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  • 23.06.2007 12:11

  • von Fabian Hust

Stepney-Freund: "Wie ein Blitz aus heiterem Himmel"

Die Spekulationen um Ferraris gerichtliches Vorgehen gegen Nigel Stepney beschäftigen die Medien auch am Wochenende

(Motorsport-Total.com) - Dass es nach den zwei Ex-Ferrari-Mechanikern Angelo Santini und Mauro Iacconi, die im April wegen Industriespionage zu neun respektive 16 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt wurden, nun mit Nigel Stepney einen leitenden Angestellten "erwischt" hat, ist wie eine Schockwelle durch die Formel-1-Welt gelaufen.

Titel-Bild zur News: Nigel Stepney

Nigel Stepneys Karriere könnte einen empfindlichen Dämpfer erfahren

Während Santini und Iacconi Ferrari-Betriebsgeheimisse zu ihrem neuen Arbeitgeber Toyota mitgenommen haben, vermuten italienische Medien im "Stepney-Fall" einen Sabotageversuch. Sechs Tage vor dem Monaco-Grand-Prix war am Tank der Ferrari-Boliden ein mysteriöses Pulver gefunden worden. Derzeit untersucht die Polizei in Parma die Substanz.#w1#

Andere Insider vermuten, dass Ferrari jeden kleinen Verdacht dankend angenommen hat, um zu verhindern, dass Stepney von Honda unter Vertrag genommen wird und womöglich zusammen mit Ex-Ferrari-Technikdirektor Ross Brawn bei den Japanern andocken wird.

Der 48-Jährige steht derzeit noch bei Ferrari unter Vertrag, soll sich jedoch bereits in Zwangsurlaub befinden, damit er Ende des Jahres nach Ablauf seiner Vereinbarung mit den Italienern möglichst wenig aktuelle Geheimnisse mitnehmen kann.

Ferrari hat die Anklage gegen den Mitarbeiter beim Gericht in Modena erhoben, unweit der Ferrari-Heimat in Maranello, bestätigt, zu den genauen Hintergründen äußert man sich nicht.

"Die Tatsache, dass wir bei der Staatsanwaltschaft einen Bericht eingereicht haben, zeigt, dass wir etwas Illegales festgestellt haben", so Ferrari-Rennleiter Jean Todt gegenüber der 'Gazzetta dello Sport'. Ein Sprecher der Italiener erklärte, dass sich die Anklage gegen das "Verhalten" des Briten richtet.

Stepney, der angeblich knapp über 1 Million Euro pro Jahr verdient, soll unter Verdacht gekommen sein, weil er im Februar öffentlich erklärte hatte, dass er bei Ferrari nicht mehr glücklich ist und ob seiner Karriere-Entwicklung desillusioniert ist. Er hatte sich Hoffnung gemacht, Nachfolger von Ross Brawn als Technischer Direktor zu werden. Stattdessen wurde Stefano Domenicali zum Sportdirektor und Mario Almondo zum Technischen Direktor ernannt.

Stepney soll derzeit mit Partnerin Ash in Asien Urlaub machen. "Das ist wie ein Blitz aus heiterem Himmel", so ein enger Freund Stepneys der 'Sportsmail'. "Er war verärgert über die Art und Weise, wie er behandelt wurde, aber er ist seit 15 Jahren an Bord, ich kann aus diesem Grund wirklich nicht glauben, dass er so etwas tun würde." Am Freitag wurde Stepneys Wohnung in Italien durchsucht - ein Pflichtverteidiger vertritt den Briten.

Für Ferrari kommt der "Fall Stepney" zu einer denkbar ungünstigen Zeit, hat man doch gerade genügend Probleme, mit McLaren-Mercedes mitzuhalten. Zudem soll vor kurzem das Stahlband im Windkanal gerissen sein und den Windtunnel schwer beschädigt haben. Die Jubiläumsfeier "60 Jahre Ferrari" hat an diesem Wochenende also einen faden Beigeschmack.

"So etwas hilft natürlich nicht", so Ex-Ferrari-Pilot Niki Lauda gegenüber der 'Daily Mail'. "Das ist so, als könne keiner jemandem vertrauen. Es ist schwer, ein führendes und voll motiviertes Formel-1-Teams zu sein, wenn so etwas vor sich geht." Der Rücktritt von Michael Schumacher und seine indirekten Folgen scheinen nun also doch erste hohe Wogen zu schlagen.