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Stella: "Michael könnte sein Auto fast selbst abstimmen"
Schumachers Telemetrie-Ingenieur gibt interessante Einblicke in die Zusammenarbeit mit dem Weltmeister
(Motorsport-Total.com) - Egal, wie es um Ferrari in den beiden WM-Wertungen bestellt ist, die Italiener sind weiterhin heiß auf Siege. Auch wenn die Motivation von Michael Schumacher natürlich bei jedem Rennen hoch ist, so wird er auf dem Hockenheimring noch ein wenig zusätzlich angestachelt, ist es doch das Heimrennen des Deutschen.

© xpb.cc
Michael Schumacher gilt als sehr Versessen auf Details
Neben der Unterstützung seiner Fans kann sich der Weltmeister aber auch darauf verlassen, dass sein Team, und vor allem jene Ferrari-Mitarbeiter, die an seinem Auto arbeiten, voll hinter ihm stehen. Den intensivsten Kontakt pflegt Schumacher natürlich zu seinem Renningenieur.#w1#
Telemetrie schaffte zusätzliche Arbeitsplätze
Seitdem die durch die Telemetrie zur Verfügung gestellten Datenmengen stark angewachsen sind, arbeiten der Fahrer und sein Renningenieur nun mit einem Fahrzeugingenieur zusammen, der nicht direkt am Auto arbeitet. Seine Aufgabe ist es, die ganzen Daten zu analysieren, die vom Auto abgelesen werden. In Schumachers Fall ist dies die Aufgabe von Andrea Stella.
"Mein Job und jener des Renningenieurs ergänzen sich", so Stella. "Während der Renningenieur seine Zeit in der Garage oder an der Boxenmauer verbringt, klebe ich an den Computer-Monitoren und studiere die Telemetriedaten, um zu verstehen, wie das Auto performt, wie es um das Handling, die Leistung der Bremsen und die Traktion des Autos bestellt ist. Nachdem ich die ganzen Daten studiert habe, korreliere ich sie mit den Kommentaren unserer Fahrer."
Teamarbeit gewinnt
"Zwischen mir und dem Fahrer gibt es eine bidirektionale Kommunikation. Zusammen versuchen wir, die Gesamtsituation des Autos zu bewerten und versuchen Gebiete zu finden, auf denen wir das Setup verbessern können - sowohl mechanisch als auch in Bezug auf die Aerodynamik. Ein weiterer wichtiger Teil meines Jobs ist es, die Traktionskontrolle und die Motorbremse sowie das Differential abzustimmen, was die 'aktiven' Systeme sind, die wir im Auto haben."
Auf Basis dieser Analyse diskutiert er dann die Erkenntnisse zusammen mit dem Renningenieur von Michael Schumacher, Chris Dyer. "Es ist Teamarbeit und Michael ist in Bezug auf Vorschläge und Diskussionen sehr offen. Die meisten unserer Lösungen kommen durch Diskussionen mit dem Team zustande und das ist eine Arbeitsweise, die ich sehr genieße." Die Tatsache, dass Schumacher bekannt dafür ist, dass er sich in das kleinste Detail des Setups hinein kniet, ist ein Pluspunkt für Stella und sein Team.
Schumacher könnte fast sein eigenes Auto abstimmen...
"Michael verfügt über ein sehr gutes Verständnis des Autos und das macht unser Leben in gewisser Weise einfacher, denn er kann uns nicht nur das Gefühl vermitteln, das er hat, wenn er das Auto tatsächlich fährt, sondern auch das Gefühl, in welche Richtung wir in Bezug auf das Setup des Autos gehen sollten. Fakt ist, dass ich denke, dass er beinahe sein eigenes Auto abstimmen könnte!"
Für das Rennen auf dem Hockenheimring wird das Weltmeisterteam ein neues Aerodynamik-Paket einführen. "Dies beweist, dass Ferrari beim Entwicklungsprogramm des F2005 immer noch Gas gibt und wir haben mit Sicherheit nicht aufgegeben. Für jedes Rennen haben wir im Normalfall etwas Neues, denn wir kämpfen immer noch um Siege, egal, wie die Situation in den Meisterschaften auch aussieht."
