Strategievorteil für Brawn?

Nach dem Qualifying drängt sich der Verdacht auf, dass die ersten Drei morgen einen Boxenstopp mehr einlegen könnten als das Brawn-Team

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Dass der Brawn-Mercedes BGP 001 nach wie vor das schnellste Auto im Feld ist, daran zweifelt eigentlich noch niemand. Umso mehr verwundert das heutige Ergebnis im Qualifying: Ein Red Bull vor einem Renault und einem weiteren Red Bull - und erst dahinter Rubens Barrichello und Jenson Button. Rückstand auf die Pole-Position: gut drei Zehntelsekunden.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Zeigt Brawn morgen nach dem ersten Stopp wieder allen nur die Heckansicht?

Doch nicht nur die schieren Rundenzeiten deuten darauf hin, dass Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Mark Webber morgen in Schanghai einen kürzeren ersten Stint fahren könnten. So packte Vettel für Q2 und Q3 jeweils nur einen weichen Reifensatz aus, um für morgen mehr völlig neue Slicks zur Verfügung zu haben. Vor allem von den weicheren Optionspneus hat der Heppenheimer noch mehr frisches Gummi im Repertoire als alle anderen.#w1#

Warum eine Dreistoppstrategie in Frage kommt

Das macht Sinn, schließlich sind die weichen Reifen um mindestens 0,5 bis 0,8 Sekunden pro Runde schneller als die harten. Nachteil: Sie bauen früher ab. Also könnte die Überlegung sein: Wir legen im Rennen drei Boxenstopps ein, fahren also drei kurze Runs auf den schnelleren Bridgestones und nur einen auf den härteren Gummis. Dass man schnell genug ist, um gleichzeitig auch noch die Pole-Position abzustauben - ein willkommener Bonus.

Christian Horner

Red-Bull-Teamchef Christian Horner darf sich über die erste Pole-Position freuen Zoom

"Wir haben uns für eine aggressive Strategie entschieden", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner, "und ich glaube, das gilt auch für Fernando. Aber Sebastian war schon das ganze Wochenende schnell. Das war eine brillante Leistung von ihm, ein wirklich unglaublich cooler Job! Aber auch die Crew hat tolle Arbeit geleistet. Mark ist als Dritter auch klasse. Heute wollten wir es wissen und unsere Fahrer haben das umgesetzt. Super!"

Und der Brite lieferte weitere Anhaltspunkte für den Dreistoppverdacht: "Der entscheidende Faktor wird morgen sein, wer mit den Reifen am besten zurechtkommt, aber ich glaube, da haben wir die beste Ausgangsposition", so Horner. Die Konkurrenz will er jedoch nicht unterschätzen: "Brawn ist sehr, sehr schnell. Ehrlich gesagt sind wir uns nicht sicher, welche Strategie die fahren. Ich weiß nur, dass wir schon das ganze Wochenende vorne dabei waren."

Knackpunkt Zuverlässigkeit?

Dass Vettel so wenig wie möglich gefahren ist, macht auch angesichts der Probleme mit der Hinterradaufhängung im Freien Training Sinn - vor dem Qualifying mussten an beiden Red Bulls die Radträger ausgewechselt werden. Horner: "Wir wollten Vorkehrungen treffen." Für die Renndistanz von 56 Runden ist das natürlich kein gutes Omen, andererseits weiß man nun wenigstens ganz genau, was man zu beachten hat.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von China, Samstag


Konkurrent Ross Brawn hofft, dass die Strategie die Erklärung für das heutige Ergebnis ist: "Sie waren schon das ganze Wochenende sehr schnell und haben sich für das Qualifying eine meines Erachtens sehr gute Reifenstrategie zurechtgelegt. Sie haben die weichen Reifen gespart und vielleicht weniger Benzin an Bord. Danach sieht es zumindest aus, aber wenn das Gewicht bekannt gegeben wird, wissen wir mehr", sagte der geschlagene Brite.