Suganuma: "Können es uns nicht erlauben, zu schlafen"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es sind jetzt nur noch zwei Rennen in dieser Saison zu fahren - wie fällt Ihr Resümee der Saison bisher aus?"
Hisao Suganuma: "Wie man sehen konnte, haben wir in Bezug auf die Leistung der Trockenreifen während der letzten Winterperiode große Fortschritte erzielen können."

"Seit Mitte der Saison, ab dem Kanada-Grand-Prix, wird die Leistung unserer Reifen besser und besser. Ich muss sagen, dass wir in unsere Trockenreifen volles Vertrauen haben. Ich hoffe, dass wir in den letzten beiden Rennen unsere Trockenreifen verwenden und mit ihnen unsere volle Leistung demonstrieren können."#w1#

Frage: "Wie viele Tests haben alle Bridgestone-Teams zusammen abgespult?"
Suganuma: "Die Teams haben vor der Saison eine Vereinbarung über die Anzahl der Testtage getroffen, an die sich alle Teams halten. Ferrari, Toyota und Williams haben die Maximalzahl ausgenutzt, es gibt noch einen Test, den sie durchführen können. Das MF1 Racing-Team und das Super Aguri F1 Team haben weniger Tage absolviert. Die Top-3-Teams nutzen das volle Pensum."

Frage: "Wie sehr sind Euch die Einsätze der Freitagstestfahrer in diesem Jahr eine Hilfe gewesen?"
Suganuma: "Vor allem die Daten, die Alexander Wurz sammelt, sind für uns sehr hilfreich, weil er über großartige Fähigkeiten verfügt. Natürlich sind die Reifen-Spezifikationen von Williams manchmal anderes als jene der anderen Teams, aber zumindest erhalten wir eine grobe Ahnung, was während des Rennwochenendes passieren könnte."

"So gesehen sind das für uns sehr hilfreiche Daten. Natürlich ist da nicht nur Alex zu nennen, sondern auch die dritten Fahrer der anderen Teams. MF1 Racing nutzt verschiedene Fahrer, was die Sache manchmal etwas schwieriger macht."

"Manchmal ist ein Fahrer auf dem Kurs zuvor noch nicht gefahren. Aber zumindest können sie mit den Rennreifen ein paar Longruns fahren, was uns eine gute Ahnung darüber verschafft, welchen Reifen wir für den Sonntagnachmittag verwenden wollen."

Frage: "Was denkst du in Bezug auf die verschiedenen Vorschläge für den nächstjährigen Freitag?"
Suganuma: "Wenn der Freitag zu einer Testsession wird, so wäre das gut. Es hängt ein wenig von der Limitierung der Reifen ab. Wenn wir so viele Reifen zur Verfügung stellen müssen wie bei einer heutigen Testsession, so wäre das für uns ein wenig zu viel des Guten. Wenn sie wollen, dass wir so viele Reifen zur Verfügung stellen wie an einem normalen Rennwochenende, dann wäre das in Ordnung."

Frage: "Aber es soll wohl am Freitag mehr Reifen geben als im Moment..."
Suganuma: "Wir sprechen mit der FIA, was wir diesbezüglich tun können. Ein paar zusätzliche Sätze wären für uns etwas schwierig. Es ist nun die Frage, welche Vereinbarung die Teams und die FIA treffen."

Frage: "Der bisherige Freitagsmodus stellte für die jungen Piloten eine gute Möglichkeit dar zu zeigen, zu was sie fähig sind. Das wird es nach dem aktuellen Stand der Dinge kommendes Jahr nicht mehr geben. Was denken Sie darüber?"
Suganuma: "Es ist schwierig, darüber einen Kommentar abzugeben, weil wir noch nicht genau wissen, was nächstes Jahr freitags passieren wird. Aber es wäre natürlich schade, wenn junge Fahrer am Freitag nicht mehr mitfahren könnten. Aber es liegt an der FIA, was sie darüber denkt."

Frage: "Die Reifen waren in den vergangenen Jahren ein heißes Diskussionsthema und sie waren oftmals auch entscheidend. Der so genannte 'Reifenkrieg' zwischen Euch und Michelin hat zu aufregenden Rennen und auch unerwarteten Ergebnissen geführt. Ist das die Herausforderung, die Ihr in den vergangenen Jahren genossen habt?"
Suganuma: "Mein Leben im Motorsport hat sich immer um den Wettbewerb gedreht. Ich bin 1980 zu Bridgestone gekommen und wechselte 1982 in die Motorsport-Abteilung. In dieser Zeit habe ich immer den Wettbewerb mit unseren Konkurrenten genossen, ob das jetzt Michelin, Goodyear, Dunlop oder Yokohama war. Das ist immer eine Herausforderung."

