Super Aguri setzt auf 2006er-Honda-Chassis

Die Ähnlichkeit ist kein Zufall: Super Aguri wird die Wintertests und möglicherweise auch die Saison 2007 mit einem Honda-Chassis bestreiten

(Motorsport-Total.com) - Als Anthony Davidson gestern in Barcelona erstmals in das Cockpit seines neuen Arbeitgebers Super Aguri kletterte, dürfte ihm so manches bekannt vorgekommen sein: Auch wenn das Team das Auto für die Wintertests offiziell als Interimschassis bezeichnet, handelt es sich in Wahrheit um einen umlackierten Honda RA106 aus der zurückliegenden Saison.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson

Finden Sie die Unterschiede: Anthony Davidson gestern im Super Aguri...

Damit ist der nächste Streit hinter den Kulissen vorprogrammiert, denn auch wenn es völlig legitim ist, ein Kundenchassis bei Testfahrten einzusetzen, so wird sich die Konkurrenz spätestens beim Saisonauftakt 2007 in Melbourne mit Sicherheit lautstark darüber beschweren. Davon kann ja auch die Scuderia Toro Rosso ein Liedchen singen, die ein juristisches Schlupfloch nutzen musste, um 2006 ein umgebautes Red-Bull-Racing-Chassis fahren zu dürfen.#w1#

Super Aguri kündigt SA07 für Februar an

Super-Aguri-Teammanager Daniele Audetto versuchte die Strategie gar nicht erst zu verheimlichen: "Dies ist das Auto, das wir verwenden werden, bis der SA07 am Jahresanfang fertig ist - was möglicherweise Anfang Februar der Fall sein könnte. Die mit diesem Auto gesammelten Informationen werden wir 2007 nutzen", erklärte er gegenüber 'autosport.com'. Wer freilich weiß, wie spät Super Aguri dieses Jahr mit dem neuen Auto fertig wurde, muss am anvisierten Februar-Termin zweifeln...

Der Ansatz, den Super Aguri vorbringen möchte, um mit dem modifizierten RA106-Chassis von Honda auch Rennen bestreiten zu dürfen, könnte jenem von Red Bull ähneln. Sprich: Man übernimmt das Chassis nicht vom Honda-Team, sondern vom Mutterkonzern selbst, präsentiert der FIA eine eher kosmetische Zusammenarbeit mit Japan, die nicht über das Honda-Team in Brackley läuft, und würde somit nicht mit einem anderen Rennstall, sondern mit einem externen Lieferanten kooperieren.

Audettos gestrige Aussagen räumen diesen Verdacht jedenfalls nicht aus: "Wir arbeiten nun enger mit Honda zusammen, nämlich mit den gleichen Ingenieuren wie das Werksteam", so der Italiener. "Wir erhalten auch mehr Unterstützung aus Tochigi (Hondas Forschungs- und Entwicklungsabteilung; Anm. d. Red.). Die Unterstützung ist einfach besser als bisher, daher freuen wir uns schon darauf, ein viel besseres Auto für 2007 zu haben."

Kooperation zwischen Super Aguri und Honda sehr eng

James Rossiter

... und James Rossiter im schwarzen Honda RA106 aus der Saison 2006. Zoom

Trotz der Zusammenarbeit mit Honda besteht er jedoch darauf, dass das Design letztendlich in der Super-Aguri-Fabrik in Leafield finalisiert wird, was für die FIA ja als entscheidendes Kriterium gilt, damit ein Chassis überhaupt zugelassen wird. Man habe gemeinsam mit Honda in Tochigi ein Konzept entwickelt und dieses in Leafield zusammengeschraubt. Und: "Eine externe Beraterfirma ist in diesen Prozess involviert", fügte Audetto an.

2006 hat Super Aguri die Saison übrigens ebenfalls in einem alten Chassis in Angriff genommen, nämlich in einem Arrows-Modell von 2002. Damit gab es jedoch keine juristischen Schwierigkeiten, weil erstens die Konkurrenz sowieso nicht gefährdet war und Arrows zweitens ja nicht mehr in der Formel 1 am Start ist. Die Übernahme eines 2006er-Honda-Chassis wäre im Vergleich dazu mit Sicherheit wesentlich problematischer...