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Stoddart: "Ich kann darin keinen Sinn entdecken"
Minardi-Teamchef Paul Stoddart über die versprochenen, preiswerten Kundenmotoren und die Regeländerungen für diese Saison
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Der erste Tag der Saison 2004 ist geschafft. Wie sind deine Eindrücke der eigenen Teamleistung, der neuen Regeln und auch der anderen Teams. Vor allem von denen, die weit voraus sind?"
Paul Stoddart: "Ein wenig sind wir von unseren eigenen Leistungen schon enttäuscht, die Lücke zwischen der Spitze und dem hinteren Ende des Feldes wurde noch größer. Ich sollte vielleicht nicht zu sehr davon überrascht sein, aber wir dachten, dass wir den Winter über etwas gefunden haben, aber wir haben wohl noch etwas Arbeit vor uns. Morgen wird es noch interessanter sein, das neue Qualifying-Prozedere zu sehen. Mich beunruhigt es ja ein wenig."

© xpb.cc
Minardi-Teamchef Paul Stoddart: Hersteller haben nicht Wort gehalten
Frage: "Wie ist die Situation mit eurem dritte Fahrer?"
Stoddart: "Wir hatten einen hier. Bas Leinders haben wir als unseren Test- und Reserve-Fahrer bekannt gegeben, aber dann gerieten wir mit den Regeln für die Superlizenz aneinander. Im letzten Jahr hätte er die Erlaubnis bekommen. Er hat eine nationale A-Lizenz, ist tausende Kilometer in Monopostos gefahren. Das ist nun weg. Ich habe versucht, schnell noch eine Superlizenz zu bekommen, habe es aber nicht geschafft. Er sitzt schon wieder im Flugzeug und wird in Italien eine Grand-Prix-Distanz fahren und dann nach Malaysia kommen. Bei den Regeländerungen haben wir im letzten Jahr viele Fehler gemacht. Wir hatten eine massive Änderung, jeder hat sich daran gewöhnt, es war ein durchschlagender Erfolg. Und dann ändern wir alles wieder. Ich kann darin keinen Sinn entdecken."#w1#
Frage: "Laut der FIA wurden viele Änderungen auf Wunsch der Teams durchgesetzt."
Stoddart: "Nach den Wünschen einiger Teams. Einige von uns haben bei den Treffen nicht für diese Änderungen gestimmt, aber wie in jeder Demokratie müssen wir das akzeptieren. Wir wurden nun einmal überstimmt. Die Freitagstests haben im letzten Jahr bei uns wirklich gut funktioniert. Viele Teams wären in diesem Jahr dazugestoßen, aber nun gibt es diese Möglichkeit nicht mehr."
Frage: "Wie ist die derzeitige Situation bezüglich der preiswerten Motoren?"
Stoddart: "Die kurze Version: Wie jeder weiß, sollte im letzten Jahr die Traktionskontrolle verboten werden. Am 29. April hatten wir ein Treffen mit allen Teamchefs und den Technischen Direktoren und Max Mosley. Wir kamen überein, dass erschwingliche Motoren verfügbar sein müssen, aber das ist bisher nicht geschehen. Egal wie man es sieht, für die Teams, die auf Kundenmotoren angewiesen sind, wird es nicht einfacher. Im letzten Jahr wurde viel von einem 'Fighting Fund' geredet (der den kleinen Teams zukommen sollte; d. Red.), auch über billige Motoren. Ich möchte nur, dass Leute wie ich für ihr Versprechen entlohnt werden. Es war eine vertragliche Übereinkunft, und ich möchte, dass die Hersteller in der Motorenfrage eine Lösung präsentieren."
Frage: "Wie nah ist eine Einigung?"
Stoddart: "Die Frage sollten vielleicht sie (die Hersteller; d. Red.) beantworten. Aber das betrifft nicht alle von ihnen. Ford war zum Beispiel ein großer Unterstützer mit den Motoren von Cosworth. Auch Renault war immer für die unabhängigen Teams da, aber die, die das Geld haben, die halten es auch zurück. Das wird mir zumindest erzählt."
Frage: "Wie viel kosten deine Motoren pro Jahr?"
Stoddart: "Niemand von uns kann sagen, wie viel wir genau bezahlen. Das ist uns vertraglich untersagt. Aber ich kann sagen, dass es mehrere Millionen Dollar sind. Und es ist mehr, als ich gehofft hatte, wenn das Abkommen eingehalten worden wäre."
Frage: "Wegen der notwendigen Kostenreduktion, gerade bei den unabhängigen Teams, wurde vorgeschlagen, dass man Vorjahresautos anderer Teams einsetzen kann. Würdest du das begrüßen?"
Stoddart: "Das Problem ist einfach: Man braucht die einstimmige Entscheidung aller Teamchefs, um das durchzubekommen. Es wurde, wie andere Dinge auch, vorgeschlagen, aber abgelehnt. Es wird also nicht passieren. Es wäre vielleicht eine gute Idee, vielleicht für die Zukunft, aber derzeit ist das keine Realität. Wir müssen andere Wege finden, die Kosten zu reduzieren."
Frage: "Welche Teams weigern sich gegen die Kosteneinsparungen?"
Stoddart: "Es ist einfach ein Fakt, dass die Teams an der Spitze so viel ausgeben, während die Hersteller Milliarden von Dollars in diesen Sport gepumpt haben. Irgendwann muss man aufstehen und erkennen, welche Summen da ausgegeben werden. Flavio (Briatore) hat Recht, wir könnten leicht die Hälfte einsparen, vielleicht noch mehr, aber da müssen alle dahinter stehen. Die Teams, die das Geld haben, werden es weiter ausgeben und ausgeben und ausgeben. Warum versuchen sie nicht, den Titel zu holen? Wenn man ihnen einen Weg versperrt, ihr Geld loszuwerden, dann finden sie einen anderen. So ist es nun einmal. Wenn man da mithalten möchte, dann ist das eine schwierige Welt."
Frage: "Die neue Ein-Motoren-Regel soll Geld einsparen. Wurden diese Einsparungen von den Herstellern auch an euch Kunden übertragen? Bekommst du einen Rabatt auf die Triebwerke?"
Stoddart: "Überhaupt nicht. Wir haben gedacht, dass durch die Ein-Motoren-Regel und andere Dinge, wie die Zehn-Millionen-Dollar-Motoren von den Herstellern, eine solche Situation kommen könnte. Aber es ist nicht passiert. Hoffen wir, dass es bald geschieht."
Frage: "Gegen Ende des letzten Jahres gab es einige Warnungen vor Reisen in den Mittleren Osten. Bist du mit den Versicherungen, die Bahrain gegeben hat, zufrieden?"
Stoddart: "Ich erlebe in der Luftfahrt immer wieder Warnungen. Und leider leben wir seit dem 11. September in einer Zeit, in der Terrorismus eine präsente Gefahr ist. Wir gehen sehr sorgsam mit unserer Sicherheit um und treffen Vorkehrungen, aber man sollte kein einziges Land auslassen. Risiko gibt es überall in der Welt. Ich denke, die Formel 1 hat bewiesen, dass man sich nicht von der Politik beeinflussen lässt, als wir kurz nach dem 11. September nach Indianapolis gereist sind. Aber wir sollten dennoch Vorkehrungen treffen."