"Ich machte manchmal harte Zeiten durch, aber man zieht auch Befriedigung aus Konkurrenz-Situationen. Es ist aus diesem Grund schade, dass sich Michelin aus der Formel 1 zurückzieht."

Frage: "Sie werden den Wettbewerber im kommenden Jahr also vermissen?"
Suganuma: "Sehr!"

Frage: "Wie wird es im kommenden Jahr als Einzelausrüster werden, gibt es für Euch dann weniger Arbeit, da Ihr nicht im Wettbewerb steht, oder wird diese nur auf andere Bereiche umgeschichtet?"
Suganuma: "Ich denke, dass die Art der Arbeit im Vergleich zu diesem Jahr anders werden wird. Auf der anderen Seite müssen wir uns um alle elf Teams und 22 Autos kümmern. Der Arbeitsaufwand wird also auf einem hohen Niveau gehalten. Wir müssen den Teams den bestmöglichen technischen Service bieten."

Frage: "Da Michelin die Formel 1 verlässt, werden einige ohne Job dastehen - gibt es bei Bridgestone neue Jobs, da mehr Teams ausgerüstet werden müssen? Besteht da eine Möglichkeit des Wissenstransfers oder steht das Team schon?"
Suganuma: "So denke ich nicht. Michelin ist ein großes Unternehmen und sie haben die Möglichkeit, ihre Angestellten anderswo unterzubringen. Mir liegt bisher auch noch keine Anfrage eines aktuellen Michelin-Mitarbeiters vor. Ich weiß es nicht."

Frage: "Auf welchen Bereich werdet Ihr Euch im Hinblick auf das kommende Jahr hauptsächlich konzentrieren?"
Suganuma: "Wir müssen noch mit der FIA sprechen, aber soweit ich das verstanden habe, werden wir für das Wochenende für alle Teams zwei Spezifikationen zur Verfügung stellen. Alle erhalten die gleichen zwei Spezifikationen."

Frage: "Wie groß wird der Vorteil sein, den die aktuellen Bridgestone-Teams gegenüber jenen haben werden, die zu Bridgestone wechseln?"
Suganuma: "Die Spezifikation wird sich von jener, die wir in diesem Jahr verwenden, unterscheiden. Wie groß der Unterschied sein wird, daran arbeiten wir im Moment."

"Die Reifen müssen ein breiteres Fenster haben, in dem sie verwendet werden können. Mit anderen Worten: Sie müssen leichter zu verwenden sein."

"Die Leistung wird aus diesem Grund im Vergleich zur diesjährigen Spezifikation ein wenig geringer ausfallen, aber sie werden leichter zu verwenden sein. Ich glaube deshalb, dass die neuen Bridgestone-Teams die Lücke schnell schließen können."

Frage: "Die Entwicklung führt zu neuen Ideen. Wie viel des in den vergangenen Jahren Gelernten konnte in der Serienproduktion übernommen werden?"
Suganuma: "Um ehrlich zu sein, sind die Unterschiede zwischen den Formel-1- und den Serienreifen sehr groß."

"Die Serienreifen müssen, sagen wir, für 20.000 Kilometer halten, ein Formel-1-Reifen muss nur 200 Kilometer halten. Der Unterschied zwischen ihnen ist also sehr groß. Es könnte also schwierig sein, die Technologie von einem Formel-1- auf einen Straßenreifen direkt zu transferieren."

"Aber wir können grundsätzliche Ideen wie die Verbesserung der Haftung oder der Haltbarkeit oder das Design des Profils von Regenreifen auf die Technologie der Straßenreifen übertragen."

Frage: "Bevorzugen Sie es unter diesem Gesichtspunkt Reifen zu haben, die eine längere Laufleistung aufweisen, oder finden Sie es besser, wenn mann wieder wie in diesem Jahr während des Rennens Reifen wechseln darf?"
Suganuma: "Ich ziehe die Reifenwechsel vor."

Frage: "Wie schätzen Sie Ihre Chancen bei den letzten beiden Rennen ein und damit auch die Chance, dass Michael Schumacher den Titel gewinnen kann?"
Suganuma: "Natürlich geben wir unser Bestes, um Michael und den anderen Bridgestone-Teams den bestmöglichen Reifen zur Verfügung zu stellen."

"Das kommende Rennen in Suzuka ist unser Heimrennen und es kommen viele Bridgestone-Mitarbeiter vorbei, um sich das Rennen anzuschauen. Viele von ihnen haben sich hart angestrengt, um unsere Aktivitäten in der Formel 1 zu unterstützen. Wir wollen ihnen zeigen, wie gut unsere Produkte sind."

"In Brasilien findet das letzte Rennen der Saison statt, was im Kampf um den Titel entscheidend werden könnte. Wir könne es uns nicht erlauben, zu schlafen!"