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  • 21.06.2001 12:15

Stallorder: Mika Häkkinen auf Konfrontationskurs

Das erste Training ist noch nicht einmal gelaufen, da ist schon jetzt bei McLaren-Mercedes Feuer unter dem Dach

(Motorsport-Total.com/sid) - Bei McLaren-Mercedes ist vor dem Formel-1-"Heimspiel" auf dem Nürburgring Feuer unterm Dach. Ex-Weltmeister Mika Häkkinen, für den der WM-Zug in dieser Saison schon abgefahren ist, hält nichts von Schützenhilfe für den Teamkollegen und Titelkandidaten David Coulthard. "Warum sollte ich ihn überholen lassen? Ich fahre Rennen, um zu gewinnen. Der eigene Erfolg ist für mich das Wichtigste", sagte Häkkinen vor dem Großen Preis von Europa am im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Titel-Bild zur News: Haug und Coulthard

Wann gibt es erstmals eine Stallorder zu Gunsten Coulthards?

Coulthard ist im Titelrennen der einzige ernsthafte Verfolger von WM-Spitzenreiter Michael Schumacher. Der Schotte liegt jedoch vor dem neunten WM-Lauf mit 40 Punkten schon 18 Zähler hinter dem Ferrari-Star (58) zurück. Coulthard, der bisher stets in Häkkinens Schatten stand, strotzt jedoch vor Selbstvertrauen. "Ich brauche keine Hilfe. Der Titel ist in Reichweite, ich habe das Zeug zum Champion. Ich spüre, dass ich es aus eigener Kraft schaffen kann", sagt der Schotte.

Häkkinen dagegen ist mit nur acht Zählern bereits abgeschlagen. Dennoch fordert der Finne freie Fahrt, ohne Rücksicht auf Coulthards Titelchancen. "Er hat mich zwar schon mal überholen lassen, aber das waren außergewöhnliche Umstände", sagt Häkkinen, dem Coulthard 1998 beim Saisonauftakt in Melbourne den Sieg überließ.

Im gleichen Jahr im belgischen Spa wurde Coulthard aber nicht zurückgepfiffen, als es für Häkkinen um wertvolle Punkte im Titelkampf mit Schumacher ging. Das hat den zweimaligen Weltmeister damals mächtig geärgert, auch wenn er sich auf Anweisung seines Teams mit Kritik zurückhalten musste.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug stört sich nicht an Häkkinens Alleingang, schließlich habe man zwei gleichberechtigte Fahrer, so der Schwabe: "Die Frage nach einer Stallorder stellt sich für uns nicht. Wenn es irgendwann mal nötig ist, wird das Team von Fall zu Fall entscheiden." Zuletzt in Montreal nahm Coulthards Motorschaden McLaren-Boss Ron Dennis die Entscheidung ab, den Schotten in der Schlussphase an Häkkinen vorbei auf Platz drei zu dirigieren. Coulthard selbst hält sich bei diesem Thema diplomatisch zurück: "Das entscheiden Ron und Norbert."

Nach einem frustrierenden Saisonauftakt mit fünf Ausfällen in den ersten sieben Rennen hat der dritte Platz in Montreal Häkkinen wieder Mut gemacht. "Es war ein gutes Gefühl, wieder mit den Jungs den Champagner zu verspritzen", meinte der 32-Jährige: "Die Dinge können sich ändern. Ich weiß wie man Rennen gewinnt, das Team auch. Es gibt keinen Grund, warum ich es nicht schaffen sollte. Ich war auch im letzten Jahr in einer ähnlichen Situation, und dann ist es noch eine fantastische Saison geworden."

Häkkinen gibt zu, dass ihm viele Gespräche mit seiner Frau Erja, mit Teamchef Dennis und Freunden geholfen haben, nicht den Glauben an die eigene Stärke zu verlieren. Ans Aufhören habe er während dieser schwierigen Zeit aber nie gedacht: "Solche Gedanken hatte ich nur einmal: 1991 nach meiner ersten Formel-1-Saison." Eine Vertragsverlängerung bei den Silbernen ist für Häkkinen nur noch Formsache. Gleiches gilt für Coulthard: "Das Team kann mit meiner Leistung in diesem Jahr zufrieden sein, das ist die beste Option, um langfristig Rennen und Meisterschaften zu gewinnen."