Stewart und Walker fordern staatliche Hilfe für Silverstone
Jackie Stewart und Ron Walker sind sich einig, dass die britische Regierung dem 'BRDC' in Silverstone finanziell unter die Arme greifen sollte
(Motorsport-Total.com) - 181.000 Fans kamen am vergangenen Wochenende nach Silverstone, um Jenson Button, David Coulthard und Co. in Aktion zu sehen, doch mit nur 78.000 abgesetzten Sonntagskarten blieb der Besuch zumindest während des Rennens deutlich unter den Erwartungen. Auf der Habenseite fehlten dem Veranstalter dadurch mindestens 750.000 Euro.

© xpb.cc
Jackie Stewart wünscht sich staatliche Hilfe für die Strecke in Silverstone
Natürlich ließ sich dies durch die parallel in Deutschland stattfindende Fußball-WM erklären, doch an der Tatsache, dass die Verantwortlichen in Silverstone nicht gerade im Geld schwimmen, ändert dies nichts. Zwar wurde in den vergangenen Jahren immer wieder in Detailverbesserungen investiert, doch der große Generalumbau konnte bisher nicht finanziert werden. Umgekehrt droht Bernie Ecclestone mit der Streichung des Grand Prix, falls sich die Rahmenbedingungen nicht ändern sollten.#w1#
Stewart weiß, dass etwas getan werden muss
Jackie Stewart, der sein Amt als 'BRDC'-Präsident kürzlich an Damon Hill übergeben hat, kann sich ein solches Horrorszenario aber nicht vorstellen: "Ich denke nicht, dass wir den britischen Grand Prix verlieren werden. Das kann sich der Sport nicht leisten", sagte er. Allerdings ist dem dreifachen Formel-1-Weltmeister sehr wohl bewusst, dass etwas unternommen werden muss, weshalb er die Strecke für 150 Jahre an 'St. Mowden Properties PLC' verleasen und von dem Unternehmen modernisieren lassen wollte.
Dieser Plan wurde von den rebellierenden 'BRDC'-Mitgliedern um Harry Stiller abgelehnt, so dass die Zukunft der Traditionsrennstrecke weiterhin in der Luft hängt. Stewart fordert daher Unterstützung seitens der Politik: "Die neue Tribüne in Barcelona hat die Spanier 20 Millionen Dollar gekostet. Wir können aber keine 20 Millionen investieren, denn wir machen alleine dieses Jahr wegen der Fußball-WM zwei Millionen Verlust", so der Schotte.
Das britische Sportministerium hat immer wieder Unterstützung angekündigt, im Grunde genommen aber nie aktiv geholfen, so dass der 'BRDC' in Silverstone weiterhin auf sich alleine gestellt ist. Momentan werden Investoren gesucht. Die Stiller-Rebellen wollten in diesem Zusammenhang eine Kooperation mit Ecclestone anstreben, was insofern kurios ist, als es gerade die Knebelverträge des 75-Jährigen waren, die Silverstone finanziell ins Verderben gestürzt haben.
Silverstone konkurriert inzwischen gegen Staaten
Ecclestones horrende Forderungen werden zwar von staatlich geförderten Projekten wie denen in China, Bahrain oder in der Türkei beglichen, doch in Großbritannien wollen Tony Blair und Co. von der Formel 1 eben nur dann etwas wissen, wenn sie davon profitieren können. Stewart kritisierte außerdem, dass die finanzielle Struktur des Grand-Prix-Sports "einseitig" sei: "Kein Deal, bei der nur eine Seite profitiert, ist gut", stichelte er in Richtung Ecclestones.
Rückendeckung erhielt Stewart nun auch von Ecclestone-Freund Ron Walker: "Großbritannien steht im Wettbewerb mit staatlich geförderten Rennen wie Bahrain und China", erklärte der Streckenbetreiber von Melbourne. "Die britische Regierung unterstützt viele Sportarten, aber nicht die Formel 1. Dabei ist der wirtschaftliche Nutzen durch Tourismus, weltweite Werbung und Einkommen für die regionale Wirtschaft enorm. Obendrein haben durch die britische Motorsportindustrie 65.000 Menschen Arbeit."
Dass sich Blair, Sportminister Richard Caborn und Co. davon beeindrucken lassen werden, ist kaum anzunehmen, allerdings könnte die Politik dem 'BRDC' in Silverstone zumindest bei der Suche nach einem privaten Investor für die geplante Neuentwicklung der Strecke helfen. Die Anlage, die auch als "Home of British Motor Racing" bekannt ist, basiert ja auf einem ehemaligen Militärflughafen und bedarf seit einem halben Jahrzehnt dringend einer Modernisierung.

