Stuck: "Insgesamt eine positive Entwicklung"
'F1Total.com'-Experte Hans-Joachim Stuck ist mit den neuen FIA-Regeln nicht hundertprozentig einverstanden, sieht aber einen positiven Trend
(Motorsport-Total.com) - Die FIA hat gestern ein umfassendes Regelpaket für die Saison 2008 bekannt gegeben, welches zwar noch nicht offiziell abgesegnet ist, aber zumindest die Grundlage für weitere Verhandlungen bilden soll. In dem Dossier sind nur wenige Überraschungen enthalten - Kostensenkung und Vereinheitlichung von Komponenten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Vorschläge.

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Hans-Joachim Stuck betrachtet die neuen Regeln der FIA mit gemischten Gefühlen
Ein Paragraf sorgt allerdings sehr wohl für Aufsehen: "Neue Technologien, die einem Team für eine Saison einen Vorteil verleihen, aber dann für die folgenden Saisons von allen Teams bei enorm hohen Kosten übernommen werden, werden am Ende der ersten Saison verboten", heißt es im FIA-Dossier. Sprich: Sollte jemand zum Beispiel ein lenkbares Hinterrad erfinden und damit einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben, die dann natürlich für viel Geld selbst ein solches System entwickeln würde, so könnte die FIA dem Treiben einen Riegel vorschieben und das System ganz einfach verbieten.#w1#
FIA unterbindet mit der neuen Regel mögliche Innovationen

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Innovative Autos wie der Tyrrell P34 gehören wohl der Vergangenheit an Zoom
Was aus Kostengründen natürlich Sinn macht, ist aus sportlich-technologischer Sicht mehr als bedenklich, schließlich nimmt man so den Konstrukteuren schon von vornherein jede Lust daran weg, neue Innovationen zu entwickeln - und gerade die machen zum Teil den Reiz der Formel 1 aus. Colin Chapmans Ground-Effect-Auto ist ebenso in die Geschichte eingegangen wie der sechsrädrige Tyrrell oder der Staubsauger-Brabham, doch genau so etwas würde es dann mit Sicherheit nie wieder geben.
'F1Total.com'-Experte Hans-Joachim Stuck ist einerseits der Meinung, dass Kostensenkung angesichts der explodierenden Budgets eine gute Sache ist, kann aber mit dem neuen Paragrafen überhaupt nichts anfangen: "Da sollte man das Reglement lieber gleich so stricken, dass solche Auswüchse von vornherein verhindert werden. Das wäre dann eine Kostenersparnis", wunderte er sich über Max Mosleys neue Idee.
Die Vereinheitlichung von Komponenten ist seiner Meinung nach ein zweischneidiges Schwert: "Hersteller wie BMW, Honda und Toyota müssen einerseits natürlich schon Kompetenz nachweisen, aber andererseits darf man nicht vergessen, dass Motorsport Showbusiness ist. Wenn man nun alle so machen lassen würde, wie sie könnten, hätte man bestimmt weniger Show, und die Hersteller würden sich immer in wahnsinnig teuren Spielereien verstricken", sagte der 54-Jährige.
Stuck rät der Formel 1 zu NASCAR-Anleihen
"Das beste Beispiel ist die NASCAR-Serie: Die Autos sehen zwar unterschiedlich aus, aber unter der Haube ist alles gleich. Im Endeffekt bieten sie spannenden Motorsport", meinte Stuck weiter. "Da muss man hin, nur muss man es so machen, dass für die Hersteller weiterhin ein Kompetenznachweis gegeben ist. Ideen wie Drehzahllimit und einheitliche Elektronik finde ich im Sinne des Sports richtig."
Immerhin gibt es einen Punkt im FIA-Dossier, der voraussichtlich überwiegend auf Gegenliebe stoßen wird: Das Benzin soll künftig zu mindestens 5,75 Prozent biologisch hergestellt werden, und der Automobilweltverband denkt sogar darüber nach, Hybridtechnologien zu forcieren. Dabei wird es sich jedoch nicht um klassische Hybridsysteme mit einem Benzin- und einem Elektromotor handeln, sondern vielmehr um eine Speicherung von Energie, die dann per Knopfdruck bei Bedarf freigesetzt werden kann.
Aus Sicht von Stuck wäre eine Bio-Formel-1 begrüßenswert: "Damit sind sie eh schon spät dran", erklärte der 'F1Total.com'-Experte. "Die Formel 1 müsste eigentlich schon seit Jahren Katalysatoren verwenden. Warum das nicht der Fall ist, verstehe ich überhaupt nicht. In fast allen anderen Rennserien gibt es ja Katalysatoren. Außerdem sollte man sich neuen Energiequellen nicht verschließen. Das ist insgesamt eine positive Entwicklung."

