• 11.08.2006 13:50

  • von Inga Stracke

Stracke an der Strecke: Von Unicum und Wiener Schnitzel

'F1Total.com'-Reporterin Inga Stracke berichtet über ihre Reise nach Ungarn und ihre Erlebnisse in der schönen Stadt Budapest

(Motorsport-Total.com) - Hallo liebe Formel 1 Fans!

Titel-Bild zur News: Budapest

Budapest ist ein kulturelles Highlight auf der Formel-1-Tour

Was für ein Rennen - was für ein Wochenende! Es ging ja schon auf der Hinfahrt los: Wie liebe ich es doch, dass die österreichische Autobahnmaut gleich wieder "verbaut" wird, so sieht man doch auf der Fahrt durch unser Nachbarland (das man ja auf dem Weg nach Ungarn der Breite nach durchqueren muss) gleich eine Baustelle nach der anderen.

Und so fiese Blitzermethoden: Blitzkästen hinter Straßenschildern von hinten oben die Sünder auf Zelluloid bannend eingebaut, Motorradpolizei in Zivil und so weiter. Aber wir haben die Fahrt gut und blitzerfrei überstanden, auch wenn wir bei maximal 130 km/h auf den wenigen baustellenfreien Stücken fast eingeschlafen wären.#w1#

Klasse ist inzwischen die Grenze zu Ungarn: Ich kann mich noch gut an einst stundenlange Grenzstaus erinnern - Ungarn als EU-Mitglied hat schon was, ich bin mal gespannt, wann sie den Forint in Euro tauschen. Als verkanntes Mathegenie, das ich zugegebenermaßen bin, hatte ich erhebliche Probleme mit dem Umrechnen. Irgendwie habe ich es immer noch nicht drin, zumal der Umrechnungskurs im Hotel deutlich schlechter war als der in der Bank!

Nur soviel: Die Ungarn zocken, wo sie können, nach wie vor richtig ab: Die DSL-Leitung im Pressezentrum an der Rennstrecke kostete satte 600 Euro! Als ich erstaunt einwarf, ich wolle ja nicht gleich die ganze Leitung kaufen, wurde mir freundlich mitgeteilt, das sei ja auch nur der Preis für das Grand-Prix-Wochenende! Dass das Ganze dann auch noch Aussetzer hatte und amerikanische Websites und Server zeitweise abgelehnt wurden, hat mich auch nicht fröhlicher gestimmt!

Hochwasser in Budapest

2002 stand Budapest zum Teil unter Wasser Zoom

Wärmer wurde mir dabei auch nicht, eigentlich habe ich fast das ganze Wochenende gefroren. Alles fing damit an, dass ich mich natürlich nicht um die Wettervorhersage gekümmert hatte und - jahrelanger Budapest-Hitze-Erfahrungen sei Dank - nur meine dünnen Sommerklamotten eingepackt hatte. Strömender Regen weckte mich am Donnerstagmorgen, so schlecht war das Wetter selbst 2002 nicht, als die Donau gefährliches Hochwasser hatte.

Die Hinfahrt zur Strecke trug dann auch nicht unbedingt zur Besserung meiner Laune zu. Der direkte Weg um den Heldenplatz war weiträumig gesperrt, wegen einer Red Bull Veranstaltung mit den Formel-1-Boliden und Kunstflugzeugen. Statt 25 Minuten brauchten wir gut über eine Stunde!

Dafür haben wir dann abends leckere ungarische Spezialitäten bei den Verursachern des Staus genossen: Beim "Chilled Thursday" in der Red Bull-Energystation war dann auch die Terrasse geschlossen, drinnen gab's einen neuen Drink aus dem Hause Red Bull, Sampai, ein Gemisch aus Hibiskusblüten, Wein und Kohlensäure (sehr erfrischend) und lustige Cocktails - Gott sei Dank auch nicht-alkoholische, denn in Ungarn weisen jede Menge Schilder an den Straßen darauf hin, dass das ganze Land "zero tolerance" gegenüber Alkohol am Steuer hat. Soll heißen die Grenze liegt bei 0,0 Promille!

Blick auf Budapest

Blick auf das schöne Budapest während dem Sonnenuntergang Zoom

Das wiederum freut die Taxifahrer, die immer wieder gerne versuchen, "Touris" die Kohle abzuknöpfen: Je nach Verhandlungsgebahren (wie auch immer die Taxameter manipuliert werden, ist sicherlich auch eine Kunst für sich) zahlt man für die gleiche Strecke zwischen 1.200 und 9.600 Forint! Jawohl! Da kann man noch so sehr mit der "rendörzeg" (Polizei) drohen, hilft gar nichts! Vor Nepper- Schlepper-Bauernfängertricks sei gewarnt.

Hätte mal das Renault Team die gleiche effiziente Informationsstruktur wie das BMW Sauber F1 Team, dann wären einige der Kollegen vom Weltmeister-Team auch noch etwas fröhlicher - und reicher. Im Vorfeld haben wir uns noch kaputt gelacht, dass die Blau-Weißen in ihrem Teamheftchen, das es zu jedem Grand Prix gibt, wie folgt warnen (sinngemäß übersetzt): "Vorsicht, es gibt in Budapest sehr hübsche, junge Damen, die einen freundlich ansprechen".

