GP Belgien
Spa-Samstag in der Analyse: Ist McLaren trotzdem Favorit?
Formel-1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Leclerc erbt die Pole von Verstappen +++ Hamilton: Nur dank Regen so weit vorne +++ Piastri: Sieg ist noch möglich +++
Feierabend
Wir sind damit auch am Ende unseres heutigen Tickers angekommen. Für euch geht es aber wie gewohnt auf unserem Portal und auch auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de noch etwas weiter.
Um 21:30 Uhr melden sich Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll mit der großen Analyse zum Qualifying. Rennstart ist morgen um 15:00 Uhr und wir sind dann rechtzeitig wieder mit einem neuen Ticker für euch am Start.
Viel Spaß nachher noch mit unserer großen Videoanalyse und bis dann!
Sauber wieder ohne Chance auf Punkte?
"Ich denke, wir haben heute das Beste daraus gemacht", sagt Valtteri Bottas nach P14 im Qualifying und erklärt, er sei "saubere Runden" gefahren und auch das Timing habe gepasst. Trotzdem wurde er in Q2 Vorletzter.
"Morgen bietet sich eine neue Chance, und es wäre schön, wenn wir vor der Sommerpause endlich Punkte holen könnten. Wir haben auf dieser Strecke schon einige unberechenbare Rennen gesehen", erinnert er.
Doch das dürfte für Sauber wohl auch die einzige Chance sein, in die Top 10 zu kommen. Unter normalen Umständen dürfte das wieder einmal nicht klappen. Über die noch schlechtere Ausgangslage für Guanyu Zhou haben wir ja vorhin schon gesprochen.
Pirelli rechnet mit zwei Stopps
Mario Isola von Pirelli verrät: "Im Vergleich zum letzten Jahr hat der neue Asphalt die Balance nun deutlich in Richtung einer Zweistoppstrategie verschoben."
"Es bedeutet auch, dass der härteste Reifen hier, der C2, jetzt viel besser für das Rennen geeignet ist als noch vor zwölf Monaten, zum Nachteil des weichsten C4", so Isola.
"Auf dem Papier" gehe es mit der Variante Medium-Hard-Hard am schnellsten, verrät er. Sollte man nur noch einen harten Reifen haben, sei aber auch Medium-Hard-Medium möglich.
Und auch Soft-Hard-Hard und eine Strategie mit allen drei Reifenmischungen könne man nicht ausschließen, so Isola. Ein Einstopper sei dagegen auf jeden Fall "zu langsam".
Hört sich nach einer spannenden Ausgangslage an!
Ferrari: Regen hat Bouncing verschleiert
"Nein", antwortet Carlos Sainz die Frage, ob Ferrari das Problem mit dem Bouncing behoben habe. Man habe noch immer Arbeit vor sich und werde die Schwierigkeiten erst im Laufe des Jahres in den Griff bekommen.
Teamkollege Charles Leclerc betont, dass es heute zwar in Ordnung gewesen sei. "Aber natürlich ist es bei nassen Bedingungen immer ein bisschen weniger ein Problem. Gestern hatten wir ein bisschen mehr damit zu kämpfen", verrät er.
Immerhin: "Ich erwarte nicht, dass dies morgen während des Rennens ein Problem sein wird. Das ist also etwas Positives. Aber wenn es ein trockenes Quali gewesen wäre, hätte ich erwartet, dass es für uns ein bisschen schwieriger wird", gesteht er.
Gelöst hat Ferrari die Probleme also in der Tat noch nicht.
Ricciardo: Sind zum falschen Zeitpunkt gefahren
P13 nur für ihn und er gesteht: "Ich bin enttäuscht, denn ich hatte das Gefühl, dass wir ein wirklich gutes Auto hatten." Er habe daher den Eindruck, dass er eigentlich weiter vorne stehen sollte.
Man sei "konkurrenzfähig" gewesen, doch in Q2 habe man dann den falschen Runplan gehabt, weil man gleich zu Beginn auf der Strecke gewesen sei. Man habe vermutet, dass der Regen stärker werden würde.
Doch das sei nicht der Fall gewesen. "Es war also richtig, am Ende zu fahren - und da waren wir schon wieder in der Garage", zuckt er die Schultern. Sauer sei er deshalb übrigens nicht auf sein Team.
