Autos in den Grand Prix der USA gingen, dürfte Michelin die Vorauswahl etwas zu konservativ ausgelegt haben.

Bridgestone nur in den USA so stark?

Für Surer steht dies außer Frage: "Das Geheimnis sind die Reifen. Diesmal hatte Bridgestone die besseren Reifen - was auch nicht verwunderlich ist, denn Michelin ging nach dem Debakel von 2005 auf Nummer sicher und brachte einen relativ harten Reifen mit. Von dem her spürte man schon im Training, dass Ferrari hier einen Reifenvorteil hat", sagte der 54-Jährige. Aber: "In Magny-Cours wird es sicherlich wieder ausgeglichen."

"Diesmal hatte Bridgestone die besseren Reifen." Marc Surer

Dass Ferrari ausgerechnet beim Heim-Grand-Prix von Renault und Michelin noch einmal so zuschlagen kann wie am vergangenen Wochenende, glaubt der 'F1Total.com'-Experte nämlich nicht: "Natürlich gibt dieser Sieg Ferrari und Bridgestone Aufwind, aber wir gehen jetzt nach Frankreich, wo es französische Luft für die Renault-Motoren und französischen Asphalt für die Michelin-Reifen gibt. Es wird schwer, Renault dort zu schlagen."