Mit diesen solle man tunlichst nicht mitgehen, denn es sei schon öfter vorgekommen, dass sie Männer mit in eine andere Bar lotsen, wo diese dann horrende Preise für wenige Drinks zahlen müssten und bei Weigerung zu zahlen (mehrere tausend Euro) mit Gewalt dazu gezwungen würden".

Das gleiche teaminterne "Heft" hatte in Magny-Cours die Crew vor nächtlichen Einbrüchen in die Hotelzimmer gewarnt und empfohlen, einen Stuhl unter die Türklinke zu klemmen. In Indy wurde vor zahlreichen Privatleuten mit Waffenbesitz bis hin zu Maschinengewehren gewarnt. Es war dort auch zu lesen, dass man in Ungarn mit terroristischen Anschlägen rechnen solle, da das Land die USA im Irakkrieg unterstützt hat.

Über aktive terroristische Zellen habe ich am Grand-Prix-Wochenende nichts in Erfahrung bringen können, doch sowohl meine ungarischen Bekannten als auch einige - aus verständlichen Gründen ungenannt bleiben wollende - Renault Mechaniker haben die Masche der "pretty young girls" in Budapest bestätigt.

Nun ja, ich wage mal zu behaupten, dass Budapest da weltweit kein Einzelfall ist, vielleicht sind die Girls dort einfach nur hübscher, so dass man selbst reise-erfahrene Formel-1-Mechaniker warnen muss!?

Unicum Zwack

Unicum ist eine feine Sache gegen einen schweren Magen... Zoom

Ich jedenfalls liebe Budapest und genieße diese Grand-Prix-Woche immer wieder gerne! Wenn nur die Zeit nicht so verfliegen würde! Obligatorisch habe ich auch diesmal meine Lieblingsspeise genossen: Wiener Schnitzel. Dazu leckere Topfenpalatschinken (für diejenigen, die des Österreichischen nicht mächtig sind: Quarkpfannkuchen). Mmmmh, und wenn der Magen sich beschwert ob der leckeren aber durchaus nicht gerade leichten Köstlichkeiten: Das ungarische "Unicum" ist vergleichbar mit unserem Jägermeister.

Und damit komme ich auch schon zum krönenden Abschluss des Wochenendes: Zwar nicht so groß wie in den vergangenen Jahren, aber dennoch lustig (okay, vielleicht nicht unbedingt des DJs wegen, der offensichtlich nur zwei CDs zu haben schien und nach fast jedem zweiten Lied irgendetwas auf Ungarisch schrie, was keiner von uns verstand) - die Red Bull-Party am Sonntagabend auf dem Donauschiff "Europa".

Inga Stracke

Nach getaner Arbeit darf es auch mal ein Cocktail sein! Zoom

Über zwei Stunden lang fuhren wir auf der Donau auf und ab und konnten die unglaublich schönen Bauten bewundern, die vor allem wenn sie nachts angestrahlt werden, einfach wunderbar aussehen. Mit dieser Erinnerung denke ich gerne an die Grand Prix-Woche zurück.

Ach ja, da war doch noch etwas: Der beste Grand Prix seit langem und damit meine Empfehlung - anstatt Millionen für Reifen und Aerodynamik auszugeben, sollte die Formel 1 doch vielleicht einfach frei nach dem Zufallsprinzip Löschflugzeuge über die Strecke fliegen und es regnen lassen, oder aber Bewässerungsanlagen auf den Kursen einbauen - vielleicht eine neue Kreativ-Aufgabe für Herrn Tilke? Naja, und zur Vorbereitung kann man ja den Meteorologen der Teams kleine "Bewässerungsvorhersagen" stecken, nach denen sie dann planen können? Oder aber wir fahren einfach wieder Grand Prix in Spa?

In diesem Sinne hoffe ich, dass es in der Formel-1-Sommerpause jetzt eher weniger regnet und freue mich auf ein hoffentlich sonnig-warmes Istanbul-Grand-Prix-Wochenende. Denn wenn es nur auf aber nicht neben der Strecke regnet hätte das ja auch den Vorteil, dass ich nicht wieder patschnass werden muss beim Recherchieren und Interviews für 'F1Total.com' einholen...

Viele Grüße
Eure Inga Stracke von der Strecke

Sonnenblumen

Das liebe ich an Ungarn: Die vielen Sonnenblumenfelder! Zoom

P.S.: Meine Grüße gehen an die Herren Montoya und Villeneuve, mit den besten Wünschen für die weitere Renn-Zukunft. Ich muss wohl doch mal ein NASCAR-Rennen in meinen Terminplaner einbauen... Und Christian Klien drücke ich ganz fest die Daumen, dass wir ihn auch 2007 in der Formel 1 Rennen fahren sehen, und - dass er dann mehr Glück hat! Das hat er nämlich verdient!

P.P.S: Hier noch mein alljährliches Lieblingsbild von der Rückfahrt: riesige weite Sonnenblumenfelder entlang der ungarischen Autobahnen - ich liebe Sonnenblumen!