Strategie-Poker: Red Bull fordert Mercedes in Mexiko heraus

Warum Red Bull im Qualifying von Mexiko an Mercedes scheiterte und wie man mit einem Strategiepoker in den ersten Runden die Grundlage zum Sieg schaffen will

(Motorsport-Total.com) - Trotz großen Balanceproblemen im Qualifying will Red Bull beim Grand Prix von Mexiko Mercedes herausfordern. Dank eines Strategietricks: Während die Mercedes-Piloten in der ersten Startreihe mit den härteren Soft-Reifen losfahren (hier geht's zum Qualifying-Gesamtergebnis), setzen Max Verstappen (3./+0,350 Sek.) und Daniel Ricciardo (4./+0,429 Sek.) auf die Supersoft-Mischung. "Daher wird es für sie morgen sehr schwierig werden, uns im Griff zu haben", meint Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Wir haben uns entschieden, zu pokern, und glauben, dass wir den für uns besten Reifen ausgewählt haben."

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Die ersten Runden sind für Red Bull entscheidend, will man in Mexiko siegen Zoom

Pole-Setter Lewis Hamilton und Nico Rosberg können zwar mit der Soft-Mischung länger fahren, doch Red Bull wird alles daran setzen, die Silberpfeile zu einer Strategieänderung zu zwingen - und zwar mit einem Undercut beim ersten Boxenstopp. Schon beim Start muss Mercedes zittern. "Das wird entscheidend, denn der Weg zur ersten Kurve ist weit", warnt Horner. "Es gibt einen Windschatten und die Traktion ist wichtig."

Mit dem weicheren Supersoft-Pneu haben die Red-Bull-Piloten auf den ersten Metern mehr Grip zur Verfügung und könnten mit diesem Vorteil sogar als erste in die erste Kurve stechen. "Vergangene Woche ist es mir gelungen, einen Mercedes zu kriegen, jetzt hoffe ich, dass es beide sein werden", schickt Ricciardo gegenüber 'Sky Sports F1' eine Drohung ins Mercedes-Lager.

Trumpfkarte Supersoft: Wie Red Bull Mercedes schlagen will

Laut Horner ist der Supersoft-Reifen nicht nur beim Start ein Vorteil: "In Austin war es schwierig, diese Reifen aufzuwärmen, und Ricciardo hat von seinen Supersoft-Reifen profitiert. Hier ist es noch schwieriger als in Austin", hofft der Teamchef, dass seine Fahrer in den ersten Runden einen deutlich Vorteil haben werden. "Außerdem war unser Longrun-Tempo gestern ermutigend."

Und wenn man einmal vor Mercedes liegt, könnte es für die Rivalen ein schwieriges Rennen werden. "Mercedes hat Schwierigkeiten, wenn sie im Verkehr stecken", spielt Horner darauf an, dass die ausgefeilte Aerodynamik des F1 W07 stärker unter Luftverwirbelungen beim Hinterherfahren leidet als bei anderen Boliden.

Auch der Titelkampf zwischen Rosberg und Hamilton könnte ein Vorteil sein: "Die beiden werden sich mehr aufeinander konzentrieren als auf uns", sagt Horner. "Lewis würde es sehr gefallen, wenn wir vor Nico liegen. Wir werden tun, was wir können."

Qualifying-Balance nicht optimal

Mit dem Qualifying selbst waren die beiden Piloten nur bedingt zufrieden. "Die Balance war furchtbar", schimpft Ricciardo. So gesehen war der Rückstand von weniger als einer halben Sekunde auf die Pole ein Erfolg. "Ich weiß nicht, wie ich der Pole so nahe kommen konnte", findet auch der "Aussie". "Wir hatten kein tolles Auto im Qualifying, daher ist Platz vier mit diesem Rückstand ein Erfolg."

Lewis Hamilton, Max Verstappen

Verstappen könnte beim Start sogar eine Gefahr für Hamilton werden Zoom

Schon am Freitag war Red Bull klar, dass das Tempo auf eine schnelle Runde etwas zu wünschen übrig lässt. "Wir sind deutlich besser, als wir das gestern erwartet haben", meint auch Horner, der die Fahrer lobt. "Sie haben eine großartige Leistung gebracht."

Verstappen verkürzte im Qualifying-Duell gegen Ricciardo mit seinem dritten Platz auf 5:10. Ein wichtiger Erfolg? "Nun ja, das ist nicht mein einziges Ziel", relativiert er. "Ich bin hier, damit ich versuche zu gewinnen. Ich bin sehr zufrieden mit Platz drei, aber das hat keine besondere Bedeutung für mich."

Verstappen: Mercedes-Sandwich wäre möglich gewesen

In Q2 fuhr der Niederländer sogar die Bestzeit, doch das lag vor allem daran, dass die Mercedes-Piloten auf die Soft-Pneus setzten. Dennoch ist er mit dem Auto zufrieden: "Ich habe im Auto das ganze Wochenende lang bereits ein gutes Gefühl. Und es wurde immer besser." Seiner Ansicht nach wäre sogar die erste Startreihe möglich gewesen. "Aber leider habe ich die Runde in Q3 nicht perfekt hinbekommen."

Wichtig ist auch, dass mit Ferrari der Rivale um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM abgeschlagen ist: Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel kamen über die Plätze sechs und sieben nicht hinaus. "Wenn ich sage, dass ich mit der Balance unglücklich bin, dann weiß ich nicht, was sie sagen werden", meint Ricciardo.