• 26.08.2007 18:31

  • von Inga Stracke

Surer: "Die Weltmeisterschaft spitzt sich zu"

Der Ex-Formel-1-Pilot analysiert den Großen Preis der Türkei, die Leistung der Fahrer und wie die kommenden Strecken den WM-Anwärtern liegen könnten

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie hast du das Rennen gesehen, wie lautet deine Analyse?"
Marc Surer: "Es war ein typisches, modernes Formel-1-Rennen, in dem auf der Strecke nicht überholt wurde. Aber es war, als hätte jemand Regie geführt, es war für die Weltmeisterschaft das perfekte Rennen. Ferrari hat aufgeholt, Alonso hat ein bisschen aufgeholt. Die Weltmeisterschaft spitzt sich weiter zu einem Vierkampf zu."

Titel-Bild zur News: Marc Surer

Marc Surer sieht Ferrari auf den schnellen Strecken weiterhin vorn

Frage: "Hat dich die Ferrari-Dominanz überrascht?"
Surer: "Ich hatte das ein wenig erwartet, denn im Training konnte man sehen, dass es immer einen kleinen Vorsprung für Ferrari gibt. Dass sie den Vorteil haben, dass sie mit weichen Reifen besser fahren können als McLaren-Mercedes, hat ihnen heute geholfen."#w1#

Frage: "War es eher streckenspezifisch oder können wir so etwas auch bei den nächsten Rennen erwarten?"
Surer: "Ich denke, dass es auf schnellen Strecken weiterhin Ferrari sein wird, die den Ton angeben werden, auf den langsameren Strecken dann eher McLaren-Mercedes."

Frage: "Welche engen Strecken gibt es überhaupt noch? Fuji?"
Surer: "Fuji könnte man als eine langsame Strecke beschreiben, da es nur eine lange Gerade gibt und der Rest sehr eng und winklig ist. Natürlich kommt auch in Spa in diesem Jahr eine ganz andere Charakteristik zum Tragen, mit den Achtzylinder-Motoren wird die Eau Rouge kein Thema mehr sein, sie wird voll gehen. Aus diesem Grund kann man mit flacheren Flügeln fahren, weswegen die langsamen Kurven plötzlich mehr zählen als früher die Eau Rouge, die die Spreu vom Weizen getrennt hat."

Frage: "Das heißt drei Strecken - Monza, Shanghai und Sao Paulo - sind eher Ferrari-Strecken?"
Surer: "In Bezug auf Shanghai bin ich mir nicht so sicher, wo ich diese ein sortieren soll, es ist eher eine mittel-schnelle Kurve. Ich denke, dass dort beide eine Chance haben. Wir dürfen eines nicht vergessen, es könnte ja auch mal regnen. Im Regen zahlt sich dann wieder die Erfahrung aus, und da zähle ich eigentlich schon auf den Alonso, dass er da wieder einmal seine Erfahrung ausspielen kann."

Frage: "Hat Ferrari nach diesem Rennen wieder eine Chance auf den WM-Titel?"
Surer: "Eine kleine, aber ich glaube, sie brauchen Glück, um den einfahren zu können. Denn rein rechnerisch genügt es den McLaren-Mercedes-Piloten, einfach immer auf das Podium zu fahren. Aber wenn sie einmal ausfallen oder miteinander kollidieren, was ja immer noch in der Luft hängt, dann könnte sich das plötzlich umdrehen."

Frage: "Könnte zum Schluss das Glück entscheiden, wenn es so eng zugeht?"
Surer: "Das schlimme am aktuellen Punkte-System ist die Tatsache, dass ein Ausfall mehr wiegt als ein Sieg. Wer zehn Punkte verliert, der ist weg"

Frage: "Wie siehst du die Leistung von BMW Sauber F1?"
Surer: "Stark, wie erwartet, und von Nick, der den Speed der Spitze richtig halten konnte, wieder eine super Leistung. Kubica hat eigentlich nicht das erreicht, was ich von ihm nach dem guten Startplatz erwartet hatte. Er wurde sogar von Nico Rosberg geschlagen, dann muss man sagen, das war 1:0 für Nico."

Frage: "Und Nico Rosberg?"
Surer: "Er war immer schnell und fehlerfrei, da gibt es nichts zu rütteln."

Frage: "Sebastian Vettel - nicht ganz so gut?"
Surer: "Es ist schwer, wenn man in solch ein Team mit einem unberechenbaren Auto geht. Er lernt jetzt, das harte Brot der Formel 1 zu essen."

Frage: "War es ein Fehler, in dieses Team zu wechseln?"
Surer: "Nein, wenn er damit lernt umzugehen und er lernt, das Beste daraus zu machen, dann ist es kein Problem, wenn er nicht plötzlich einen Knacks kriegt, wenn er merkt, wie schwer die Formel 1 ist, wenn man nicht im besten Auto sitzt."

Frage: "Sehen wir in Monza den Ferrari-Heimsieg?"
Surer: "Ferrari müsste auf Basis meiner Analyse eigentlich vorne liegen, weil sie auf schnellen Strecken einen kleinen Vorteil haben. Auf der anderen Seite wissen wir, wie schnell sich so etwas umdrehen kann."