• 22.08.2002 11:14

  • von Marcus Kollmann

Suganuma: Rückkehr zu Slicks wäre reizvoll aber...

Der Technische Manager über die Zusammenarbeit mit Ferrari, den Wettkampf mit Michelin und den Reiz einer Rückkehr zu Slickreifen

(Motorsport-Total.com) - Dank der engen Zusammenarbeit mit Ferrari hat Bridgestone den im Vorfeld der Saison mit Spannung erwarteten Kampf mit Michelin durch den Gewinn der Fahrerweltmeisterschaft durch Michael Schumacher und den Gewinn des Konstrukteurstitels durch die Scuderia bereits für sich entschieden. 11 Grand Prix konnte man bislang in dieser Saison gewinnen und sieben Mal konnte man bisher die Pole Position erreichen.

Titel-Bild zur News: Hisao Suganuma

Suganuma: Wir konstruieren keine maßgeschneiderten Reifen für Ferrari

Die enge Zusammenarbeit zwischen Ferrari und Bridgestone ist dabei sicherlich ein entscheidender Faktor gewesen, die Entscheidung in den beiden Weltmeisterschaften dieses Jahr so früh herbeizuführen. Doch die "Roten" scheinen die einzige Speerspitze des japanischen Reifenlieferanten zu sein, denn während bei Michelin mit BMW-Williams und McLaren-Mercedes mindestens zwei Teams in der Lage sind in den Kampf um die vorderen Plätze einzugreifen, ist dies bei Bridgestone nicht der Fall.

Nur ein Top-Team zu haben bringt eher Nachteile als Vorteile mit sich

Im 'ITV'-Chat erklärte Bridgestones Technischer Manager nun, dass es seiner Auffassung nach keinen Vorteil bedeutet nur ein Top-Team zu haben. "Wenn man zwei oder mehr Teams hat, dann kann man natürlich weitere Daten sammeln. Das Testen an sich wäre dann wichtiger als sich auf ein Team zu konzentrieren, denn nur mit einem Top-Team zu arbeiten ist nun einmal kein Vorteil", erklärt Hisao Suganuma. Noch wirkt sich die intensive Zusammenarbeit mit Ferrari aber nicht negativ auf Bridgestones Erfolgsbilanz aus, zumindest wenn man einmal davon absieht, dass von den Partner-Teams der Japaner realistisch betrachtet nur Ferrari aus eigener Kraft um Siege fahren kann. Untermauert wird dies von der Tatsache, dass, rechnet man alle bislang durch die Bridgestone-bereiften Teams gesammelten Punkte zusammen, die Japaner auf 182 Zähler kommen, wohingegen alle Michelin-Teams zusammengerechnet bislang 156 Punkte eingefahren haben.

Ferrari wird nicht bevorzugt behandelt

Doch den Vorwurf, wonach Ferrari ganz eindeutig gegenüber Sauber, Jordan, Arrows und BAR bevorzugt behandelt wird, tritt Suganuma mit Entschlossenheit entgegen: "Es ist nicht wahr, dass wir die Reifen speziell für Ferrari konstruieren. Sie sind so dominant, weil sie viele Testfahrten für uns durchführen, wodurch sie besser verstehen können wie man die Reifen optimal benutzt. Die bei den Testfahrten entwickelten Reifen sollten auf den anderen Autos genauso gut funktionieren. Jedes Team bekommt genau den gleichen Reifen. An den Rennwochenenden stehen je zwei Reifenmischungen zur Verfügung und die Wahl, für welche Mischung man sich entscheidet, obliegt den Rennställen", versucht Suganuma die Vorwürfe zu entkräften.

Doch worin besteht dann das Erfolgsgeheimnis der Ferrari-Dominanz? "Ich denke, dass es sehr wichtig ist einander zu verstehen. Ferrari muss genau verstehen wie sich ein Reifen verhält und wir wollen wissen wie sich das Auto mit unseren Reifen verhält. Das ergibt den Performance-Vorteil."

Auch für Bridgestone wird die Luft dünner

Der Wettkampf zwischen Bridgestone und Michelin hat auch in diesem Jahr dazu geführt, dass die gefahrenen Rundenzeiten schneller geworden sind und auf einer ganzen Reihe der Rennstrecken neue Rundenrekorde im Rennen aufgestellt wurden. Doch wenngleich es zunächst nicht den Anschein haben mag - verzerrt durch Ferraris Dominanz -, wird die Luft auch für Bridgestone dünner: "Es wird immer schwerer, in jedem Rennen konkurrenzfähig zu sein", hat Suganuma erkannt.

Auf Grund des sich abzeichnenden Trends von fallenden Rundenzeiten, könnte sich die FIA dazu gezwungen sehen das Reifenreglement zu verändern, indem man zum Beispiel eine weitere Rille vorschreibt. Solchen Überlegungen steht Bridgestones Technischer Manager jedoch kritisch gegenüber, sieht er doch in solch einer Maßnahme eine Gefahr: "Wenn wir weitere Rillen hinzufügen, so würden die Geschwindigkeiten sicherlich sinken, jedoch bezweifle ich, ob das in Hinblick auf die Sicherheit eine gute Entscheidung wäre. Stellen Sie sich einfach einmal einen 100-Meter-Sprinter vor den man dazu zwingt mit Schuhen die hohe Absätze haben zu rennen. Seine Füße würden keinen sicheren Halt haben. Wir glauben, dass so etwas auch bei den Reifen passieren sein könnte."

Mit Slicks ein bis zwei Sekunden pro Runde schneller

Die meisten Fahrer haben sich zwar an die Rillen-Reifen gewöhnt und diese bieten jetzt auch beinahe genauso viel Grip wie die bis vor wenigen Jahren noch erlaubten Slicks, doch wie sieht es mit einer Rückkehr zu Slick-Reifen aus? Würde Bridgestone eine Rückkehr zu Slicks bevorzugen? "Ja", sagt Suganuma", denn Slicks bieten einfach bei einem Rennreifen die beste Performance. Allerdings hat sich die FIA aus Sicherheitsgründen für Rillenreifen entschieden, weshalb wir meiner Meinung auch dabei bleiben sollten."

Der von Suganuma geäußerte Wunsch hat mehrere Gründe. Zum einen würde eine Umstellung die Reifenhersteller viel Geld kosten, zum anderen müsste die FIA dann andere Wege suchen die Boliden einzubremsen, denn Suganuma geht davon aus, "dass ein optimaler Slick ein oder zwei Sekunden pro Runde schneller" als die jetzigen Rillenreifen wäre. Da Reifenhersteller und FIA aber keine Notwendigkeit sehen wieder zu Slicks zurückzukehren, wird der Wunsch vieler Fans und einiger Fahrer wohl zunächst bis auf Weiteres unerfüllt bleiben.