Denn die Entscheidung habe eigentlich Sinn ergeben. "Wenn es nur ein bisschen stärker regnet, sehen wir schlau aus", betont er. Doch das Wetter machte diesem Plan einen Strich durch die Rechnung.
Für Teamkollege Tsunoda spielte das Qualifying keine Rolle. Er muss wegen seiner Strafe morgen sowieso als Letzter starten.
Marko über Perez: "Schaut schon wieder viel besser aus"
Helmut Marko erklärt bei bei ServusTV zufrieden: "Ganz toll von Sergio, der sich da wirklich gesteigert hat. Durch die Rückversetzung startet er in der ersten Reihe, und jetzt schaut das Ganze schon wieder viel besser aus."
Perez selbst zeigt sich nach dem Qualifying eher unbeeindruckt von seiner Leistung: "Wir haben viel ausprobiert, auch heute wieder verschiedene Dinge versucht, aber dabei haben wir ein gutes Fenster gefunden, bisschen in der Richtung von Ungarn."
Mit einem Unterschied, wie Perez verrät: "Wir waren viel zufriedener mit dem Auto, wobei es natürlich auch unter Intermediate-Bedingungen war."
Die kompletten Aussagen der beiden findet ihr hier!
Verstappen: McLaren ist der Favorit
Der Weltmeister betont, dass die Longruns von McLaren am Freitag "unglaublich stark" gewesen seien. Er prophezeit daher: "Ich glaube, dass sie so schnell sind, dass sie ziemlich schnell um die Spitze und um die Führung kämpfen werden."
"Ich würde mich schon freuen, wenn wir dieses Renntempo mitgehen können", betont der Weltmeister, der wegen seiner Strafe ja nur von P11 ins Rennen gehen wird. Eine Aufholjagd ist daher keine Selbstverständlichkeit.
"Die meisten Teams um uns herum haben zwei harte Reifen, wir nicht. Ich weiß natürlich nicht, ob das im Moment besser ist oder nicht, aber das werden wir morgen herausfinden", so Verstappen, für den es um "Schadensbegrenzung" gehe.
Spannend ist zudem, dass er mit einem etwas größeren Heckflügel unterwegs ist. Das ist beim Überholen eigentlich ein Nachteil. Er selbst erklärt aber, dass er sich mit diesem Flügel einfach "etwas wohler" fühle.
Schauen wir mal, ob das im Rennen so bleibt.
Alonso: Mehr war nicht drin
Der Aston-Martin-Pilot sortiert sich einen Platz hinter seinem Landsmann ein und erklärt, dass er heute "das Maximum" herausgeholt habe und "zufrieden" sei. Am Ende wurde er "Best of the Rest" hinter den vier Topteams.
Er berichtet: "Das Auto fühlte sich im Qualifying gut an. In den restlichen drei Trainings des Wochenendes hatte ich ein wenig zu kämpfen. Ich hatte nie Vertrauen in das Auto. Ich brauchte drei oder vier Runden, um den Rhythmus zu finden."
Im Qualifying habe es dann aber gleich ab der ersten Runde gepasst. Im Hinblick auf das Rennen erklärt er trotzdem, dass es unter normalen Umständen wohl keine Chance gebe, die Autos vor ihm anzugreifen.
"Ich denke, wir müssen nach hinten schauen", so der Spanier. Anders sieht es bei seinem Teamkollegen aus, der 15. und damit Letzter in Q2 wurde. Sein Blick wird am Sonntag nach vorne gehen.
"Ich hatte im Qualifying mit dem Grip und der Balance des Autos zu kämpfen. Es ist schwer, wirklich zu pushen, wenn man nicht das nötige Vertrauen hat", so Lance Stroll, der zuvor in FT3 gecrasht war.
Sainz: Ausgerechnet der letzte Run war nichts
Der Spanier ärgert sich ebenfalls, denn er erklärt, er habe im ganzen Qualifying nur einen schlechten Run gehabt. Doch das sei ausgerechnet der entscheidende zweite Q3-Run gewesen. So wurde er schließlich nur Achter.
