• 05.05.2005 13:22

Spanien hat endlich einen Formel-1-Matador

Ganz Spanien liegt ihm zu Füßen, am kommenden Wochenende wird er vielleicht das Rennen seines Lebens bestreiten: Fernando Alonso

(Motorsport-Total.com/sid) - Wenn Fernando Alonso seine Erfolge erklären soll, greift er gern auf den Vergleich zum spanischen Nationalsport Fußball zurück. Sein Triumph gegen Michael Schumacher in Imola sei gewesen, "als ob mein Real Madrid den FC Barcelona 10:0 abfertigen würde - und zwar im 'Nou-Camp-Stadion'". Am Sonntag wird aber nicht das Fernduell zwischen den "Barca"-Stars und den "Königlichen" aus Madrid die spanische Sportwelt elektrisieren, sondern die nächste Runde im WM-Duell zwischen "Fernando I." und Weltmeister Michael Schumacher beim Großen Preis von Spanien.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Siegerpose: Fernando Alonso ist derzeit absoluter Superstar in Spanien

Der kleine Renault-Pilot aus Oviedo ("Ich wäre gerne etwas größer") hat mit seinen drei Siegen in Folge und der souveränen WM-Führung aus den Fußball- und Motorrad-verliebten Spaniern ein Volk von Formel-1-Fans gemacht. Das Rennen in Barcelona wird am Sonntag mit 115.000 Zuschauern erstmals ausverkauft sein, die spanischen Medien hatten den 23-Jährigen zuletzt sogar schon auf eine Stufe mit dem Pontifex gehoben: "Deutschland hat den Papst, Spanien hat Alonso", meinte 'Radio Marca' nach dem Sieg in Imola.#w1#

Jüngster Pole-Mann und jüngster Sieger aller Zeiten

Alonso, der am 23. März 2003 in Kuala Lumpur jüngster Pole-Position-Mann und fünf Monate später am 24. August jüngster Grand-Prix-Sieger der Formel-1-Geschichte wurde, ist in Spanien in kürzester Zeit zu einem Volkshelden geworden: "Vor drei Jahren war die Formel 1 in meiner Heimat noch so gut wie nicht existent. Nun kleben sieben Millionen Spanier förmlich vor den Fernsehschirmen, wenn ein Grand Prix läuft. Unglaublich", meint Alonso, der wie einst Schumacher vom Italiener Flavio Briatore zum Star aufgebaut wird. Zwei Anrufe hat der zurzeit schnellste Spanier in dieser Saison auch schon von König Juan Carlos bekommen. "Und nach Bahrain hat er mir gesagt, wir sehen uns in Barcelona", berichtet er stolz.

Zurückhaltung, Loyalität, Stolz, Aggressivität und Leidenschaft - das sind Eigenschaften, die den vielleicht nächsten Weltmeister auszeichnen. Er selbst dagegen sieht sich als "ein ganz normaler Typ": "Ich war nie besessen von dem Gedanken an die Formel 1. Für mich ist es eigentlich ein Job wie jeder andere - er bringt auch bestimmte Zwänge und Einschränkungen mit sich. Aber natürlich beinhaltet dieser Job auch viele Privilegien", sagt Alonso, der abseits der Rennstrecke eher das Rampenlicht meidet und seine Zeit am liebsten mit seiner Familie und guten Freunden verbringt. In seiner Freizeit spielt er Fußball oder Tennis, fährt Rad oder geht ins Kino.

"Die Formel 1 besteht nicht aus Superhelden"

"Die Formel 1 besteht nicht aus Superhelden", stellt er klar. Eher aus akribischen Arbeitern, wie Michael Schumacher oder Alonso. Der Spanier ist entspannt und umgänglich außerhalb des Fahrerlagers, beim Job konzentriert er sich zu 100 Prozent auf das Wesentliche und kämpft von der ersten bis zur letzten Runde. Wie in Imola: "Es war fantastisch, vielleicht das beste Rennen meiner Karriere. Es hat mir extrem viel Spaß gemacht, Michael in Schach zu halten und mit ihm zu fighten. Aber trotz Imola wird Barcelona für mich vielleicht das größte Rennen, das ich je gefahren bin", sagt Alonso, der die Tour-de-France-Sieger Miguel Indurain und Lance Armstrong bewundert.

Seine Karriere hatte bereits im Alter von drei Jahren begonnen, als ihm sein rennverrückter Vater Jose Luis ein Kart baute - und dem Filius Holzklötze unter die Füße schnallte, damit er an die Pedale kam. Über die Formel Nissan und die Formel 3000 kam er 2001 bei Minardi in die Königsklasse, in der er nach einem Jahr als Testfahrer bei Renault 2002 vor zwei Jahren richtig durchstartete. Doch Alonso sieht sich noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung: "Ich bin mit meinen 23 Jahren immer noch recht jung und jedes Jahr lerne ich mehr dazu. In der Formel 1 kannst du es dir nicht leisten, dich auf deinen bisherigen Erfolgen auszuruhen."