• 19.06.2004 12:25

Stoddart: "Die kleinen Teams sind die Verlierer"

Der Minardi-Teamchef über das neue Qualifying, die Leistung seines Teams und die angedachten Regeländerungen in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Am kommenden Montag wollen die Teamchefs auf ihrer Sitzung die Änderungen am Reglement finalisieren. Ich kenne die Situation nicht, aber kannst du uns sagen, ob die Regeln abgesegnet wurden? Bist du mit ihnen einverstanden? Uns wurde gesagt, dass ihr diesen für 2006 zugestimmt habt.
Paul Stoddart: "Ich denke nicht, dass schon etwas verabschiedet wurde. Das Treffen in Monaco war einfach eine Erkundung der Tataschen. Nach dem Treffen wurde einiges vielleicht hochgespielt, aber wir haben uns sicher nicht von einer Einigung entfernt. Was mich jedoch etwas beunruhigt, ist, dass wir noch keinen Ablaufplan für das Meeting am Montag haben. Zumindest habe ich noch keinen gesehen. Da es ein wichtiges Treffen ist, wäre dies jedoch angebracht. Aber wir müssen versuchen, die Kosten unter Kontrolle zu halten. Ich gespannt, wohin das führen wird."

Titel-Bild zur News: Minardi-Teamchef Paul Stoddart

Auch Paul Stoddart gehört zu den Kritikern des neuen Qualifying-Formats

Frage: "Paul, du sagtest vor einigen Tagen, dass ihr bei Minardi die schlechteste Saison seit Jahre habt. Dabei ist das Budget besser als zuvor. Wie kam es dann dazu?"
Stoddart: "Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen gibt es keine schlechten Autos, keine schlechten Chassis, Motoren oder Fahrer. Wir haben auf den meisten Kursen zwei Sekunden gegenüber dem Vorjahr gefunden, aber das ist einfach nicht genug. Wir liegen weit zurück, aber wir akzeptieren, dass wir das kleinste Budget in der Formel 1 haben. Wir sehen aber auch die Nebeneffekte des seit Jahren stabilen Reglements - eine ungeheure Zuverlässigkeit. Die meisten Teams kommen ohne große Probleme durch ein Rennwochenende, ständig erreichen 15, 16 oder 17 Autos das Ziel. Vor einigen Jahren wäre das noch unmöglich gewesen. Die anderen geben einfach mehr Geld aus, das ist unser Problem."#w1#

Frage: "Wenn wir schon von den Kosten reden, wie viel hat es gebracht, dass die beiden Nordamerika-Rennen direkt hintereinander ausgetragen werden?"
Stoddart: "Bei diesen beiden Rennen funktioniert das Prinzip der aufeinander folgenden Rennen. Als wir 2002 eine ähnliche Situation mit dem Japan-Rennen hatten, waren wir dreieinhalb Wochen unterwegs, das ist ein hoher Preis für das Privatleben der Leute. Als Team haben wir vielleicht etwas Geld gespart. Wir mussten nicht so viele Frachtkosten berappen."

Stoddart fürchtet sich 20 Rennen in einer Saison

Frage: "Voraussetzung für ein neues Regelwerk ist wohl ein kommerzielles Arrangement. Nach meinem Verständnis hat Ferrari diesbezüglich schon einen Deal in der Tasche. Wie sieht das bei euch aus? Liegt vielleicht auch ein Angebot auf dem Tisch?"
Stoddart: "Ich habe kein Angebot gesehen oder erhalten."

Frage: "Tony George (Präsident des 'Indianapolis Motor Speedway'; d. Red.) wünscht sich einen weiteren Grand Prix in den USA, am liebsten an der Westküste. Wie denkst du darüber?"
Stoddart: "Ich denke, ein Rennen an der Westküste wäre großartig, aber wir müssen sorgfältig auf den Kalender schauen. 18 Rennen sind sehr anstrengend. Wir testen nicht viel, ich sehe das also nur vom Standpunkt der Rennen aus. Die Leute sind wirklich ausgebrannt, daher fürchte ich mich wirklich vor 20 Rennen."

Frage: "Wie stehst du der Idee gegenüber, die Funkverbindung zwischen der Box und dem Fahrer für das Fernsehen und die Fans öffentlich zu machen?"
Stoddart: "Das ist eine großartige Idee. Wir müssen anfangen, etwas für die Öffentlichkeit zu tun."

Neues Qualifying: Wieder weniger TV-Zeit für Minardi

Frage: "Ihr habt ab Silverstone ein neues Qualifikationsformat beschlossen. Warum seid ihr überzeugt, dass dieser Schritt positiv ist. Werden die letzten fünf Minuten der Session für die Fans nicht ein heilloses Durcheinander sein? Dazu kann es passieren, dass der Fahrer, der in der zweiten Session Schnellster war, nicht auf der Pole Position steht.
Stoddart: "Man sollte daran erinnern, dass wir vor zwei Jahren erkannt haben, dass die kleinen Teams zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Die Idee hinter der Ein-Runden-Qualifikation war, dass wir alle die gleiche Möglichkeit in einer Runde hatten. Das wurde im letzten Jahr erreicht, und ich hatte das Gefühl, dass alles funktionierte. Wir hatten nie Beschwerden wegen des Systems, auch der Freitag war noch etwas wert. Die Zusammenführung der beiden Sitzungen war ein Fehler, wir hätten das System aus dem letzten Jahr nie ändern dürfen. Die Meisterschaft wäre nicht offener geworden, aber wir hätten nicht der Beschwerden gehabt, die nun vorliegen. Die berühmten Worte: 'Wenn es nicht kaputt ist, dann repariere es nicht'. Was das neue Format angeht, das auf Raten von Bernie Ecclestone kam, so müssen wir abwarten. Die kleinen Teams sind aber die Verlierer. Wir sind doch nur während des Qualifyings im Fernsehen zu sehen, außer, wir werden im Rennen überrundet."

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