"Der Rest des Qualifyings war sehr stark", betont er und erklärt, er habe sich wohl im Auto gefühlt. Nur im letzten Run habe er "viel Mühe" mit dem Aufwärmen der Reifen gehabt "und konnte einfach keine Runde zusammenbringen", so Sainz.
Im Hinblick auf das Rennen erklärt er, man könne zwar überholen, "aber gleichzeitig haben wir Autos vor uns, die gleich schnell oder schneller sind als wir, wie die McLarens, Red Bull oder Mercedes."
Und da werde es dann schwierig, nach vorne zu kommen. Doch er erinnert auch daran, dass in Spa immer viel passieren könne. Ein Topergebnis möchte er daher auch noch nicht komplett abschreiben, "wenn wir alles perfekt machen".
Alpine in Q3: Ocon zufrieden, Gasly ärgert sich
Nachdem zuletzt zweimal in Folge beide Alpine-Piloten in Q1 ausgeschieden waren, schaffte es zumindest Esteban Ocon heute wieder in Q3. Es sei "ein guter Nachmittag" gewesen, so der Franzose.
"Leider hatten wir keine neuen Reifen für Q3", berichtet er. So wurde er dort dann Zehnter und Letzter. Er ist aber trotzdem optimistisch, denn man sei mit einem Trockenset-up unterwegs und daher für das Rennen gut aufgestellt.
Der Blick richte sich daher eher nach vorne als nach hinten, so Ocon. Teamkollege Pierre Gasly ärgert sich dagegen, denn: "Q1 war wirklich gut, das Auto fühlte sich großartig an." Da wurde er starker Zweiter.
In Q2 schied er dann allerdings aus, weil seine Outlaps zu schnell und die Reifen in der schnellen Runde dann schon ruiniert gewesen seien. "Das Auto fühlte sich in Q2 einfach ganz anders an", ärgert er sich.
P12 sei nach dem starken Q1 daher "ziemlich enttäuschend" gewesen.
Russell: Immer Probleme in Spa
Wir bleiben eben bei Mercedes, wo George Russell erklärt, dass P7 heute ein "faires" Ergebnis für ihn sei. Er betont zudem, dass man in Spa auch in den vergangenen Jahren immer Schwierigkeiten gehabt habe.
Den Grund dafür kenne man nicht, denn "auf dem Papier" seien sich Silverstone und Spa nicht unähnlich. Doch während man bei seinem Heimrennen in diesem Jahr stark gewesen sei, habe man hier wieder Probleme.
"Wir müssen verstehen, warum das so ist. Es scheint etwas an den Autos zu geben, das auf bestimmten Strecken funktioniert. Red Bull ist hier zum Beispiel immer gut unterwegs. Das ist immer ihre stärkste Strecke der Saison, zusammen mit Österreich", so Russell.
Bei Mercedes dagegen gehöre Spa aktuell zu den Angststrecken. Denn tatsächlich stand hier seit 2021 kein Mercedes-Fahrer mehr auf dem Podium.
Hamilton: Nur dank Regen so weit vorne
"Ich fühle mich bei diesen Bedingungen immer wohl", betont Hamilton nach P4 heute und erklärt: "Ich glaube, wir hätten weiter vorne sein können, wenn wir das Timing im letzten Lauf perfekt hinbekommen hätten."
Das haben wir ja auch von Toto Wolff eben schon gehört. Im Hinblick auf das Rennen ist er weniger optimistisch und erklärt: "Ich denke, es gibt eine kleine Chance, dass wir vielleicht um einen Podiumsplatz kämpfen können."
"Aber ich denke, es wird sehr schwer werden", so Hamilton, der erinnert: "Wir haben die McLarens hinter uns, einen Red Bull vor uns und einen weiteren schnellen Red Bull, der noch [von hinten] durchkommen wird."
Und auch Ferrari scheine nicht so schlecht zu sein, so Hamilton, der zudem betont, dass man nur dank des Regens heute so weit vorne gelandet sei. Im Trockenen hätte man seiner Meinung nach nicht so weit vorne kämpfen können.
