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  • 23.10.2016 12:32

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Stärkstes Jahr seit Premiere: US-Grand-Prix bekrabbelt sich

Austin trotzt der Konkurrenz aus Mexiko und den gestrichenen Fördergeldern: Mit einem Popsternchen und einem vollen Kalender soll es finanziell bergauf gehen

(Motorsport-Total.com) - Immer wieder schienen dunkle Wolken über Austin aufzuziehen, doch vier Jahre nach der Formel-1-Premiere in Texas sitzen die Cowboys bei Bernie Ecclestone fest im Sattel: Der Circuit of The Americas (CoTA) verfügt über einen Vertrag über fünf weitere Saisons. Selbst, wenn die Beletage des Motorsports gerade nicht gastiert, brummt der Laden. 2017 ist die Strecke komplett ausgebucht, mit der Motorrad- und der Langstrecken-WM (WEC) wurden zwei weitere Topevents an Land gezogen.

Titel-Bild zur News: Jolyon Palmer in Austin

Der signifikante Streckenturm in Austin ist längst nicht mehr wegzudenken Zoom

Promoter Bobby Epstein reckt den Daumen nach oben: "Bernie hat mir sofort gesagt, dass wir nach drei oder vier Jahren weiter wachsen, wenn wir Erfolg haben", erklärt er 'Motorsport-Total.com' zufrieden. An diesem Wochenende säumen über 200.000 Menschen die Anlage - auch, weil sich die Verantwortlichen für die von den US-Amerikanern geliebten Showlemente mächtig ins Zeug gelegt haben. Das Konzert des Popsternchen Taylor Swift ist fast die größere Attraktion als das Rennen.

"Bei einigen Leuten scheint es Tradition zu werden", lobt Epstein den Zuschauerzuspruch, mit dem es nach der erfolgreichen Premiere zunächst bergab ging. Kamen zum ersten WM-Lauf im Wilden Westen noch 117.000 Zuschauer am Rennsonntag, waren es anschließend 113.000, 107.000 und im Dauerregen des vergangenen Jahres 90.000. Doch Austin bekrabbelt sich und bekommt die Kurve - unabhängig davon, inwiefern die Formel 1 auf dem US-amerikanischen Markt allgemein Fuß fasst.

Warum Straßenkurse meistens ein Verlustgeschäft sind

Epstein rechnet damit, 2016 zahlenmäßig an den Erfolg von vor vier Jahren heranzukommen. Aus Sicht der CoTA-Verantwortlichen gibt es in den USA genügend Begeisterung: "Das Interesse muss sich doch nicht vervierfachen, wenn wir schon jetzt eine Million Fans haben", spielt Epstein auf die begrenzten Sitzplätze auf seinen Tribünen an. Wenn allerdings mehr Rennen in Nordamerika in den Kalender kommen, könnte der Konkurrenzkampf um die Zuschauergunst zur Bedrohung werden.

"Natürlich hatte Mexiko Einfluss", räumt Epstein bezüglich des Megaevents im vergangenen Jahr ein. Viele Fans von Sergio Perez und Esteban Gutierrez, die früher nach Texas reisten, blieben im eigenen Land und sorgten 2015 für schlechtere Zuschauerzahlen am CoTA. "Die Frage ist, wie viele Leute dort hingegangen sind, weil es das erste Mal war", gibt Epstein zu bedenken und ärgert sich darüber, dass beide Rennen unmittelbar hintereinander stattfinden. Ihm schwebt etwas anderes vor.

Der Promoter wünscht sich, dass Mexiko im Sommer zeitnah zu Kanada ausgetragen und eine zweite Übersee-Tour in den USA und Brasilien wie gewohnt im Spätherbst im Formel-1-Kalender vermerkt wird. Dann, so hofft er, ließen sich auch zuletzt gestrichene Fördergelder der öffentlichen Hand zurückholen. "Natürlich hatten die Einschnitte gewaltig Einfluss. Wir haben aber auch nicht genug Daten geliefert", packt sich Epstein an die eigene Nase. Mit mehr Transparenz will er sich die Subventionen zurückholen, betont aber gleichzeitig: "Die Strecke steht und fällt nicht damit."


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Austin

Denn in Austin entschied man sich bewusst für eine permanente Rennstrecke mit vielen Facetten und gegen einen Straßenkurs. "Die Leute unterschätzen, wie viel solche Events kosten. Wenn man nicht darauf vorbereitet ist, viel Geld zu verlieren, sollte man es nicht machen", sagt er über die horrenden Promotergebühren Ecclestones. "Auf einer temporären Strecke kann man sonst kein Geld verdienen. Und selbst wenn eine permanente baut, stellt man sich besser auf Verluste ein."