• 25.01.2009 14:02

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Sponsoreneinnahmen gehen deutlich zurück

Die Weltwirtschaftskrise hinterlässt ihre Spuren: Während viele Unternehmen ihre Formel-1-Sponsorings beenden, steigen kaum neue Sponsoren ein

(Motorsport-Total.com) - Es waren die goldenen Jahre der Formel 1: McLaren-Mercedes lud 1997 die Spice Girls ein, um den ersten Silberpfeil der Neuzeit vorzustellen, ein Jahr später leistete sich Eddie Jordan für seine Teampräsentation eine Show des Cirque du Soleil in der Londoner Royal Albert Hall. Anno 2008 ist alles anders: Selbst die Topteams verzichten auf teure Partys und launchen stattdessen lieber billig im Internet.

Titel-Bild zur News: Williams-Toyota FW31

Die Teampräsentationen in der Formel 1 waren schon mal prunkvoller als 2009

Die neuen Lackierungen der sechs bisher präsentierten Teams belegen, dass 2009 weniger neue Sponsoren in die Formel 1 gekommen sind als in jedem der fünf Jahre zuvor. Lediglich zwei Millionen Euro konnten aus neuen Deals lukriert werden. Zum Vergleich: 2007 waren es über 100 Millionen Euro, weil damals das Tabakwerbeverbot in Kraft trat und eine ganze Welle neuer Unternehmen angespült wurde, darunter auch die Großbanken Santander und ING.#w1#

Krise bei Williams

Hinzu kommt, dass die Teams insgesamt sieben Mal mehr Geld verloren haben als im Vorjahr, wobei Williams der größte Verlierer ist: Die Abgänge von Baugur, Lenovo und Petrobras reißen ein Loch von 35 Millionen Euro ins Budget. Ersatz ist acht Wochen vor dem Saisonbeginn in Australien nicht in Sicht. Das können auch die Upgrades einiger bestehenden Sponsoren, darunter Randstad und Philips, nicht kompensieren.

Die Weltwirtschaftskrise wirkt sich aber auch auf die Herstellerteams aus. McLaren-Mercedes hat mit Henkel, Schüco und Sparco drei Sponsoren verloren und noch nicht ersetzt. Gleiches gilt für das BMW Sauber F1 Team, das die Etats von Credit Suisse und Dell verloren hat und damit nach Williams der zweitgrößte Verlierer ist. Branchenkrösus bleibt Ferrari mit Sponsoreneinnahmen in der Höhe von 151 Millionen Euro.

70 Millionen Euro Rückgang

Insgesamt hat die Formel 1 im Vergleich zum Vorjahr geschätzte 70 Millionen Euro an Sponsoreneinnahmen verloren - nicht eingerechnet die Abgänge der neun zuletzt bei Honda engagierten Marken, darunter renommierte Namen wie Ray-Ban oder Seiko. Honda hat bekanntlich im Dezember seinen Ausstieg aus der Königsklasse bekannt gegeben, doch sollte ein Käufer für das Team gefunden werden, könnten die Sponsoren erhalten bleiben.

Das einzige Team, das erhöhte Sponsoreneinnahmen vermelden kann, ist Renault. Grundlage dafür ist der aufgestockte Deal mit dem französischen Mineralölkonzern Total, der neben elf nun auch seine Marke Total prominent auf den Autos von Fernando Alonso und Nelson Piquet präsentiert. Total lässt sich sein Engagement geschätzte 19 Millionen Euro kosten, also um vier Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr.

Sponsoreneinnahmen 2008/09:

Ferrari:

Sponsoreneinnahmen 2009: 151 Millionen Euro
Abgänge*: 5 Millionen Euro (Mahle, Martini)
Zugänge*: 0 Euro
Veränderung 2008/09**: - 4 Millionen Euro

McLaren-Mercedes:

Sponsoreneinnahmen 2009: 112 Millionen Euro
Abgänge*: 3 Millionen Euro (Schüco, Sparco)
Zugänge*: 0 Euro
Veränderung 2008/09**: - 3 Millionen Euro

BMW Sauber F1 Team:

Sponsoreneinnahmen 2009: 62 Millionen Euro
Abgänge*: 19 Millionen Euro (Credit Suisse, Dell)
Zugänge*: 0 Euro
Veränderung 2008/09**: - 19 Millionen Euro

Renault:

Sponsoreneinnahmen 2009: 91 Millionen Euro
Abgänge*: 3 Millionen Euro (Chronotech, Human Services, Sanho)
Zugänge*: 0 Euro
Veränderung 2008/09**: + 1 Million Euro

Toyota:

Sponsoreneinnahmen 2009: 61 Millionen Euro
Abgänge*: 2 Millionen Euro (Ebbon-Dacs, Time)
Zugänge*: 2 Millionen Euro (Chiemsee, RE/MAX)
Veränderung 2008/09**: - 2 Millionen Euro

Williams:

Sponsoreneinnahmen 2009: 57 Millionen Euro
Abgänge*: 35 Millionen Euro (Baugur, Lenovo, Petrobras)
Zugänge*: 0 Euro
Veränderung 2008/09**: - 23 Millionen Euro

* Präsenz auf Autos und/oder Overalls
** Alle Sponsoren