"In dieser Situation, wenn wir neue Komponenten haben, dann habe ich alle Daten gesehen, die bei ihren Testfahrten generiert wurden. Wir haben eine Menge spezialisierter Ingenieure, die sich spezifische Gebiete des Autos anschauen, wohingegen es meine Aufgabe ist, sich die gesamte Leistung des Auto-Reifen-Pakets anzuschauen."
Was der Dateningenieur über den Hockenheimring sagt...
Was sagt also jemand, der am Telemetrie-Schirm arbeitet über den Kurs von Hockenheim? "In gewisser Weise war der alte Hockenheimring mit seinen sehr langen Gerade technisch herausfordernder, aber der aktuelle Kurs hat auch seine eigenen interessanten Punkte. Um dort eine gute Rundenzeit zu fahren, braucht man eine gute Bremsleistung, eine gute Traktion und jenes Auto, das diese Eigenschaften bietet, wird dort sehr gut sein. Es gibt eine Überholmöglichkeit, in der Haarnadel, dies macht die Rennen dort interessant."
"Die Asphaltoberfläche wird sehr heiß, das macht den Reifen das Leben schwer. Dies ist ein Fakt, der uns daran hindert, mit einem Reifen zu fahren, der weicher ist, den man für gutes Bremsen und eine gute Traktion haben möchte. Die Stadion-Sektion ist komplex und dem Rest der Strecke ähnlich wohingegen man es in der Vergangenheit mit der großen Herausforderung zu tun bekam, das Auto im Stadion mit sehr wenig Abtrieb zum Arbeiten zu bewegen, den man für die langen Geraden brauchte."
Schumachers Suche nach dem Optimum
"Ich mag die letzten beiden Kurven, die effektiv eine lange Kurve sind, da sie sehr wichtig für eine gute Rundenzeit sind. Die Fahrer scheinen sie Runde für Runde in andere Weise zu durchfahren. Manche Kurven gehen die Fahrer Runde für Runde gleich an. Bei Michael ist es definitiv jedes Mal anders, da er die Tendenz hat, sich in jeder Runde zu verbessern. Das ist eines seiner Markenzeichen, sich die ganze Zeit zu verbessern, näher und näher an das Limit des Autos zu kommen."
Alle Fahrer wollen bei ihrem Heimrennen gut aussehen und laut Stella stellt Schumacher keine Ausnahme dar: "Dies ist das dritte Jahr, in dem ich an Michaels Auto arbeite, in Monza 2002 habe ich begonnen. Ich bin mir sicher, dass er in Hockenheim gut abschneiden möchte, denn es ist sein Heimrennen. Auch deshalb, weil er jedes Rennen gewinnen möchte, in das er geht. Man kann auch bedenken, dass er zu Beginn des Jahres auf dem Nürburgring kein gutes Rennen hatte und das hier wieder gutmachen möchte."
Was der Dateningenieur über die Arbeit mit Schumacher sagt...
Ob Schumacher zusätzlichen Druck verspürt oder nicht - Stella freut sich auf ein weiteres Wochenende, an dem er mit seinem Fahrer zusammenarbeiten kann: "Mit Michael zu arbeiten ist immer ein Vergnügen, denn er hat nicht nur ein gutes Verständnis davon, was sein Auto macht, er kann auch Feedback geben, während er um die Strecke fährt."
"Er kann einen sehr detailliert auf eine Runde mitnehmen, sagen, was das Auto tut, aber die Rundenzeit wird nicht anders sein im Vergleich zu einer Runde, in der er schweigt. Ich habe den Eindruck, dass er nur einen geringen Prozentsatz seiner Gehirnleistung zum Analysieren braucht, wohingegen die meisten Fahrer fast die gesamte Leistung zum Fahren des Autos brauchen. Michael kann maximal fahren, wenn er nur 50 Prozent seiner Gehirnleistung braucht, sodass er die andere Hälfte frei hat, um darüber nachzudenken, was das Auto tut und es zu analysieren."

