• 29.01.2002 15:43

  • von Fabian Hust

Stimmen zur Pleite des Prost-Rennstalls

Ob Teamchefs, Fahrer, Ex-Formel-1-Piloten oder Medien ? sie alle meldeten sich nach dem Aus des Prost-Rennstalls zu Wort

(Motorsport-Total.com) - Nach der Prost-Pleite geht vor allem bei den kleineren Teams die Angst um. "Das war ein Weckruf für uns alle", meint der australische Minardi-Teamchef Paul Stoddart, der seinen Landsmann Mark Webber als zweiten Piloten neben Alex Yoong verpflichtete. Stoddart mahnt mehr Solidarität an: "Niemand will das, was Prost passiert ist, noch einmal sehen, wir müssen uns absichern. Jetzt lieg es wirklich an den anderen Teams. Mir tut es um Prost sehr leid, auch wenn wir dadurch mehr Geld erhalten werden. In diesem Jahr wird wohl kein weiteres Team den Bach runtergehen, aber wenn noch einmal so etwas wie der 11. September passiert ? Gott bewahre uns ? wer weiß, was dann passiert? Wir müssen schauen, wie das Geld an die Teams verteilt wird."

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Wie sehr ist Alain Prost selbst an der Misere seines Teams Schuld?

Max Mosley, Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, sieht wenig Möglichkeiten, um kleinere Teams zu schützen: "Sie sind immer in einer schwierigen Situation, weil sie durch ihre geringe Medienpräsenz weniger Geld bekommen als die großen Teams."

Renault-Sportchef Patrick Faure forderte erneut eine größere Beteiligung der Teams an den Einnahmen der Formel-1-Holding SLEC, was auch ein Hauptziel der großen Automobilhersteller ist. Um eine Neuverteilung der Gelder zu erreichen, drohen die Konzerne Mehrheitseigner Leo Kirch mit einer eigenen Serie ab 2008. Faure sieht vor allem dann Probleme auf die Teams zukommen, wenn die FIA nach 2006 keine Tabakwerbung mehr erlaubt, die zurzeit knapp 400 Millionen Euro einbringt. "Deshalb müssen wir mehr Geld finden", meinte Faure, dessen Konzern erstmals nach 17 Jahren wieder mit einem komplett eigenen Auto antritt.

Williams: "Es gibt immer noch sehr viel Geld auf der Welt"

Frank Williams ist da anderer Meinung. "Es gibt immer noch sehr viel Geld auf der Welt. Das Problem ist, es zu finden und dann seine Besitzer zu überreden, es auch auszugeben", meinte der Chef von BMW-Williams, dessen Team bereits seit einiger Zeit ohne Tabakwerbung fährt.

Der Rückzug eines Zigarettensponsors 2000 war der Anfang vom Ende für Prost, der danach vergeblich einen neuen Hauptsponsor suchte und mit den französischen Autokonzernen haderte: "Renault und Peugeot haben keinen Finger gerührt. Wer heute nicht mit einem Hersteller verbunden ist, kann kaum noch überleben."

Peugeot: Rückzug war richtig

Gegenüber 'Bloomberg' meinte Peugeot-Sport-Chef Corrado Provera: "Wir bereuen unsere Entscheidung nicht, uns aus der Formel 1 zurückzuziehen, angesichts der damaligen Situation. Die stetig anwachsenden Kosten in der Formel 1 geben uns da jetzt nur noch mehr Recht."

Lauda: "Bei Prost lief es zum falschen Zeitpunkt schlecht"

Niki Lauda hat die Pleite von Prost kommen sehen, wie er in einem Interview mit dem 'Guardian' verriet: "Bei seinem Team lief es zum falschen Zeitpunkt schlecht. Wenn man keine Leistungen zeigt und die Wirtschaft stark ist, dann hat man noch eine Chance, um sich aus dem Ärger herauszukämpfen. Wenn man keine Leistungen zeigt und es eine Rezession gibt, dann hat man ein Problem. Normalerweise ist es in der Formel 1 möglich, eine schwierige Zeit zu überstehen. Aber private Teams wie Prost, die keinen großen Automobilhersteller hinter sich, haben ein doppelt so großes Problem. Die Formel 1 wird nicht den Bach runtergehen, aber bei den kleinen Teams wird sich das auf die Leistung auswirken."

