• 08.07.2007 20:02

  • von Britta Weddige

Stuck: "Das sah wirklich super aus"

'Motorsport-Total.com'-Experte Hans-Joachim Stuck analysiert im Interview den Großen Preis von Großbritannien und wagt einen Blick auf den Nürburgring

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Der Ausgang des Rennens ist vielleicht nicht ganz so, wie es sich die Briten vorgestellt haben, Kimi Räikkönen hat seinen zweiten Sieg in Folge geholt, was kann man dazu sagen?"
Hans-Joachim Stuck: "Fangen wir mal bei Lewis Hamilton an. Ich finde es gar nicht mal so schlecht, dass er das Rennen nicht gewonnen hat. Hätte er hier gewonnen, wäre das ja ein riesiger Vorteil zu seiner Erfolgs- und Siegessträhne gewesen."

Titel-Bild zur News: Hans-Joachim Stuck mit Peter Lauterbach

Hans-Joachim Stuck mit Peter Lauterbach bei einer Rennanalyse

"Platz drei ist von den Punkten her super und es bleibt noch etwas offen. Denn wenn er mit dem Druck eines Siegers beim Heimrennen zum Nürburgring kommt, dann muss er ja schon wieder gewinnen. Ich sehe es für ihn persönlich auch gar nicht als so schlecht an. Er hat die WM-Führung verteidigt und ordentlich Punkte eingefahren. Er ist ein fast fehlerfreies Rennen gefahren, also warum nicht?"#w1#

"Für Kimi Räikkönen ist es natürlich ein toller Erfolg. Er hat sich jetzt wohl an das System Ferrari und die Arbeitsweise gewöhnt, zum anderen hat ihm Ferrari ein Auto hingestellt, mit dem er gewinnen kann."

"Es ist bedauerlich, dass Felipe Massa beim ersten Start stehen geblieben ist, denn er hat ja derart starke Rundenzeiten hingelegt. Er ist ja immerhin noch Fünfter geworden, aber ich hätte schon ganz gern gesehen, wo er unter normalen Umständen hingekommen wäre. Von den Rundenzeiten her hätte er vielleicht sogar vor Räikkönen kommen können. Das sah wirklich super aus."

Frage: "War das heute nur der Speed der Ferrari oder war da auch die Strategie dabei?"
Stuck: "Na ja, das ist für Außenstehende immer schwierig zu beurteilen. McLaren-Mercedes hat beide Autos auf harten Reifen starten lassen. Es war auch so, dass Lewis Hamilton für vier Runden weniger Sprit an Bord hatte als Fernando Alonso. Aber das kann immer so oder so ausgehen. Wenn du im Verkehr stecken bleibst und nicht nach vorn kommst, dann kann das ein Vorteil sein, heute war es ein kleiner Nachteil."

Frage: "Das BMW Sauber F1 Team hat wieder fast dasselbe Ergebnis eingefahren wie in der vergangenen Woche, nur dass jetzt noch der Massa dazwischen kam. Es ist glaube ich zweifellos so, dass sie die dritte Kraft sind, das müssen sie niemandem mehr beweisen, oder?"
Stuck: "Das ist richtig, gar keine Frage. Es war eine tolle Leistung von beiden Fahrern, vor allem der Robert Kubica hat sich zum Schluss gegen Felipe Massa gut gewehrt, der ein deutlich schnelleres Auto hat. Das zeigt wieder einmal, dass Hinfahren und Vorbeifahren zwei Paar Stiefel sind."

"Das war von beiden ein sehr fairer Kampf. Allerdings muss man sagen, dass der Abstand beider zum Sieger fast eine Minute war. Das ist sicherlich zu viel und es wird in der Woche bis zum Nürburgring sicherlich etwas passieren, dass man da ein bisschen verkürzt."

Frage: "Haben wir auf dem Nürburgring wieder etwas ähnliches zu erwarten wie bei den vergangenen beiden Rennen, oder ist das vom Streckenlayout her wieder etwas völlig anderes?"
Stuck: "Nein, das finde ich nicht. Der Nürburgring ist relativ ähnlich, auch wenn es ein bisschen bergauf und bergab geht. Es liegt natürlich etwas höher, da haben die Reifen natürlich ein paar Prozente weniger Leistung. Aber die Streckenkonfiguration mit langsamen und mit schnellen Kurven ist schon ähnlich wie Silverstone. Da werden die Karten wieder neu gemischt, aber es wird wohl wieder so sein, wie es auch hier der Fall war."

Frage: "Und für die Fans lohnt es sich auf alle Fälle, dort hinzukommen, nehme ich an?"
Stuck: "Na klar, der Nürburgring ist immer eine coole Geschichte. In der Eifel muss man sich wie hier auf Wetterkapriolen einstellen. Es herrscht dort eine gute Stimmung, man kann dort sehr gut zuschauen. Gerade aus deutscher Sicht ist das toll, wenn wir sehen, dass das BMW Sauber F1 Team ein deutsches Team ist, wir haben den Nick Heidfeld, Ralf Schumacher und Nico Rosberg, wir haben Sutil dabei, McLaren-Mercedes ist halb ein deutsches Team, Toyota sitzt in Köln. Ich glaube, es gibt keinen Grand Prix - außer in Großbritannien - bei dem so viele Teams in der Nähe ansässig sind. Also kann man nur eines sagen: 'Buabn, auf geht's, kommts zum Zuschauen!'."