• 29.06.2006 17:40

  • von Adrian Meier

Speed: "Die Formel 1 ist sehr schwer zu erreichen"

Scott Speed war schon immer von der Formel 1 fasziniert, jedoch schien diese für einen amerikanischen Nachwuchspiloten wie ihn lange unerreichbar zu sein

(Motorsport-Total.com) - Wenn die Formel 1 an diesem Wochenende in Indianapolis den Grand Prix der USA in Angriff nimmt, dann kann das amerikanische Publikum seit vielen Jahren wieder einen heimischen Piloten anfeuern: Scott Speed von der Scuderia Toro Rosso war schon immer von der Formel 1 begeistert, doch für amerikanische Nachwuchspiloten ist der Wechsel nach Europa nicht immer leicht.

Titel-Bild zur News: Scott Speed

Scott Speed hat den Sprung in die Formel 1 geschafft und sich seinen Traum erfüllt

Dennoch war Speed bereits als Kind von der Formel 1 fasziniert: "Ich habe mir immer die Rennen angesehen", erinnerte er sich. "Als ich Kart fuhr, habe ich immer gesagt, dass ich eines Tages in die Formel 1 kommen wollte", doch hätte ihm dies damals niemand geglaubt. "Es war sehr schwierig und unrealistisch für ein Kind, das in Amerika aufwuchs und Kart fuhr, auch nur daran zu denken, eine Chance zu bekommen, in der Formel 1 zu fahren", berichtet Speed.#w1#

Red Bull ermöglichte den Wechsel nach Europa

"Als ich Kart fuhr, habe ich immer gesagt, dass ich eines Tages in die Formel 1 kommen wollte." Scott Speed

Mut machten dem heute 23-Jährigen damals jedoch Fahrer wie Jacques Villeneuve und Juan-Pablo Montoya, die aus der Champ-Car-Serie den Sprung über den Atlantik erfolgreich schafften und in der Formel 1 unterkamen: "Um ehrlich zu sein dachte ich, dass wenn ich es eines Tages schaffen würde, dass dies dann über die Champ-Cars klappen würde, denn das ist eine andere Serie, deren Fokus ebenfalls auf normalen Rennstrecken und Straßenkursen liegt, und nicht auf Ovalen", erinnert er sich. "Als ich in Amerika aufwuchs, kamen Gerade Jungs wie Villeneuve und Montoya von dort in die Formel 1."

Doch Speed beschritt einen anderen Weg. Red Bull startete vor einigen Jahren eine groß angelegte Suche nach einem hoffnungsvollen US-amerikanischen Nachwuchspiloten, den man in die Formel führen wollte. Speed war einer der geförderten Fahrer. "Das Problem mit der Formel 1 und den Amerikanern ist, dass sie nur so schwer erreicht werden kann - das ist fast nicht machbar. Ohne die Unterstützung durch Red Bull, die mich nach Europa gebracht haben und mir die Möglichkeit gaben, in Formel 3, Formel Renault und GP2 anzutreten, wäre das für mich nicht möglich gewesen", ist Speed überzeugt.

Speed war schon immer von der Formel 1 begeistert

"Für mich ist die Formel 1 ganz klar die Königsklasse des Motorsports." Scott Speed

Dennoch übte die Formel 1 schon immer einen größeren Reiz auf ihn aus als andere, teilweise in den USA sehr populäre Rennserien: "Als ich noch klein war, in meiner Kart-Zeit, habe ich NASCAR geschaut, und das war interessant und aufregend", erinnert er sich. "Aber sobald ich selbst Rennen fuhr, strebte ich immer nach der Formel 1." Die in Amerika beliebten Ovalrennen seien zwar "gut für die Fans und die Vermarktung", aber: "Für mich ist die Formel 1 ganz klar die Königsklasse des Motorsports, und wie jeder professionelle Athlet strebe ich nach dem Besten", begründet er seine Affinität zum Grand-Prix-Zirkus.

Vorgeprägt war Speed jedoch auch von seiner Familie, die sich schon lange vor seinem Wechsel nach Europa die Rennen im Fernsehen ansah. Überdies trainierte er bereits in seiner Kindheit eifrig mit Formel-1-Simulationen - eine Leidenschaft, der Speed noch heute gerne nachgeht: "Seit ich ein Kind war, habe ich Formel-1-Spiele am Computer gespielt, mit Lenkrad und Pedalen", erzählt er. "Ich strebte immer nach Wettbewerb. Egal, ob ich im Kart auf der Strecke saß, ein Rennen auf einer Autorennbahn fuhr oder im Computerspiel - ich war schon immer davon fasziniert, einer guten Zeit nachzujagen, mich zu verbessern und schneller zu werden."

Erster Formel-1-Test fasziniert Speed noch immer

Nach einiger Lehrzeit in europäischen Nachwuchsrennserien trat Speed dann in der vergangenen Saison in der GP2 an, in dieser Zeit durfte er schließlich auch seinen ersten Formel-1-Test absolvieren, an den er sich noch gut erinnern kann: "Das war ein richtiger Schock", berichtet er. "Diese Menge Grip in einer schnellen Kurve war unglaublich, und natürlich die Bremsen", schwärmt Speed noch immer von seinen ersten Runden, obwohl er bereits zuvor diverse andere schnelle Rennfahrzeuge getestet hatte.

"In gewisser Weise ist es die Kehrseite der Formel 1, dass man weniger Dinge selbst unter Kontrolle hat." Scott Speed

Inzwischen hat sich der US-Boy in der Formel 1 eingelebt und hat viel Spaß, auch wenn neben der Formel 1 nicht mehr viel Zeit für andere Dinge bleibt: "Ich tue jetzt, was ich schon immer tun wollte, aber es ist auch so, dass es nicht leicht ist, die ganze Zeit dazu aufzubringen." Schließlich sei die Belastung in der Königsklasse des Motorsports mit regelmäßigen Testfahrten zwischen den Rennwochenenden groß, zumal "ich keinen Privatjet habe, um von einem Ort zum anderen zu fliegen, daher muss ich normale Flüge buchen, und das ist sehr auslaugend".

Gerade zu Beginn habe er in der Formel 1 zusätzlich viel lernen müssen: "Alles zu lernen und dann das Team nach vorn zu bringen, ist eine Kunst", sinniert er. "Das benötigt eine Menge Disziplin, und es ist ein anderer Ansatz, der in keiner anderen Motorsportserie vorhanden ist", meint Speed. "Aber in gewisser Weise ist es die Kehrseite der Formel 1, dass man weniger Dinge selbst unter Kontrolle hat, weil es mehr ein Teamsport ist", erklärt er abschließend.