Panis: "Prost hatte gute Leute"

Die ehemaligen Prost-Fahrer Olivier Panis und Nick Heidfeld haben sich ebenfalls in einem Interview mit der 'Gazetta dello Sport' zu Wort gemeldet: "Die Pleite des Rennstalls ist für die ganze Weltmeisterschaft eine schlechte Nachricht", so Panis. "Ich kannte das Team sehr gut und es hätte weitermachen müssen, denn sie hatten gute Leute. Auch für mich sind das schlechte Nachrichten, denn ich habe mit diesem Team begonnen. Aber manchmal ist die Formel 1 sehr schwierig."

Heidfeld: "Dachte nicht, dass das Abenteuer zu Ende ist"

"Ich wusste ja, dass sie eine schwierige Zeit durchmachten aber ich dachte nicht daran, dass ihr Abenteuer wirklich zu Ende ist. Ich hoffe immer noch, dass einer zur Hilfe schreitet", so Ex-Prost-Pilot Nick Heidfeld, der im Team von Alain Prost 2000 sein Formel-1-Debüt gab. Darauf hofft auch Ex-Ferrari-Pilot Patrick Tambay: "Der Wiederaufbau des Teams ist möglich."

Alesi: "Prost hat alles ruiniert"

Kritik übt Ex-Prost-Fahrer Jean Alesi, der noch im Jahr 2001 am Steuer der Autos von Alain Prost saß und dann nach Meinungsverschiedenheiten das Team vor Saisonende in Richtung Jordan verließ: "Alain kann nur sich selbst die Schuld geben. Jeder stand hinter ihm, auch ich, als ich Sauber verließ, um zu ihm zu kommen. Aber er hat alles ruiniert", so der Franco-Sizilianer gegenüber dem 'Figaro'.

Arnoux: "Nicht jeder kann ein Jean Todt sein"

Der französische Ex-Formel-1-Pilot René Arnoux sieht Prost als unfähigen Manager: "Man wird nicht ein guter Manager, nur weil man ein großartiger Fahrer ist", so der Franzose gegenüber 'Reuters'. "Zwischen dem Leben als Fahrer und jenem eines Managers ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Man braucht Talent, Motivation, Energie und die richtige Umgebung. Nicht jeder kann ein Jean Todt sein."

Arnoux weiter: "Ich hatte das schon erwartet, auch wenn ich noch ein wenig Hoffnung hatte, die 'Blauen' in Melbourne auf der Startaufstellung zu sehen. Wenn man den Motorsport liebt, dann kann man nicht helfen, nur traurig über das sein, was passiert ist. Klar wird es noch Renault geben, aber das ist ein großer Hersteller. Formel 1 ist zu einem solchen Geschäft geworden, dass man enorme Budgets braucht, die nur die Automobilhersteller haben. Für ein kleines Team gibt es da keine Fluchtmöglichkeit."

Pescarolo: "Prost hat alles selbst zu verschulden"

Auch Ex-Formel-1-Fahrer Henri Pescarolo sieht die Schuld für das Versagen des Teams hauptsächlich beim vierfachen Formel-1-Weltmeister selbst: "Das ist persönliche Scheitern von Prost. Man braucht Qualitäten, die Prost ganz offensichtlich nicht hatte. Es ist kein Hindernis, französisch zu sein. Prost hat alles selbst zu verschulden."

Etwas aufbauender klingen da schon die Worte von Jacques Laffite, der einst mit dem Team Rennen gewann, als es noch unter dem Namen Ligier an den Start ging: "Für Alain ist es ein großes persönliches Scheitern wegen der wirtschaftlichen Situation und ich denke nicht, dass er für alles verantwortlich ist, was passiert ist.

Jordan: "Traurige Neuigkeiten"

Teamchef Eddie Jordan zeigte sich auf der Teamhomepage bestürzt über das Schicksal des Prost-Rennstalls: "Mir tut es sehr, sehr leid, dies hören zu müssen. Alain und ich fuhren 1979 zusammen und waren schon immer Sparringpartner gewesen. Diese Neuigkeiten sind sehr traurig."

Die französischen Zeitungen kommentierten das Ende ihres "Nationalteams" betroffen. "Prost muss sang- und klanglos verschwinden", titelte 'L'Equipe'. 'La Tribune' trauerte: "Prost hat endgültig die Piste verlassen." Und 'Libération' schrieb: "Prost aus dem Rennen." Frankreichs Sportministerin Marie-George Buffet sagte: "Ich bin überzeugt, dass es mit Alain Prost und seinem Team auch einen anderen Ausweg gegeben hätte. Ich denke noch immer, dass es in Frankreich Platz und auch Bedarf für ein Formel-1-Team gibt."