20+3=19
Für diese Rechnung würde man in jeder Matheklausur eine 6 bekommen, in der Formel 1 stimmt sie aber. Erklärung: Guanyu Zhou wurde im Qualifying 20. und hat nun noch eine Rückversetzung um drei Plätze in der Startaufstellung kassiert.
Hintergrund ist, dass er Verstappen in Q1 einmal im Weg stand. Doch weiter nach hinten als P20 geht bekanntlich nicht. Und weil gleichzeitig Tsunoda wegen einer Motorenstrafe von ganz hinten starten muss, geht es für Zhou trotz der Strafe sogar noch einen Platz nach vorne.
Klingt bekloppt, ist aber so ...
Piastri: Sieg ist noch möglich
"Ich denke schon. Wir sollten selbstbewusst sein", antwortet Oscar Piastri bei Sky auf die Frage, ob der Sieg morgen noch drin sei. Er wurde heute nur Sechster, erinnert aber: "Unsere Pace im Trockenen sah sehr gut aus."
"Ich denke, das Auto ist immer noch schnell, ich habe nur ein paar Fehler gemacht und auch die Reifenstrategie, die wir in Q3 gewählt haben, hat nicht funktioniert", nennt er die Gründe für das eher durchwachsene Qualifying.
"Es ist ein bisschen schade, aber wir haben immer noch eine gute Ausgangsposition. Spa ist eine Strecke, auf der man überholen kann, und unsere Pace im Trockenen sah definitiv stark aus, also denke ich, dass wir immer noch eine Chance haben", so Piastri.
Auch Teamchef Andrea Stella betont: "Wir wollten keine Kompromisse bei der Abstimmung für die heutigen Bedingungen eingehen, weil wir wissen, dass wir morgen den Topspeed brauchen."
"Wir waren bereit, im Qualifying einen kleinen Preis zu zahlen, weil wir morgen im Trockenen das renntauglichste Auto haben wollen", betont Stella. Heißt: Im Rennen sollte McLaren wieder schneller unterwegs sein.
Hülkenberg raus in Q1: "Fehlt einfach Speed"
Ein enttäuschender 16. Platz heute nur für den Deutschen, der erklärt: "Ich glaube, es fehlt einfach Speed, es fehlt Grip. Generell haben wir uns dieses Jahr auf Intermediates nicht wirklich wohlgefühlt. Da hat unser Auto gewisse Probleme."
"Und das hat sich heute leider fortgesetzt. Ich weiß es nicht, vielleicht haben andere Teams mehr Abtrieb draufgeschraubt, weil es jetzt nass ist, was dann für heute gut ist, aber für morgen weniger gut, wenn es trocken ist. Das bleibt abzuwarten."
"Das kann sich morgen vielleicht noch mal drehen", hofft er, gesteht aber, dass er heute "generell einfach kein gutes Gefühl" im Auto hatte. "Die Runde war einfach nicht schnell genug", zuckt er die Schultern.
Er hofft im Hinblick auf das Rennen: "Im Trockenen kann man hier überholen. Vielleicht können wir da mit unserem Top-Speed etwas ausrichten." Er weiß aber auch: "Wir starten natürlich von relativ weit hinten, was die Ausgangslage nicht ganz einfach macht."
Norris zufrieden: Nicht mit P5 gerechnet
Erstaunlich: Obwohl er gestern noch Schnellster war und heute nur Fünfter wurde, erklärt Lando Norris bei Sky: "Ich bin eigentlich ganz zufrieden. [...] Ich glaube, die Red Bulls waren uns das ganze Wochenende über einen Schritt voraus."
Er betont: "Auch wenn wir gestern etwas schneller waren, glaube ich nicht, dass Red Bull seine Karten schon aufgedeckt hat - und wir schon. Was wir gestern gemacht haben, war so ziemlich alles, was wir können."
Für ihn selbst sei es ein schwieriger Tag gewesen, er sei nie in einen guten Rhythmus gekommen. "Ich lag einfach immer einen Schritt zurück", gesteht er und betont, dass er deshalb sogar "überrascht" von P5 gewesen sei.
Seine Hoffnung für das Rennen: "Ich denke, der etwas geringere Abtrieb, den wir haben, hat uns heute möglicherweise ein wenig geschadet - und wird sich dafür morgen hoffentlich irgendwie auszahlen."