• 25.07.2024 11:13

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Jonathan Noble

So spielt Ferrari den Personalabgang herunter

Wie Ferrari den Wechsel von Enrico Cardile zu Aston Martin verkraften will und warum Teamchef Frederic Vasseur weiter an die "Politik der kleinen Schritte" glaubt

(Motorsport-Total.com) - Ferrari ist kurz vor der Sommerpause der Formel 1 auf den vierten Platz im Kräfteverhältnis abgerutscht und hat obendrein seinen Chassis-Leiter Enrico Cardile an Aston Martin verloren. Trotzdem gibt sich Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur optimistisch für die kommenden Wochen.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Teamchef Frederik Vasseur im Formel-1-Fahrerlager 2024

Ferrari-Teamchef Frederik Vasseur im Formel-1-Fahrerlager 2024 Zoom

Denn in der Sommerpause sei es "am einfachsten", einen Personalabgang zu verarbeiten, sagt er vor dem Belgien-Grand-Prix 2024 in Spa (hier alle Einheiten im Formel-1-Liveticker verfolgen!) und meint: "Direkt nach der Sommerpause stellen wir unsere neue Struktur vor."

Den durch den Cardile-Wechsel erzwungenen Wandel bei Ferrari bezeichnet Vasseur als "nicht dramatisch" und erklärt: "Unterm Strich haben wir eine Belegschaft von rund 200 Leuten, die sich mit genau diesem Thema befasst, und weitere 300 arbeiten in einem anderen Bereich."

"Ich versuche immer zu erklären, dass eine Einzelperson weniger wichtig ist als die Gruppe. Das stimmt, wenn du jemanden neu dazuholst, und das stimmt auch, wenn du jemanden verlierst. Du musst dir dann keine Sorgen um die Stabilität der Gruppe machen, denn die Leute arbeiten sehr gut zusammen. Das zeigt sich besonders in schwierigen Momenten."

Ferrari hat aufgeholt, wurde aber auch überholt

Und Ferrari befindet sich in einem schwierigen Moment: Seit dem Monaco-Sieg durch Charles Leclerc gab es nur einen weiteren Podestplatz durch Carlos Sainz. Inzwischen wirken nicht nur Red Bull und McLaren stärker als Ferrari, sondern auch Mercedes.

Vasseur aber verwendet andere Kennzahlen, um den Ferrari-Erfolg auf der Rennstrecke zu messen: "Innerhalb von zwölf Monaten ist es uns gelungen, zwei Drittel des Rückstands auf die Sieger wettzumachen. Das haben wir auch der Arbeit im Werk zu verdanken. Das bedeutet, ich habe großes Vertrauen in unsere Mitarbeiter."

Entscheidend sei, an diesen Trend anzuknüpfen, sagt Vasseur. "Denn ich bin natürlich nicht zufrieden, wenn wir mit 20 Sekunden Rückstand einlaufen. Man darf aber nicht vergessen: Vergangenes Jahr waren es noch 65 Sekunden."

"Wahr ist aber auch: Es reicht eben noch nicht. Und McLaren war zuletzt schneller als wir, um zwei bis drei Zehntelsekunden über das komplette Wochenende hinweg. Das heißt, wir müssen nachlegen bei der Leistung."

Das Ungarn-Update, das so nicht geplant war

Das hat Ferrari schon getan und in Ungarn ein Update eingeführt, das so "gar nicht geplant" gewesen war, meint Vasseur. Doch das Rennwochenende in Silverstone habe dem Team deutlich gemacht, dass eine rasche Reaktion erforderlich sei.

"Die Belegschaft im Werk hat alle Hebel in Bewegung gesetzt. Direkt nach dem Rennen in Silverstone haben wir im Windkanal versucht, Lösungen für die Probleme zu finden. Die haben wir gefunden. Und wir hatten dann vier Pakete dabei in Ungarn", sagt Vasseur.


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Er wolle "diese Dynamik" unbedingt beibehalten, "denn sie ist positiv für das Team", so erklärt er. "In diese Richtung muss es jetzt weitergehen."

"Es braucht einfach weiter kleine Schritte hier und dort. Manchmal sieht das aber schwierig aus, wenn du auf P5 und P6 stehst. Dann hast du den Eindruck, es fehlt sehr viel und es braucht große Änderungen. Aber so ist es gar nicht. Es sind Details. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Das fällt natürlich leichter, wenn du vorne bist, aber es geht in die richtige Richtung. Wir haben eine gute Korrelation."

Ferrari-Neuerungen auch für Spa?

Einzig die Fahrer haben noch Probleme mit dem SF-24. Vasseur spricht konkret die "Fahrbarkeit" des Formel-1-Autos an und meint: "Es geht hier auch um das Vertrauen der Fahrer ins Auto. Das kannst du nicht mit Zahlen belegen."

Ein Beispiel: "Sie fahren in Silverstone in Kurve 9 hinein und sind sich nicht sicher, wie die Balance des Autos aussieht. Da kann man sich vorstellen, dass man etwas vorsichtiger ist."

Ferrari habe aber auch hier Fortschritte zu verzeichnen und Leclerc und Sainz hätten durch die jüngsten Änderungen an Auto und Abstimmung bereits "besseres Vertrauen" ins Auto gefasst. "Spa wird sicher nochmal eine andere Nummer, aber wir haben noch ein paar Sachen in der Hinterhand", sagt Vasseur. Zumindest wird Ferrari versuchen, das Ungarn-Update noch besser auf den SF-24 abzustimmen.

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