• 28.07.2002 09:48

  • von Marcus Kollmann

Stoddart stärkt Yoong den Rücken

Der Teamchef wird seinen malaysischen Piloten nicht entlassen und will sich in der Sommerpause mit diesem zusammensetzen

(Motorsport-Total.com) - Dass die Formel 1 erbarmungslos ist, diese Erfahrung musste Minardi-Pilot Alex Yoong in dieser Saison schon drei Mal machen. Nicht nur dass sich der Malaysier in diesem Jahr bislang im teaminternen Zweikampf nie gegen seinen australischen Teamkollegen Mark Webber durchsetzen hatte können, er schaffte in den Qualifikationen zum Großen Preis von San Marino und Großbritannien auch jeweils die 107-Prozent-Hürde nicht. Auch während des zwölften Formel-1-Rennwochenendes, auf dem Hockenheimring, scheiterte der 26-Jährige gestern an dieser Regel. Wie immer, so gibt es Gründe dafür, doch diese scheinen angesichts der Leistung seines Teamkollegen nur noch dafür gut zu sein ein wenig von der am Mann aus Kuala Lumpur aufkommenden Kritik abzuwenden.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart (Teamchef)

Stoddart überlegt, wie es mit Yoong und Minardi weitergehen soll und kann

"Wenn Alex auf dem Prime-Reifen und nicht auf dem Option-Reifen unterwegs gewesen wäre, so hätte er sich wohl qualifiziert", erklärte Paul Stoddart nach der Qualifikation auf dem Hockenheimring und führte weiter an, dass ein technisches Problem am Morgen dem Malaysier wichtiger Vorbereitungszeit beraubt hatte. Doch wenngleich auch die Vorbereitungen auf die für die Startaufstellung nun einmal alles entscheidende Session nicht immer optimal gewesen sein mögen, so ist es mehr als deutlich, dass nun auch Minardi langsam in Schwierigkeiten gerät den weiteren Einsatz von Yoong zu rechtfertigen. Schließlich gibt es viele andere talentierte Rennfahrer die auf ihre Chance warten. Minardi-Teamchef Paul Stoddart steht in der Sommerpause nun eine schwere Entscheidung bevor, denn er weiß noch nicht ob es bessere wäre Yoong dazu zu bewegen sich nicht mehr dem Druck auszusetzen unter dem er unweigerlich nach drei verpatzten Teilnahmen an den Rennen stehen dürfte.

Kein technisches Problem die Ursache für Yoongs schlechte Leistung in Hockenheim

"In Silverstone wussten wir, warum er es nicht geschafft hat", gibt Stoddart zunächst seinem Fahrer Rückendeckung, "weshalb im Grunde alles okay war. Heute ist es aber nicht in Ordnung. Er hat einfach sein Vertrauen verloren. Für seine Leistung gibt es diesmal keine technisch bedingten Probleme die man verantwortlich machen könnte", spricht der Australier Klartext. Doch von einem harten Durchgreifen will er (noch) nichts wissen: "Verschiedene Leute haben mich schon mehrmals auf Alex Zukunft angesprochen und ich habe gesagt, dass wir heute keine Entscheidung treffen werden, denn das wäre übereilt. Wir haben jetzt eine dreiwöchige Pause und somit genug Zeit zum Überlegen", so Stoddart in den Medien. "Ich schulde es Alex, mich mit ihm zusammenzusetzen und mit ihm zu sprechen, bevor irgendeine Entscheidung getroffen wird."

Stoddart ist auf die Sponsoren-Gelder die Yoong mitbringt angewiesen

Eine Möglichkeit sieht Stoddart darin, dass er Yoong kurzfristig eine Pause verschafft, ihn einige Rennen pausieren lässt und man intensive Testfahrten durchführt. Doch da steht dem Team jetzt das Testverbot im Weg, weshalb man zumindest nicht im Formel-1-Boliden testen könnte. Das ist unter Umständen aber gar nicht nötig, denn als größtes Handikap Yoongs sieht Stoddart dessen Schwierigkeiten sich an die Rennstrecken zu gewöhnen. In Ungarn und Belgien ist der 26-Jährige noch nicht gefahren, weshalb er sich dort vielleicht mit einem normalen Pkw mit der Streckenführung vertraut machen könnte. In Italien, Amerika und Japan fuhr Yoong bereits letztes Jahr, als er für Tarso Marques ins Team kam, weshalb er diese drei Kurse eigentlich kennen müsste. Stoddart steckt aber so oder so in der Zwickmühle, denn Yoong bringt durch seine Sponsoren viel Geld mit ins Team, doch wie lange das angesichts der schwachen Leistungen des Malaysiers noch der Fall sein wird, ist eine andere Frage. Ohne Zweifel will sich es der Teamchef aber nicht mit den "Investoren" aus Malaysia verscherzen, denn auf deren Millionen dürfte er zur Finanzierung der Saison 2003 angewiesen sein. Was das im Fall Alex Yoong bedeutet, wird sich bald schon herausstellen.