• 11.11.2010 17:49

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Streit in Australien: Grand Prix in Gefahr?

Veranstalter AGPC und Motorsportverband CAMS streiten in Australien - Grand Prix 2011 in Gefahr, falls es bis 19. November keine Einigung gibt

(Motorsport-Total.com) - Wegen eines Konflikts zwischen Veranstalter AGPC (Australian Grand Prix Corporation) und Motorsportverband CAMS (Confederation of Australian Motor Sport) könnte der Grand Prix von Australien in Melbourne in Gefahr sein. Hintergrund ist wie so oft eine Meinungsverschiedenheit über finanzielle Angelegenheiten.

Titel-Bild zur News: Ron Walker

Ron Walker ärgert sich über die neuen Preise von Organisator CAMS

Die CAMS trat beim Stadtrennen in Melbourne bisher nicht nur als Sporthoheit auf, sondern auch als Organisator. Der AGPC will der Verband dafür ab 2011 800.000 Australische Dollar in Rechnung stellen, also umgerechnet mehr als 580.000 Euro. Das empfindet AGPC-Chef Ron Walker als unverschämt, denn: "Die 1.500 Mitarbeiter sind ohnehin freiwillig und wir kommen für ihre Uniformen und die Verpflegung auf", kritisiert er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Frist bis zum 19. November

Wie stark die CAMS die Rechnungshöhe im Vergleich zu 2010 nach oben schrauben möchte, will Walker nicht verraten, aber er deutet an: "Über fünf Prozent würde ich mich nicht beschweren." Doch die Fronten scheinen im Moment verhärtet zu sein: "CAMS droht uns und verwendet die FIA als großen Knüppel. Entweder wir entsprechen bis 19. November ihren Forderungen oder sie lassen uns vom FIA-Kalender streichen."

Die CAMS ist ein FIA-Mitgliedsverband, doch Walker hofft darauf, dass Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone, mit dem er seit Jahren eng zusammenarbeitet, erfolgreich intervenieren kann. Denn die AGPC will nur einen ihrer Meinung nach angemessenen Preis: "Wir haben ihnen gesagt, dass sie ihren Preis um einen bestimmten Betrag reduzieren müssen, aber sie lehnen das ab", gibt der AGPC-Chef zu Protokoll.

¿pbvin|512|2566||0|1pb¿"Sie sind nicht auf Augenhöhe mit anderen Anbietern und die Kosten sind zu hoch", sagt Walker. "Wir sind eine vom Steuerzahler subventionierte Organisation, daher sind die Kosten zu hoch. Anstatt etwas dagegen zu tun, sagen sie: 'Wir sind die einzigen Anbieter dieser Dienstleistungen. Wenn ihr also nicht zahlt, dann streichen wir euch vom Kalender.'" Und: "Monopole sind nicht mehr zeitgemäß. Sie drohen der Regierung und damit kommt man normalerweise nicht davon."

Politik will niedrige Kosten

Denn die AGPC wird von Steuergeldern der Provinz Victoria subventioniert, 2010 mit umgerechnet gut 35 Millionen Euro. Die Politik wünscht sich, dass die Kosten im Rahmen gehalten werden, daher sollen in so vielen Bereichen wie möglich Ausschreibungen durchgeführt werden. Dagegen weigert sich die CAMS, aber Walker droht: "Die Organisatoren von Silverstone und Abu Dhabi würden sich liebend gerne zur Verfügung stellen. Die wären auch von der FIA anerkannt."

Auch Calder-Park-Streckenchef Bob Jane käme mit seiner Organisation als CAMS-Ersatz in Frage, doch Walker geht ohnehin nicht davon aus, dass es so weit kommen muss: "Wir haben die ganze Zeit Probleme. Das ist nur ein Schluckauf", relativiert er die Aufregung. "Ich weiß, dass sich das in Wohlgefallen auflösen wird, weil es Kräfte gibt, die sich durchsetzen werden. Es ist aber bedauerlich, dass es überhaupt so weit kommen musste."

Michael Schumacher

Die Skyline von Melbourne ist die Kulisse für einen beliebten Grand Prix Zoom

"Wir halten die CAMS für eine großartige Organisation", schmeichelt er dem langjährigen Partner, mit dem es bisher nie Probleme gegeben hat. "Trotzdem müssen sie sich an den Ausschreibungsprozess halten. Die Regierung will konkurrenzfähige Spannung bei allen Vergaben, die CAMS verlangt aber zu viel. Wenn sie nicht ihr Management modernisieren und die Preise reduzieren, werden wir keinen neuen Vertrag unterschreiben."